Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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sehr nach<strong>den</strong>klich gemacht – so etwas Einfaches wie Freundschaft als wichtigstes Gut fÄr die<br />
Familien. In Deutschland ist es ziemlich unpopulÇr, in Zusammenhang mit Hospizarbeit Äber<br />
Freundschaft zu sprechen. Ich habe das einmal (fast aus Versehen) versucht. Es wurde heftig<br />
Äber mich hergefallen.<br />
In Deutschland erlebe ich die Entwicklung so, dass es immer mehr um Professionalisierung,<br />
um Palliative care und um spezialisierte Professionalisierung geht. Das finde ich auf der einen<br />
Seite gut, aber ich habe auch manchmal die Sorge, dass wir vergessen, dass die Hospizbewegung<br />
eine BÄrgerbewegung ist und dass das Ehrenamt mehr und mehr eine Alibifunktion<br />
Äbernehmen kànnte.<br />
Das Ehrenamt steht fÄr mich fÄr das allgemein Menschliche und ist damit neben <strong>den</strong> Professionen<br />
ein Grundpfeiler der Hospizbewegung. Deshalb fand ich Sister Frances Reihenfolge<br />
dessen, was <strong>Kinder</strong> und ihre Familien brauchen, sehr interessant. Sie sprach als wichtigste<br />
QualitÇt von Freundschaft, gefolgt von FlexibilitÇt (d. h. sich ganz auf die Familien einstellen<br />
zu kànnen), von MitgefÄhl, einem gesun<strong>den</strong> Menschenverstand und von Humor. Und ich<br />
freue mich, dass auch das Thema „Humor“ bei dieser Tagung seinen Platz hat in dem Workshop<br />
von Herrn Sanneck.<br />
Der zweite Mensch, von dem ich Ihnen erzÇhlen màchte, ist Morten. Menschen, die an der<br />
Grenze des Todes arbeiten, haben das Privileg, immer wieder <strong>erleben</strong> zu dÄrfen, worauf es<br />
ankommt, was wirklich wichtig ist. Nirgends habe ich es so gut ausgedrÄckt empfun<strong>den</strong> wie<br />
in dem Brief des 11jÇhrigen Morten aus Oslo. Er schreibt an einen Zeitungsjournalisten:<br />
18<br />
Lieber Simon!<br />
Hier wirst du einen seltsamen Brief bekommen; <strong>den</strong>n jetzt will ich dir etwas schreiben,<br />
worÖber ich lange nachgedacht habe. Zuerst hatte ich keine Zeit. Dann hatte ich auf<br />
einmal ernorm viel Zeit, war aber so schwach, dass ich eine ganze Weile Öberhaupt<br />
nicht schreiben konnte. Jedes Mal, wenn ich an diesen Brief dachte, habe ich innerlich<br />
mit dir geredet. Du hast das wohl nicht gemerkt, aber ich glaubte, du wÖrdest es doch<br />
hÅren. Manchmal meinte ich sogar, deine Antwort zu hÅren. Hoffentlich findest du<br />
mich nicht dumm, weil ich so etwas <strong>den</strong>ke.<br />
Jetzt liege ich in meinem Bett im Krankenhaus und habe es ganz gut. Klar, dass es mir<br />
mitunter ziemlich schlecht geht, aber daran habe ich mich irgendwie gewÅhnt. Das<br />
hÄtte ich nie fÖr mÅglich gehalten.<br />
Ich dachte, ich sollte dir erzÄhlen, dass das Krankwer<strong>den</strong> auch manchmal etwas Gutes<br />
haben kann. Nicht, dass man sich wÖnschen sollte, krank zu wer<strong>den</strong>, aber es ist nicht<br />
immer nur schlimm und traurig.<br />
Was mich betrifft, ich bin so krank, dass ich wohl nicht mehr sehr lange leben werde.<br />
Das finde ich traurig, weil das Leben im vergangenen Jahr viel besser gewor<strong>den</strong> ist. –<br />
Doch nun werde ich also erzÄhlen, worÖber ich eigentlich schreiben wollte.<br />
FrÖher hÄtte ich dir wohl geschrieben, dass es mir ziemlich schlecht geht oder dass<br />
ich einsam bin. Das war damals. Besonders zu Hause. Mama und Papa hatten immer<br />
so viel zu tun. Sie arbeiteten und arbeiteten. Ich bin Einzelkind und war meistens allein.<br />
Ich bekam ziemlich viele Sachen geschenkt; keiner meiner Freunde hatte so viel<br />
wie ich. Ja, natÖrlich wÖnschte ich mir all diese Dinge, aber viel wichtiger wÄre es<br />
mir gewesen, es manchmal zu Hause ein bisschen gemÖtlich miteinander gehabt zu<br />
haben.<br />
Ich war ziemlich gut in der Schule, und darauf waren meine Eltern sehr stolz. Sie sagten,<br />
ich sei intelligent, und gerade so einen Jungen hÄtten sie sich gewÖnscht. Es fehlte<br />
mir also nicht an Lob.