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Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik

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tut auch das nichts mehr zur Sache, <strong>den</strong>n viele <strong>Kinder</strong>gartenkinder sitzen um 22 Uhr noch vor<br />

dem Bildschirm und sehen Sendungen, die ganz bestimmt nicht fÄr sie gedacht sind. Es gibt<br />

viele Computer und Videospiele, bei <strong>den</strong>en es um das Tàten geht. Hier wird Tàten nicht nur<br />

passiv konsumiert, sondern aktiv eingeÄbt. Manche Jugendliche sitzen mehr Stun<strong>den</strong> vor dem<br />

Fernseher als in der Schule und man muss der Tatsache ins Auge sehen, dass heute ein GroÑteil<br />

der Erziehung durch das Fernsehen geschieht. Manfred Spitzer fasst zusammen:<br />

„Das Weltbild der Vielseher wird ganz erheblich vom Fernsehen geprÄgt, ein Bild,<br />

das mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun hat.“<br />

Als ich einmal zu Besuch in einer 3. Klasse war, weil in dieser Klasse mehrere <strong>Kinder</strong> GroÑeltern<br />

oder Vater oder Mutter verloren hatten, versuchten mich die <strong>Kinder</strong> davon zu Äberzeugen,<br />

dass es wirklich stimme, dass die Toten aus ihren GrÇbern steigen und als Zombies ihr<br />

Unwesen auf der Erde treiben. Ich musste meine ganze AutoritÇt als Hospizleiterin einsetzen,<br />

um <strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n glaubhaft zu versichern, dass es das nicht gÇbe. Als das gelungen war, merkte<br />

ich, wie erleichtert die <strong>Kinder</strong> waren. Denn wenn Tote als Zombies herumlaufen, dann gilt<br />

das natÄrlich auch fÄr meinen verstorbenen Vater und fÄr meine verstorbene Mutter. An dem<br />

Punkt sieht man, wie das TV-geprÇgte Bild vom Tod mit der RealitÇt zusammenprallt und wie<br />

zerrissen die <strong>Kinder</strong> dann sind.<br />

Das Thema „Kind und Tod in <strong>den</strong> Medien“ kànnte ein Thema fÄr eine Extra-Tagung sein und<br />

ich kann hier nicht weiter darauf eingehen. Ich màchte nur deutlich machen: In einer Zeit, in<br />

der das VerhÇltnis zum Tod vor allem der <strong>Kinder</strong> und der Jugendlichen so stark von <strong>den</strong> Medien<br />

bestimmt wird, ist es sehr wichtig, ein Gegengewicht zu bil<strong>den</strong> und die „echten“ Erfahrungen<br />

mit Tod gut zu begleiten und bewusst zu verarbeiten.<br />

Zum Abschluss màchte ich eine Frage stellen, die manchen vielleicht etwas provoziert. Ich<br />

sagte am Anfang, dass unser Tagungsthema ein aktuelles Thema ist, das viele Menschen anzieht.<br />

Ansonsten interessiert unsere Gesellschaft sich nicht so viel fÄr <strong>Kinder</strong>. Es sei <strong>den</strong>n, es<br />

geht um <strong>den</strong> Pisa-Schock, aber dann geht es bei dem Interesse stark um die Verwertbarkeit<br />

der Jugend. Die demographische Entwicklung, die Sie alle kennen, zeigt, dass so wenige <strong>Kinder</strong><br />

wie nie zuvor geboren wer<strong>den</strong> und dass 40 % der Akademikerfrauen heute schon kinderlos<br />

sind. (Ich màchte eigentlich nicht, dass dieses Thema nur <strong>den</strong> Frauen angehÇngt wird, aber<br />

ich sage es so, um die Statistik korrekt wiederzugeben.)<br />

Die Familienministerin versucht, Anreize zu schaffen, damit die Menschen sich vielleicht<br />

doch fÄr <strong>Kinder</strong> entschei<strong>den</strong>. Es bleibt offen, ob Geld das Interesse an <strong>Kinder</strong>n wecken kann<br />

und wenn ja – bei wem?<br />

Wenn wir in <strong>den</strong> Zeitungen von <strong>Kinder</strong>n lesen, dann hat es leider sehr oft mit VernachlÇssigung<br />

oder mit Gewalt zu tun. <strong>Kinder</strong> sind verhungert oder misshandelt inmitten von vielen<br />

Nachbarn, Babys vergraben oder in MÄlltonnen, Sie haben alle die Schlagzeilen gelesen.<br />

Wir sind schockiert und gehen zu unserem Alltag Äber. Ich habe bisher nicht von einer Bewegung<br />

gehàrt, die diesen <strong>Kinder</strong>n und ihren Familien helfen will. Aber wenn die <strong>Kinder</strong> krank<br />

wer<strong>den</strong>, dann gibt es ein groÑes Interesse. (Das ist nicht schlecht, aber die Balance ist fÄr<br />

mich nicht stimmig.)<br />

Ich frage mich: Warum ist das so? MÄssen <strong>Kinder</strong> erst krank wer<strong>den</strong> oder sterben, dass wir<br />

uns fÄr sie interessieren, dass wir uns ihnen zuwen<strong>den</strong> màchten? Was spricht sich darin aus?<br />

Ich màchte hier keine Antwort versuchen. Stattdessen màchte ich Ihnen von zwei Menschen<br />

erzÇhlen. Ich màchte Ihnen noch einmal von Sister Frances Dominica aus Oxford berichten<br />

und von einem 11jÇhrigen Jungen namens Morten aus Oslo.<br />

Sister Frances hat beim 1. Deutschen <strong>Kinder</strong>hospiztag darÄber gesprochen, was die kranken<br />

<strong>Kinder</strong> und ihre Familien brauchen. An erster Stelle steht fÄr sie Freundschaft. Das hat mich<br />

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