Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrids Wohnung erstreckte sich über zwei Etagen – eine Küche,
ein Speise- und ein Wohnzimmer im ersten und zwei
Schlafzimmer, zwei Bäder und eine Terrasse im zweiten Stock.
Sie möblierte das Ganze in Erdfarben, Écru und sanften Brauntönen,
und für ihr Schlafzimmer wählte sie eine Tapete mit
einem Muster von verschlungenen Grünpflanzen und Blätterwerk
– "eine Wald-Szenerie", wie sie es nannte. "Wenn es soweit
ist, werde ich hier zwischen den Blättern sitzen, wenn
mich meine Freunde besuchen kommen."
Vor allem war da die Frage ihrer Gesundheit. Das Geschwür
unter ihrem rechten Arm, eine bösartige Veränderung
eines Lymphknotens, wurde entfernt wonach sich Ingrid neuerdings
einer ermüdenden Strahlentherapie unterziehen musste.
Jeden Morgen um neun Uhr kam Griff James sie in Cheyne
Gardens abholen, fuhr sie zum Spital und sah ihr zu, wie sie
alleine einen langen Gang entlang in Richtung 'Nuklearmedizin'
ging. Eineinhalb Stunden später stand sie zu den Proben auf
der Bühne. Niemand im Cast hatte die leiseste Ahnung von der
Schwere ihrer Krankheit, obschon allen aufgefallen war, dass
Ingrid Mitte Nachmittag ungewöhnlich erschöpft war, sie sich
manchmal etwas niedersetzen musste und einen abwesenden
Eindruck machte. "Sie war diese Saison sehr, sehr zu bewundern",
sagte Wendy Hiller, die von Ingrid bald ins Vertrauen
gezogen wurde. "Als sie es mir sagte, tat sie es ohne den leisesten
Anflug von Wehleidigkeit."
Nach zwei Wochen in Brighton, hatte "Waters of the
Moon" am 26. Januar 1978 am Haymarket Premiere. "Ingrid
Bergman ist das Herz des Stücks und macht es zu ihrem eigenen",
so etwa lautete der Tenor der Presse. "Ihr sprudelndes
Spiel, ihr inkonsequentes Geplapper, ihre Ungeduld mit dem
Pessimismus, ihr Vertrauen in die Tugenden des Wohlstands
machen sie unwiderstehlich." Ein anderer bemerkte, sie "sei
sicherer und strahle leuchtender als je zuvor". Noch immer
hatte die Presse ihr Gesundheitsproblem nicht erkannt und so
blieb es während den 180 Vorstellungen, die das Stück hier
erlebte.
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