Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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Ingemar Nordlund<br />
BegrÄÅung<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, dass wir nach langen Vorbereitungen diese<br />
Tagung heute eràffnen kànnen.<br />
Ich màchte mich besonders bei der Vorbereitungsgruppe bedanken. Wir haben ernsthaft und<br />
respektvoll miteinander gearbeitet. Zeitweise haben wir unter uns Schwierigkeiten gehabt,<br />
<strong>den</strong>en wir nicht ausgewichen sind, sondern wir konnten uns offen auseinandersetzen.<br />
Dieses gegenseitige Vertrauen in einander und in die Arbeit hat auch fràhliche Kindlichkeit<br />
ermàglicht. Wenn ich manchmal zum Kindischen neigte, wurde auch das respektiert, durfte<br />
seinen Platz haben, ohne zu beherrschen.<br />
Ich hoffe, dass diese Konferenz so Çhnlich funktionieren darf. Mit diesen ernsten Themen<br />
màge es auch Platz fÄr fràhliche, kindliche Spielereien geben. Und auch Platz fÄr das Schwierige,<br />
das Kindische, das Unfertige, das Verzweifelte, ohne dass diese die Regierung Äbernehmen.<br />
Dr. Hermann Ewald<br />
Darf man eigentlich spielen?<br />
Es gibt wenige Ereignisse aus meiner frÄhen Kindheit, die mich durch mein Leben begleiten,<br />
indem sie mir wie zufÇllig immer wieder einmal einfallen. Eines dieser Ereignisse ist der Tod<br />
meiner Cousine, die im Alter von 11 Jahren als mittleres Kind von drei Geschwistern plàtzlich<br />
und unerwartet im Rahmen einer eigentlich unkomplizierten Blinddarmoperation starb.<br />
Ich war zu diesem Zeitpunkt ebenso wie ihr jÄngerer Bruder etwa 7 Jahre alt.<br />
Die Situation, die ich erinnere, ist der Besuch der Familie mit einer verzweifelten Mutter, einem<br />
sprachlosen Vater und <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Geschwistern bei uns zu Hause. Wir saÑen mit 9 Personen<br />
in der kleinen KÄche meiner Eltern, und fÄr mich war diese unendliche Traurigkeit und<br />
Verzweiflung, die Enge und die dadurch bedingte unausweichliche NÇhe zu diesen GefÄhlen<br />
kaum auszuhalten. Ich wusste nicht, was ich tun oder wie ich reagieren sollte und was von mir<br />
als Kind erwartet wurde. Es gab nichts, woran ich mich hÇtte orientieren kànnen. Die Erwachsenen<br />
waren mit sich beschÇftigt, niemand kÄmmerte sich um meinen Cousin und mich. Ich<br />
war da und wusste doch nicht, wo ich war.<br />
Nie hatte ich bisher eine Çhnliche Situation erlebt. Ich konnte schon verstehen, was der Tod<br />
bedeutete und wusste, dass meine Cousine niemals wieder hier sein wÄrde. Ich war auch traurig<br />
darÄber, aber nicht verzweifelt wie meine Tante. Ich hatte das GefÄhl, dass es angemessen<br />
wÇre zu weinen, aber obwohl ich es mir wÄnschte, flossen keine TrÇnen bei mir. Was stattdessen<br />
kam, war ein schlechtes Gewissen mit der Frage, ob ich vielleicht nicht traurig genug<br />
wÇre und was ich wohl tun kànnte, um traurig genug zu wer<strong>den</strong>. SchlieÑlich wur<strong>den</strong> wir von<br />
<strong>den</strong> Erwachsenen in <strong>den</strong> Garten geschickt. Wir schlichen dort eine Weile sprachlos herum,<br />
<strong>den</strong>n genauso, wie ich nicht wusste, welches Benehmen im Beisein der Erwachsenen angemessen<br />
war, wusste ich auch nicht, wie ich mit meinem Cousin umgehen sollte, dessen<br />
Schwester ja gerade gestorben war.<br />
Die Anspannung làste sich auf, als ich ihn fragte, wie traurig er <strong>den</strong>n wÇre und ob er meine,<br />
dass man jetzt wegen der Sache mit seiner Schwester wohl besser nicht spielen sollte. Wir<br />
wur<strong>den</strong> uns schlieÑlich einig, dass wir beide traurig wÇren, dass wir aber nicht unbedingt weinen<br />
mÄssten und dass es zwar nicht ganz klar wÇre, ob man nun spielen dÄrfe, dass wir es<br />
aber versuchen kànnten, da es ja auch niemand verboten hÇtte.<br />
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