Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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Doch dann wurde ich sehr krank, vor etwas mehr als einem Jahr. Seither bin ich im<br />
Krankenhaus. Vielleicht war ich auch genauso lange zu Hause, und es kommt mir nur<br />
so vor, als sei ich die ganze Zeit im Krankenhaus gewesen. Anfangs glaubten die àrzte,<br />
ich wÖrde in wenigen Wochen sterben. Sie sagten es mir nicht, doch ich erfuhr es<br />
spÄter.<br />
Und jetzt kommt das Gute an meiner Krankheit: PlÅtzlich war es ganz anders mit<br />
Mama und Papa und mir. Sie waren fast die ganze Zeit bei mir oder wenigstens einer<br />
von bei<strong>den</strong> und sie sagten mir oft, wie lieb sie mich hÄtten; davon hatten sie frÖher<br />
kaum etwas gesagt. Ich hatte auch nie darÖber nachgedacht; erst jetzt kam es mir, also<br />
hinterher. Ich glaubte nicht, dass sie mich auch nur ein bisschen lieb gehabt hatten,<br />
bevor ich krank wurde.<br />
Doch in diesem Jahr haben wir so viel miteinander geredet, meine Eltern und ich.<br />
Nach und nach konnten wir fast Öber alles sprechen. Da erzÄhlte ich ihnen, dass ich<br />
frÖher sehr einsam war. Sie sagten, sie hÄtten nicht begriffen, wie wichtig es ist, dass<br />
wir drei beisammen sind.<br />
Sie hatten so gute Positionen in ihrem Beruf, doch jetzt haben sie „zurÖckgeschraubt“,<br />
wie sie sagen, weil sie es wichtiger fin<strong>den</strong>, mit mir zusammen zu sein.<br />
Ist das nicht seltsam: Sie sagen, sie hÄtten gemerkt, dass sie selbst auch mehr Zeit miteinander<br />
verbringen mÖssten. So habe ich ihnen gesagt, sie sollten, wenn ich tot bin,<br />
nicht wieder anfangen, mehr zu arbeiten, weil sie ja jetzt sÄhen, dass es schÅner ist,<br />
beisammen zu sein und einander lieb zu haben.<br />
Ja, ich schreibe einfach drauflos, doch nun reicht es wohl. Ich weiÑ, dass mir nicht<br />
mehr viel Zeit bleibt, das ist sicher. WorÖber ich mich aber freue, ist, dass ich etwas<br />
entdeckt habe, was ich einfach nicht herausfin<strong>den</strong> konnte, solange ich noch gesund<br />
war. Und das haben auch meine Eltern entdeckt. Sie weinen manchmal, wenn sie hier<br />
sind, aber ich fÖr mein Teil bin sicher, dass wir uns wiedersehen wer<strong>den</strong>.<br />
Also, falls du Lust hast, mich zu treffen, ist es wohl besser, du beeilst dich ein bisschen.<br />
Ich verrate dir mal meine Adresse. Die brauchst du aber niemandem weiterzugeben.<br />
Morten, 11 Jahre<br />
Menschen, die an der Grenze des Todes arbeiten wie Sister Frances, und Menschen, die an<br />
der Grenze des Todes leben wie Morten, zeigen uns, was fÄr uns als Mensch wesentlich und<br />
wichtig ist – unabhÇngig davon, ob wir Kind oder erwachsen sind, unabhÇngig davon ob wir<br />
krank oder gesund sind.<br />
Ich wÄnsche uns allen, dass diese Tagung in diesem Sinne einen Beitrag leisten kann.<br />
Literatur:<br />
Simon Flem Devold: Morton 11 Jahre<br />
Manfred Spitzer: Vorsicht Bildschirm<br />
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