Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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Heilung fÄr dieses Kind? Ich denke, dieser Wechsel zwischen Kuration und Palliation entspricht am ehesten der RealitÇt. Folgendes sind die Symptome, mit denen wir uns auseinandersetzen mÄssen (sie sind im Prinzip Çhnlich wie die in der Erwachsenen-Palliativmedizin, auch wenn die Krankheitsbilder heterogener sind): Atemnot, Verstopfung, âbelkeit, Erbrechen, Angst, Depression, Erschàpfung, Juckreiz, Schluckauf, Mundtrockenheit in der Terminalphase, Schmerzen – insbesondere bei den schweren neurologischen Erkrankungen treten Aspirationen auf mit den Folgen der Lungenproblematik und vor allen Dingen KrampfanfÇlle. Woran sterben Kinder? Die meisten, die das hàren, denken als erstes an Krebs. Dieses Diagramm (PowerPoint-PrÇsentation, S. 10) – es sind zwar Daten fÄr Bayern, aber sie sind reprÇsentativ fÄr Deutschland – zeigt, dass Kinder in der Regel gar nicht so hÇufig an Krebs versterben. Die meisten Kinder versterben aufgrund angeborener Fehlbildungen und an Krankheiten mit Ursprung in der Perinatalperiode; das macht 60 % aus. 700 Kinder sterben jÇhrlich in Bayern. Die Zahl verdoppelt sich, wenn wir die Unfallgeschehen dazu nehmen: jÇhrlich versterben also in Bayern 1.400 bis 1.500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren. Es ist wichtig, zu betonen und festzuhalten, dass die meisten Kinder, die sterben, nicht an Krebs sterben, sondern ganz viele kleine Kinder in den ersten Lebensjahren durch angeborene oder in der Geburt erworbene Erkrankungen sterben. Das Kinderhospiz ist etwas anderes als ein Erwachsenenhospiz, aber damit erzÇhle ich Ihnen als Profis ja nichts Neues. Im Kinderhospiz – das erste wurde von Schwester Frances Dominica in Oxford 1982 gegrÄndet – steht die Entlastung der Familie im Vordergrund. Die Sterbebegleitung ist auch in deutschen Kinderhospizen eine Ausnahme, sie ist màglich, aber in erster Linie geht es darum, den Eltern eine Verschnaufpause zu verschaffen. Das erste Kinderhospiz in Deutschland ist in Olpe entstanden. Im sÄddeutschen Raum ist ein Kinderhospiz im Entstehen, und zwar in Bad Grànenbach im AllgÇu. Nun erzÇhle ich Ihnen Äber unsere Arbeit. Wie arbeiten wir und was ist daran so besonders? Wir haben unser Projekt mit folgendem Zitat beschrieben: 22 Wir mÅchten so gerne zu Hause mit unserem Kind und der ganzen Familie zusammen sein, aber wir haben solche Angst davor, etwas falsch zu machen. (Mutter eines dreijÄhrigen Sterbenden) Welches sind die BedÄrfnisse der Familie, wenn die Angehàrigen wissen, dass ihr Kind sterben wird? Sie wollen in der Regel ihr Kind zu Hause pflegen. Keiner màchte, dass das Kind leidet oder Schmerzen hat. Sie màchten aber vor allen Dingen, wenn es in der Vorgeschichte lange Krankenhausaufenthalte gegeben hat, wieder den Zusammenhalt in der Familie erleben. Dazu brauchen sie ein tragfÇhiges Netz fÄr die hÇusliche Betreuung. Wer kann diese hÇusliche Betreuung Äbernehmen? Ambulante Kinderkrankenpflegedienste. Im MÄnchener Umfeld und ganz Oberbayern wird das gut abgedeckt. Es gibt hervorragend arbeitende Kinderkrankenpflegedienste. Es gibt zunehmend mehr ambulante Kinderhospizdienste. Es gibt natÄrlich auch die niedergelassenen Årzte, KinderÇrzte und Allgemeinmediziner, die hÇufig aber unglaublich allein gelassen werden und nicht die Zeit und Màglichkeit haben, in den Kliniken wegen jeder auftretenden Frage auch nur anzurufen. Ich selber erlebe diese niedergelassenen Kollegen als eine groÑartige Hilfe und empfinde die Zusammenarbeit fÄr beide Seiten, letztlich auch fÄr die Familie, immer als sehr fruchtbar.
