Kinder_erleben_den_T.. - Peter Godzik
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Wenn wir uns <strong>den</strong> Ritualen in Abschied, Sterben, Tod und Trauer zuwen<strong>den</strong>, dann bedeutet<br />
das, dass wir unsere eigenen Schàpfungsprozesse entdecken mÄssen. Ein kleiner Beginn eines<br />
Schàpfungsprozesses ist immer wieder das Licht, das uns geschenkt wor<strong>den</strong> ist, zu benutzen,<br />
nicht nur in dunklen, sondern auch in hellen Zeiten, sozusagen als Korrespon<strong>den</strong>z, als inneren<br />
Dialog. Wir brauchen Licht. Und in der Begegnung mit <strong>den</strong> Menschen, die uns umgeben, z.<br />
B. in der Begleitung von Familien, deren <strong>Kinder</strong> und Jugendliche sterben, oder in der Begleitung<br />
von Çlteren Ehepaaren, wo ein Partner stirbt und wo viel zerbricht – 50 Jahre miteinander<br />
leben, bedeutet die halbe Ewigkeit –, dann kommt es darauf an, dass diejenigen, die begleiten,<br />
eingela<strong>den</strong> sind, zu <strong>den</strong> Menschen, die in unsere HÇusern, unsere ambulanten Diensten oder<br />
in unsere Beratungsstellen kommen, Herzensverbindungen herzustellen, und dass wir das mit<br />
Lei<strong>den</strong>schaft und mit allen Sinnen tun. Nur durch unsere eigene Sinnlichkeit erreichen wir ein<br />
Miteinander, und dann haben wir die Màglichkeit, in einem gemeinsamen Schàpfungsprozess<br />
Rituale zu entdecken. Wir sind nicht diejenigen, die die Ritualmeisterinnen und Ritualmeister<br />
sind, sondern wir entdecken und gehen auf Erkundungstour mit <strong>den</strong> Menschen, die wir begleiten.<br />
Sie sind die Regisseure – wir die Choreographen!<br />
In vielen Religionen und in vielen Kulturen sind wunderbare Rituale erhalten geblieben und<br />
sie wer<strong>den</strong> auch noch gelebt. In unserer entritualisierten Gesellschaft, in unserem sinnlich<br />
verarmten Land und auch in vielen anderen LÇndern dieser Erde, da wo die Global Players,<br />
die neuen Priester ganzer Nationen, ihre Glaubensbekenntnisse und menschenverachten<strong>den</strong><br />
Rituale zelebrieren, da haben wir das groÑe Problem, dass uns viele Rituale abhan<strong>den</strong> gekommen<br />
sind, oder sie sind sinnentleert, sie betreffen uns nicht mehr, sie berÄhren uns nicht<br />
mehr, sie schmecken fade und riechen muffig, sie lassen uns sozusagen kalt. Da ist zwar etwas<br />
tief in uns vorhan<strong>den</strong>, irgendwo versteckt, aber wir bemerken, dass es nicht mehr stimmig<br />
ist fÄr das, was wir tun. Bei manchen Menschen, die eine intensive religiàse Erziehung gehabt<br />
haben in Verbindung mit ihrer Kirche und ihrem Glauben, sind all diese alten Rituale noch<br />
ganz stark vorhan<strong>den</strong>. Manchmal <strong>erleben</strong> wir z. B. bei Trauerfeiern und Beerdigungen, dass<br />
gute alte Traditionen hilfreich sein kànnen.<br />
Neulich ist mir Folgendes passiert, am Sterbebett eines 18-jÇhrigen Jungen: Dieser Junge<br />
wollte gern mit mir beten, jedoch kannte er kein Gebet. Ich fragte ihn, ob er im Konfirman<strong>den</strong>unterricht<br />
das „Vater unser“ gelernt habe. Er sagte: „Ja, lass uns das beten.“ Wir haben das<br />
„Vater unser“ im Laufe der Zeit 50-mal gebetet, weil es dem Jungen sehr geholfen hat, seinen<br />
Weg zu fin<strong>den</strong> und zu gehen. Er konnte nun ohne Kampf, <strong>den</strong> er vorher hatte, seine Augen<br />
irgendwann schlieÑen mit dem „Vater unser“ auf seinen Lippen. Dabei wird eher alten Menschen<br />
zugeschrieben, dass sie sich mit einem Gebet in ihren Sterbeprozess auf <strong>den</strong> letzten<br />
Weg begeben.<br />
Dieser Herzleuchter begleitet Anja Wiese und mich Äberall in Deutschland und im benachbarten<br />
europÇischen Ausland als Symbol fÄr Herzensverbindungen und fÄr das Licht in uns, um<br />
uns, bei uns, Äber uns und fÄr das Licht, das immer wieder in der Verbindung zueinander entsteht.<br />
Du bist ein Licht fÄr mich und ich màchte ein Licht fÄr dich sein. Wenn wir es schaffen,<br />
dass wir ganz viele Lichter entzÄn<strong>den</strong> und wir entflammbar sind fÄr das, was wir tun in unserer<br />
Ritualarbeit und in der Begleitung, dann sind wir ein StÄckchen weiter auf dem Weg ins<br />
Lebensparadies. Wenn wir es immer wieder schaffen, dass das Licht nicht verlàscht, auch<br />
nicht im Sterbeprozess, sondern sich in <strong>den</strong> Augen, auf <strong>den</strong> Lippen, auf der Zunge und in unserer<br />
Mimik widerspiegelt, dann kànnen Rituale in der Begleitung trostreich, heilsam und<br />
hilfreich sein.<br />
Meine Kollegin Anja Wiese und ich lassen diesen Herzleuchter wÇhrend der vielen VortrÇge,<br />
die wir gemeinsam machen, immer herumgehen, und jeder Anwesende kann ihn einen Augenblick<br />
in <strong>den</strong> HÇn<strong>den</strong> halten und spÄren, dass man sich festhalten kann, wenn Ångste<br />
kommen; dass man Licht erhÇlt, man wird bestrahlt und steht im Licht und es wÇrmt ein we-<br />
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