Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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„Wenn Isabella jetzt eine neue Wohnung hat, dann muss man wissen, wer da drin wohnt.“ So<br />
hat sie die Buchstaben von Isabellas ZimmertÄr zu Hause abgenommen und sie in stun<strong>den</strong>langer<br />
Arbeit auf <strong>den</strong> Sarg ihrer Schwester geklebt, mit Lieblingsliedern von Isabella auf ihren<br />
Lippen. Sie hat dann ihr Lieblingsmobile auseinandergenommen und gesagt: „Wenn sie<br />
vielleicht doch noch mal herauskommt, dann muss sie etwas zum Spielen haben oder sich<br />
freuen kànnen, deshalb schenke ich ihr mein Lieblingsmobile.“ Auch dieses klebte sie sehr<br />
sorgfÇltig auf <strong>den</strong> Sarg. WÇhrend der Trauerfeier, die ich leitete und die mich sehr berÄhrte,<br />
kam sie zu mir und sagte: „Du musst nicht traurig sein. Isabella hat doch so ein schànes Zuhause<br />
bekommen.“<br />
Der Regenbogen als Symbol fÄr Verbun<strong>den</strong>heit und Getragensein ist immer dabei, wenn <strong>Kinder</strong><br />
von uns beerdigt wer<strong>den</strong>.<br />
Wenn wir uns <strong>den</strong> Ritualen zuwen<strong>den</strong>, dann gibt es in unterschiedlicher Form Themen. Themen<br />
fin<strong>den</strong> wir nie alleine. Themen wer<strong>den</strong> uns offenbart, in dem wir mit z. B. Sterben<strong>den</strong><br />
und Trauern<strong>den</strong> re<strong>den</strong>. Ein Thema ist immer wieder das Licht. Ein anderes Thema ist immer<br />
wieder das Herz. Wenn wir uns mit dem Licht beschÇftigen in der Ritualhandlung, dann<br />
kommt es darauf an, etwas zu gestalten. In der Gestaltung liegt manchmal eine ungeheure<br />
Kraft, und hier sehen Sie aus dieser Reihe von strahlend weiÑen Lichtern die FÄlle des Lebens<br />
fÄr die Verstorbenen, und es macht sehr deutlich, dass Kerze und Licht wichtige Symbole<br />
sind fÄr RitualablÇufe.<br />
Wenn wir Themen fin<strong>den</strong>, die uns unter dem Herzen brennen, so wie ein Jugendlicher einmal<br />
sagte: „WeiÑt du, Uwe und Anja, ich màchte eine Klagemauer haben, an die ich all meine<br />
Klage heranwerfen kann.“ Ich, meine Kollegin Anja Wiese und das Team der Bad Segeberger<br />
Trauerseminare, haben Ytongsteine besorgt, aus <strong>den</strong>en die Familien eine Klagemauer bauten.<br />
Rituale wer<strong>den</strong> geschàpft und entwickeln sich weiter. Die Jugendlichen haben dann in diese<br />
Fenster, in die Erinnerungsfenster sozusagen, Lichter hineingestellt und haben die ganze<br />
Nacht dort mit Gitarre und Decken gewacht und aufgepasst, dass die Lichter nicht ausgingen.<br />
Die WÇchter des Lichtes.<br />
Wenn wir die jeweiligen Themen, die entworfen wer<strong>den</strong> in der Ritualarbeit, angucken, dann<br />
geht es nicht nur um z. B. die Klagemauer, sondern hier ging es auch um <strong>den</strong> Brunnen, die<br />
Quelle des Lebens wiederzufin<strong>den</strong>. Der Brunnen des Lebens, in dem die Quelle immer wieder<br />
neu zu fin<strong>den</strong> ist. Manchmal braucht es Zeit. Hier war es so, dass wir aus dem Brunnen Wasser<br />
geschàpft haben und fÄr <strong>den</strong> Weg mitgenommen haben.<br />
In <strong>den</strong> RitualablÇufen kommt es immer wieder darauf an, i<strong>den</strong>tisch zu sein und seine eigene<br />
Haltung zu haben. Das heiÑt, niemals irgendein Ritual Äbernehmen, sondern fÄr sich selber<br />
ausprobieren mit allen Sinnen – spÄren, schmecken, fÄhlen, hàren und natÄrlich sehen.<br />
Ein Ritualspiel, und zwar zu dem Thema „Vernetzung“, gibt trauern<strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />
die Màglichkeit, sich vernetzt zu fÄhlen mit anderen trauern<strong>den</strong> <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen,<br />
damit sie nicht das GefÄhl haben, sie sind die Einzigen und nur bei ihnen hat das<br />
Schicksal eingeschlagen. Hier ging es um die Frage: Wer kann mir helfen? Wer kann mir zur<br />
Seite stehen? Die Kleinen haben sich dann jeweils von <strong>den</strong> GroÑen einen Paten ausgesucht<br />
und gemeinsam haben sie sich das ganze Wochenende begleitet. Dies konnte durch Rituale<br />
und durch Ritualspiele entstehen.<br />
Ein Thema, das immer wieder in der Trauerarbeit vorkommt, ist die WÄste. Es sagte einmal<br />
ein Vater zu uns: „Ich fÄhle mich wie auf einer WÄstenwanderung. Keine Orientierung, kein<br />
Wegweiser, keine Wasserquelle, nichts zu essen.“ Dies haben wir dann aufgenommen als<br />
„Mitte“ der VÇter. Daraus entwickelte sich eine lebendige und lebbare WÄste, StÄck fÄr<br />
StÄck, so dass fÄhlbar und sichtbar wurde, dass auch aus der WÄste heraus ein Weg màglich<br />
ist.<br />
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