Seit zwei Jahren gibt es die Koordinationsstelle Kinder-Palliativmedizin. Diese Koordinationsstelle ist hervorgegangen aus einem Arbeitskreis, der im April 2003 seine erste Sitzung hatte. Sie entstanden aus einer Kooperation zwischen dem Zentrum fÄr Palliativmedizin in MÄnchen und dem von Haunerschen Kinderspital. Der Arbeitskreis ist von Anfang an interdisziplinÇr und multiprofessionell gewesen. Der Verteiler umfasst inzwischen 100 Menschen und es treffen sich – und zwar regelmÇÑig alle acht Wochen – mindestens 30 Menschen, unter ihnen Årzte, Pflegende, SozialpÇdagogen, Psychologen, Psychotherapeuten, Seelsorger, ambulante Kinderhospizhelfer und das Kinderhospiz. Obwohl dieser Arbeitskreis an die Kinderklinik angeschlossen ist, steht er allen offen, auch Ehrenamtliche sind herzlich eingeladen. Als wir mit dieser Arbeit angefangen haben, haben wir zum Auftakt ein Symposium veranstaltet unter dem Titel: „Kànnen wir denn gar nichts mehr fÄr unser Kind tun? – Therapieziel- Çnderung in der Behandlung schwerkranker Kinder“. Daraus geht hervor, dass wir nicht nur im hÇuslichen Bereich wirken wollen, sondern mit unserer Arbeit schon in den Kliniken anfangen wollen. Das multiprofessionelle Symposium kam so gut an, dass alle die SymposiumsbeitrÇge nachlesen wollten. Wir hatten jedoch keine Mitschnitte und keine Filme gemacht, so dass stattdessen jetzt ein Buch veràffentlicht wird, welches zurzeit im Druck ist und in den nÇchsten Wochen auf den Markt kommt. „Hospiz ohne Mauern“ – das ist unser Projektname. Wir haben dieses virtuelle Hospiz einmal aufgemalt … (PowerPoint-PrÇsentation, S. 16) Wir haben verabredet, dass die Basis immer ein multiprofessionelles Team sein muss, die Ehrenamtlichen gehàren dazu. Drei SÇulen sind uns besonders wichtig: o Die Koordination: Sie arbeitet in der Betreuung der Familien vor Ort, insbesondere zu Hause, aber auch in der Entlassungsplanung aus der Klinik nach Hause oder umgekehrt, wenn das Kind tatsÇchlich noch einmal stationÇr aufgenommen werden muss. o Die Vernetzung: Wir màchten in der Koordinationsstelle die Ressourcen, die schon vorhanden sind auf jeden Fall zusammenlaufen lassen, damit die Erfahrungen und Màglichkeiten der einen auch fÄr die anderen zugÇnglich gemacht werden. o Die Fortbildung: Die Fort- und Weiterbildung ist der einzige Weg, Kinder-Palliativmedizin dahin zu bringen, wo sie gebraucht wird, z. B. in die Kinderkliniken. Alles, was wir machen, soll immer der LebensqualitÇt der Kinder und ihrer Familien dienen. Die Koordinationsstelle hat einen ganz wichtigen Grundsatz: Palliativmedizin ist ein aktives Angebot, dass sich nicht darauf verlÇsst, dass sich die Eltern bei Problemen bemÄhen werden. Wenn Eltern aus der Klinik entlassen werden mit einem todkranken Kind, dann sind sie hÇufig nicht in der Lage, sich zu melden. Man muss ihnen manchmal auch hinterher telefonieren. FÄr mich ist dabei ein ganz wichtiger Punkt, herauszufinden, was die Familie wirklich braucht, und das davon zu unterscheiden, was ich meine, was die Familie braucht. Das sind ja eventuell zwei verschiedene Sichtweisen. Was màchte die Familie wirklich haben, und was denke ich, was gut fÄr sie wÇre. Trotzdem haben wir wiederholt die Erfahrung gemacht, dass Eltern sich nicht trauen, insbesondere auf die Årzte in der Klinik zuzugehen und nachzufragen. Was sind unsere Aufgaben in der Koordinationsstelle? o Wir beraten innerhalb und auÑerhalb der Klinik: Wir beraten hinsichtlich der Symptomkontrolle, aber auch hinsichtlich einer TherapiezielÇnderung, was ich gleich noch weiter erlÇutern màchte. 23
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Seit zwei Jahren gibt es die Koordinationsstelle <strong>Kinder</strong>-Palliativmedizin. Diese Koordinationsstelle<br />
ist hervorgegangen aus einem Arbeitskreis, der im April 2003 seine erste Sitzung<br />
hatte. Sie entstan<strong>den</strong> aus einer Kooperation zwischen dem Zentrum fÄr Palliativmedizin in<br />
