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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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IN "INTERMEZZO" ÜBERTRUG INGRID die Belas<strong>tu</strong>ngen,<br />

die sich aus den ständigen Konflikten zwischen den Anforderungen<br />

von Karriere und zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

ergaben - und die sie selbst ihr ganzes Leben lang<br />

verfolgten, auf Anita. Ihr eigenes Portrait – wozu Anita im<br />

Grunde genommen wurde – gedieh so wundervoll haargenau,<br />

weil es (wenn auch unbewusst) aus ihrer eigenen Lebenserfahrung<br />

heraus entstand. <strong>Ingrid</strong>s bedingungslose Hinwendung<br />

zum Beruf, die sie schon mit 20 Jahren kannte, basierte nicht<br />

nur auf ihrem Vertrauen in ihre Begabung, sondern auch auf<br />

ihrer Überzeugung, dass menschliche Beziehungen (Mama,<br />

Papa, Tante und Onkel) zeitlich begrenzt sind. Wirklich verlassen<br />

konnte sich <strong>Ingrid</strong> <strong>als</strong>o ausschliesslich auf die Einkünfte,<br />

die tragenden Kräfte aus ihrer beruflichen Kapazität. "Ich<br />

möchte mich in Jemandes Arme kuscheln, der mich beschützt,<br />

tröstet und lieb hat", schrieb sie in ihr Tagebuch. Der sicherste<br />

Anker in ihrem Leben war aber ihre künstlerische Kraft.<br />

<strong>Ingrid</strong> war eine Realistin, keine Träumerin.<br />

Dem unmöglichen moralischen Idealismus im Ausklang<br />

von "Intermezzo" – Holger in den Armen einer verzeihenden<br />

Frau – wurde in der vorangehenden Szene durch die letzte<br />

Nahaufnahme, die <strong>Ingrid</strong>s Gesicht durch das Fenster des davonrollenden<br />

Zugs zeigt, auf nette Art die Schärfe genommen.<br />

Aber sie wendet dieses Cliché auch zu ihrem Vorteil. Ihr Blick<br />

ist in die Unendlichkeit gerichtet, nicht sinnbildlich im Sinne<br />

von n<strong>ob</strong>ler Entsagung oder Selbstmitleid. Ganz im Gegenteil,<br />

sie liefert hier die einzig mögliche Stimmung emotionalen,<br />

erwachsenen Realitätsbewusstseins: das Bild einer Frau, deren<br />

Integrität und Zukunft in der bedingungslosen Akzeptanz<br />

ihres eigenen Ichs liegt. Ihre gedämpften, überzeugenden<br />

Emotionen wirkten sehr ergreifend auf das Publikum und einmal<br />

mehr war auch die Kritik der Meinung, dass die junge<br />

Schauspielerin auf gutem Wege sei. "<strong>Ingrid</strong> <strong>Bergman</strong> fügt<br />

ihren bisherigen Siegen einen weiteren bei," hiess es in etwa.<br />

Als die Produktion von "Intermezzo" am 19. Juni zu<br />

Ende ging, schickte ihr Gustav Molander einen Blumenstrauss<br />

mit der Notiz: "Du gibst meinem Film Erhabenheit, Reinheit<br />

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