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Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

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Die Palliativ-Versorgung von <strong>Kinder</strong>n umfasst die aktive Betreuung der physischen,<br />

psychischen und spirituellen BedÖrfnisse des Kindes und seiner Familie vom Zeitpunkt<br />

der Diagnosestellung an. Eine effektive Palliativ-Versorgung benÅtigt einen multidisziplinÄren<br />

Ansatz, der die Familie einbezieht und regionale UnterstÖtzungsangebote<br />

nutzt.<br />

Die EnglÇnder sind uns in der Hospizbewegung und Palliativmedizin weit voraus. Es ist das<br />

Mutterland der Hospizbewegung, begrÄndet durch Dame Cicely Saunders. Und auch in der<br />

kinderpalliativmedizinischen Bewegung sind sie uns um Jahre, wenn nicht sogar um Jahrzehnte<br />

voraus. Es gibt eine Dachorganisation, die „Association for children with lifethreatening<br />

diseases and their families“ in GroÑbritannien, abgekÄrzt ACT, welche die <strong>Kinder</strong>,<br />

um die es in der palliativmedizinischen Betreuung geht, in vier Gruppen einteilt. Ich finde<br />

es sehr hilfreich, sich diese Gruppen vor Augen zu fÄhren.<br />

o Die erste Gruppe sind <strong>Kinder</strong>, bei <strong>den</strong>en grundsÇtzlich eine Heilung màglich ist, die<br />

jedoch auch scheitern kann. Palliativmedizin kann nàtig wer<strong>den</strong> bei prognostischer<br />

Unsicherheit oder bei Versagen der kurativen Therapieversuche. Beispiele dafÄr sind<br />

Krebserkrankungen und verschie<strong>den</strong>e Formen von Organversagen.<br />

o Die zweite Gruppe sind <strong>Kinder</strong>, bei <strong>den</strong>en Phasen intensiver Therapie zur LebensverlÇngerung<br />

dienen, die aber glÄcklicherweise trotzdem zur Teilnahme an normalen<br />

kindlichen AktivitÇten befÇhigen, das heiÑt: die <strong>Kinder</strong> kànnen in <strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>garten<br />

oder zur Schule gehen. Die Lebenserwartung ist <strong>den</strong>noch reduziert, weil es sich um<br />

unheilbare Erkrankungen handelt. Beispiele dafÄr sind die Mukoviszidose oder verschie<strong>den</strong>e<br />

Formen von Muskeldystrophien.<br />

o Die dritte Gruppe sind Erkrankungen, die progredient verlaufen, also fortschreitend,<br />

bei <strong>den</strong>en die Behandlung von vornherein nur palliativ sein kann und die Erkrankungsdauer<br />

hÇufig Äber Jahre geht. <strong>Kinder</strong> mit Stoffwechselerkrankungen, wie Mukopolysaccharidose.<br />

Insgesamt sind es teilweise sehr seltene Erkrankungen, die aber im<br />

Ganzen genommen diese heterogene Gruppe, die eine recht groÑe Gruppe ist, ausmachen.<br />

o Die vierte Gruppe umfasst <strong>Kinder</strong> mit schweren neurologischen BeeintrÇchtigungen<br />

mit verkÄrzter Lebenserwartung, die aber Äblicherweise nicht als fortschreitend eingestuft<br />

wer<strong>den</strong>, z. B. schwere Mehrfachbehinderungen durch Sauerstoffmangel unter der<br />

Geburt oder auch schwere Verletzungen des zentralen Nervensystems.<br />

Ein wichtiges Thema in der Medizin ist, so <strong>den</strong>ke ich: wann beginnt eigentlich die Palliativphase?<br />

Auf dem linken Bild (PowerPoint-PrÇsentation, S. 8) sieht man: von der Geburt an ist<br />

ausschlieÑlich eine palliative Therapie màglich. Als Beispiel kànnen Sie sich folgendes vorstellen:<br />

wenn ein Kind ohne GroÑhirn auf die Welt kommt (falls es Äberhaupt geboren wird),<br />

wenn also eine sogenannte Anenzephalie diagnostiziert wird, dann ist klar, dass das Kind nur<br />

eine Lebenserwartung von Minuten, Stun<strong>den</strong> oder Tagen und in AusnahmefÇllen Wochen hat.<br />

Und es ist klar, dass eine Kuration auch nicht ansatzweise durchgefÄhrt wer<strong>den</strong> kann.<br />

Bei der rechten Abbildung (PowerPoint-PrÇsentation, S. 8) hat man das GefÄhl, je weniger<br />

kausale, also kurative Therapie màglich ist, desto mehr muss die Palliation in <strong>den</strong> Vordergrund<br />

treten. Ich gebe viel Unterricht fÄr Stationen, insbesondere Intensivstationen, und wir<br />

kommen immer zu diesem Bild (dem rechten). Es ist ein auf und ab, wir wissen gar nicht wo<br />

wir stehen. Stehen wir gerade am Berg und ist mehr Palliation oder ist mehr Kuration im Vordergrund.<br />

Es ist eine Achterbahn der GefÄhle, aber das ist es hÇufig, nicht nur fÄr die Eltern<br />

und das Kind, sondern auch fÄr uns Betreuende. Und in diesem ganzen schwierigen Verlauf<br />

wissen wir natÄrlich nicht: Wird es tatsÇchlich mit dem Tode en<strong>den</strong> oder gibt es doch noch<br />

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