MÄnchen und dem von Haunerschen <strong>Kinder</strong>spital. Der Arbeitskreis ist von Anfang an interdisziplinÇr<br />
und multiprofessionell gewesen. Der Verteiler umfasst inzwischen 100 Menschen<br />
und es treffen sich – und zwar regelmÇÑig alle acht Wochen – mindestens 30 Menschen, unter<br />
ihnen Årzte, Pflegende, SozialpÇdagogen, Psychologen, Psychotherapeuten, Seelsorger, ambulante<br />
<strong>Kinder</strong>hospizhelfer und das <strong>Kinder</strong>hospiz. Obwohl dieser Arbeitskreis an die <strong>Kinder</strong>klinik<br />
angeschlossen ist, steht er allen offen, auch Ehrenamtliche sind herzlich eingela<strong>den</strong>.<br />
Als wir mit dieser Arbeit angefangen haben, haben wir zum Auftakt ein Symposium veranstaltet<br />
unter dem Titel: „Kànnen wir <strong>den</strong>n gar nichts mehr fÄr unser Kind tun? – Therapieziel-<br />
Çnderung in der Behandlung schwerkranker <strong>Kinder</strong>“.<br />
Daraus geht hervor, dass wir nicht nur im hÇuslichen Bereich wirken wollen, sondern mit unserer<br />
Arbeit schon in <strong>den</strong> Kliniken anfangen wollen. Das multiprofessionelle Symposium kam<br />
so gut an, dass alle die SymposiumsbeitrÇge nachlesen wollten. Wir hatten jedoch keine Mitschnitte<br />
und keine Filme gemacht, so dass stattdessen jetzt ein Buch veràffentlicht wird, welches<br />
zurzeit im Druck ist und in <strong>den</strong> nÇchsten Wochen auf <strong>den</strong> Markt kommt.<br />
„Hospiz ohne Mauern“ – das ist unser Projektname. Wir haben dieses virtuelle Hospiz einmal<br />
aufgemalt … (PowerPoint-PrÇsentation, S. 16)<br />
Wir haben verabredet, dass die Basis immer ein multiprofessionelles Team sein muss, die<br />
Ehrenamtlichen gehàren dazu. Drei SÇulen sind uns besonders wichtig:<br />
o Die Koordination: Sie arbeitet in der Betreuung der Familien vor Ort, insbesondere zu<br />
Hause, aber auch in der Entlassungsplanung aus der Klinik nach Hause oder umgekehrt,<br />
wenn das Kind tatsÇchlich noch einmal stationÇr aufgenommen wer<strong>den</strong> muss.<br />
o Die Vernetzung: Wir màchten in der Koordinationsstelle die Ressourcen, die schon<br />
vorhan<strong>den</strong> sind auf je<strong>den</strong> Fall zusammenlaufen lassen, damit die Erfahrungen und<br />
Màglichkeiten der einen auch fÄr die anderen zugÇnglich gemacht wer<strong>den</strong>.<br />
o Die Fortbildung: Die Fort- und Weiterbildung ist der einzige Weg, <strong>Kinder</strong>-Palliativmedizin<br />
dahin zu bringen, wo sie gebraucht wird, z. B. in die <strong>Kinder</strong>kliniken.<br />
Alles, was wir machen, soll immer der LebensqualitÇt der <strong>Kinder</strong> und ihrer Familien dienen.<br />
Die Koordinationsstelle hat einen ganz wichtigen Grundsatz: Palliativmedizin ist ein aktives<br />
Angebot, dass sich nicht darauf verlÇsst, dass sich die Eltern bei Problemen bemÄhen wer<strong>den</strong>.<br />
Wenn Eltern aus der Klinik entlassen wer<strong>den</strong> mit einem todkranken Kind, dann sind sie hÇufig<br />
nicht in der Lage, sich zu mel<strong>den</strong>. Man muss ihnen manchmal auch hinterher telefonieren.<br />
FÄr mich ist dabei ein ganz wichtiger Punkt, herauszufin<strong>den</strong>, was die Familie wirklich<br />
braucht, und das davon zu unterschei<strong>den</strong>, was ich meine, was die Familie braucht. Das sind ja<br />
eventuell zwei verschie<strong>den</strong>e Sichtweisen. Was màchte die Familie wirklich haben, und was<br />
<strong>den</strong>ke ich, was gut fÄr sie wÇre. Trotzdem haben wir wiederholt die Erfahrung gemacht, dass<br />
Eltern sich nicht trauen, insbesondere auf die Årzte in der Klinik zuzugehen und nachzufragen.<br />
Was sind unsere Aufgaben in der Koordinationsstelle?<br />
o Wir beraten innerhalb und auÑerhalb der Klinik: Wir beraten hinsichtlich der Symptomkontrolle,<br />
aber auch hinsichtlich einer TherapiezielÇnderung, was ich gleich noch<br />
weiter erlÇutern màchte.<br />
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