Pfarrbrief - St. Martinus Stommeln / Startseite
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Titelthema „Heil-...“ Titelthema „Heil-...“<br />
(z. B. das Eisenbahnunglück im<br />
Jahre 1927), so dass zumindest<br />
zeitweise im Rahmen der Möglichkeiten<br />
eine Notfallklinik entstand.<br />
Die Schwestern waren sehr in das<br />
dörfliche Leben eingebunden. Die<br />
erste <strong>St</strong>ation bei der jährlichen<br />
Fronleichnamsprozession war<br />
am Krankenhaus. Sie verrichteten<br />
außer der stationären auch die<br />
ambulante Krankenpflege im Dorf.<br />
Wobei sich die legendäre Schwester<br />
Gottfrieda sicherlich ein <strong>St</strong>ühlchen<br />
im Himmel verdient hat. Sie<br />
war von Anfang an dabei und hat<br />
schließlich viele <strong>St</strong>ommelner auf<br />
ihren letzten Gang vorbereitet. Die<br />
Gräber der Schwestern findet man<br />
gleich oberhalb der großen Treppe,<br />
rechts auf dem Friedhof.<br />
Auch Nähunterricht für die Mädchen<br />
wurde erteilt. Aus der Kinderverwahrung<br />
entwickelten sich<br />
später die Kindergärten. So wurde<br />
bis 1967 der kath. Kindergarten<br />
von den Schwestern betreut. An<br />
der Bahntrasse vorbei befanden<br />
sich die Krankenhausgärten, in<br />
denen vieles, der Ernährung dienend,<br />
angebaut wurde. Auch hier<br />
halfen Jugendliche, die teilweise<br />
im Krankenhaus lebten. Die Mädchen<br />
halfen in der Küche.<br />
In der Zeit des zweiten Weltkrieges<br />
musste ein Luftschutzbunker<br />
errichtet werden. Der Eingang befand<br />
sich im Keller, der Ausgang<br />
in oben besagtem Wäldchen. Man<br />
stelle sich vor, bei Fliegeralarm<br />
alle Patienten auf Tragen in den<br />
Bunker zu bringen - schon eine<br />
Meisterleistung. Schulunterricht<br />
wurde in diesem Bunker nicht abgehalten,<br />
im Gegensatz zu anderen.<br />
In den letzten Kriegstagen hat<br />
Pfarrer Becker hier das Allerheiligste<br />
ausgestellt, während sich im<br />
Obergeschoß ein paar deutsche<br />
Landser verschanzt hatten, die<br />
mit einem Maschinengewehr den<br />
heranrückenden alliierten Kampfverbänden,<br />
unterstützt von einer<br />
in der sogenannten Fliester-Hülle<br />
liegenden Geschützbatterie, den<br />
Zutritt nach <strong>St</strong>ommeln verwehren<br />
wollten. Folge: Granateinschläge<br />
am Krankenhaus und drei kaputte<br />
Panzer zwischen Ingendorf und<br />
<strong>St</strong>ommeln.<br />
Abschied vom Krankenhaus<br />
Nach dem Kriege ging es zunächst<br />
wieder aufwärts. Neben dem normalen<br />
Krankenhausbetrieb kochten<br />
die Schwestern für die <strong>St</strong>ommelner<br />
Kinder der damals noch<br />
bestehenden Volksschule an der<br />
Bahnhofstraße die Schulspeisung.<br />
Doch bald pfiffen es die Spatzen<br />
von den Dächern: Das Krankenhaus<br />
wird geschlossen. Was war<br />
geschehen? Dem nunmehr sich<br />
geänderten <strong>St</strong>andard im Krankenhauswesen,<br />
den hygienischen,<br />
zeitgemäßen Auflagen konnte ein<br />
Haus unter 50 Betten ohne große<br />
bauliche Veränderungen nicht<br />
widerstehen. So war es beispielsweise<br />
der Fall, dass frisch operierte<br />
Patienten, in Ermangelung<br />
eines Aufzuges, unter Mithilfe von<br />
vor Ort tätigen Handwerkern, auf<br />
Tragbahren in die Krankenzimmer<br />
getragen wurden. Auch Rollen an<br />
den Betten gab es noch nicht.<br />
Hinzu kam der sich damals schon<br />
abzeichnende Nachwuchsmangel<br />
bei den Orden. Mitte 1964 war das<br />
Damoklesschwert nicht mehr aufzuhalten.<br />
Das Krankenhaus war<br />
aufgegeben.<br />
Fassen wir nun kurz zusammen:<br />
Die Kirchengemeinde und<br />
die Zivilgemeinde haben dann<br />
in vielen Bemühungen, einzeln<br />
und auch miteinander versucht,<br />
andere Ordensgemeinschaften<br />
zu gewinnen. Alle Versuche sind<br />
fehlgeschlagen. Die Auflagen aus<br />
den Schenkungsurkunden konnten<br />
zunächst auch nicht greifen,<br />
weil Unterlagen durch Kriegseinwirkung<br />
verloren gingen. Die<br />
Cellitinnen haben dann in mehreren<br />
Schüben das Anwesen an<br />
die Erzdiözese verkauft. Anhand<br />
später wiederentdeckter Urkunden,<br />
konnte unter Mitwirkung der<br />
erzbischöflichen Schiedsstelle<br />
ein Vergleich mit dem Orden der<br />
Cellitinnen erwirkt werden, der<br />
für die Pfarrgemeinde eine Vergleichssumme<br />
von 330.000 DM<br />
erbrachte. (Dieser Betrag wurde<br />
dann in die Sanierung der Pfarrkirche<br />
investiert.)<br />
Zukunft<br />
Nachdem das Gebäude eine Zeit<br />
lang leer stand, ist es dann gelungen,<br />
den italienischen Schulorden<br />
der Pavoniani zu gewinnen, die<br />
zunächst Schuluntericht für italienische<br />
Gastarbeiterkinder anboten.<br />
Mit Hilfe der Erzdiözese Köln<br />
und der Mitwirkung italienischer<br />
Schulbehörden und Erweiterung<br />
durch neue Gebäude, entwickelte<br />
sich dann ein Internat. In<br />
den drei Internatshäusern waren<br />
dann zeitweise bis zu 200 italienische<br />
Kinder untergebracht. Der<br />
Unterricht fand in einem eigens<br />
dafür errichteten mehrklassigen<br />
Varielbau statt. Heute ist der Internatsbetrieb<br />
aufgehoben und die<br />
bilinguale Papa Giovanni XXIII.<br />
Ganztagsschule entstanden, die<br />
sich eines guten Rufes in der Region<br />
erfreut.<br />
Es würde hier den Rahmen<br />
sprengen, weitere Einzelheiten<br />
zu erörtern. Zu allen dargestellten<br />
Themen gibt es noch Aufzeichnungen,<br />
vor allem auch Bilder, die<br />
sich zum Teil im Heimatmuseum<br />
befinden.<br />
10 11<br />
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fs