Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

starker Körper gebrochen, ihre Seele ausgebrannt. Trotz allem
benahm sie sich im Studio ausserordentlich diszipliniert."
Dann, eines späteren Nachmittags, während Ingrid und
Ingmar eine Änderung der Beleuchtung einer Szene abwarteten,
bemerkte er, wie ihre Hand wiederholt über ihr Gesicht
strich und sie tief einatmete. Ganz kurz huschte ihr fröhliches
Lächeln über ihr Gesicht bevor sie gelassen sagte: "Weißt du -
ich lebe auf Pump." Wie sie ihre eigenen Worte erfasste, erstarb
ihr Lächeln und – für einen ganz kurzen Moment - trat
ein Schatten von Panik in ihre klaren, grau-blauen Augen.
Dann war alles zur Aufnahme bereit, womit sie an die Arbeit
humpelte. "Ihr Benehmen war ausserordentlich professionell",
schloss Ingmar, "denn selbst geschwächt, wie sie offensichtlich
war, war Ingrid Bergman eine bemerkenswerte Person –
grosszügig, grossartig und hochtalentiert."
Liv Ullman war von Ingrids Mut ebenfalls tief berührt.
"Das Sichtbare an ihr war ihre Grösse als Schauspielerin, mit
der sie andern skandinavischen Schauspielerinnen - wie mir-
die Tür öffnete, aber das ist nichts gemessen an ihrer wahren
Schönheit. Diese kam als eine Person, deren Mut angesichts
dieses schrecklichen Krebses und ihrer Ehrlichkeit und Direktheit
bei der Arbeit für uns alle möglich ist. Das Schönste an
allem: sie sagte mir nie, was ich zu tun hatte. Sie inspirierte
durch ihr Vorbild." "Herbstsonate" brachte Ingrid Bergman ihre
siebente Oscar-Nomination als beste Schauspielerin ein.
SOFORT NACH FERTIGSTELLUNG des Films kehrte Ingrid
nach London zurück, wo ihr Mary Evans behilflich war, eine
komfortable Wohnung in einem Terrassenhaus an Nr. 9 Cheyne
Gardens, Chelsea, zu finden, ein paar Schritte von einem
kleinen Park entfernt und nahe an der Themse. Das Quartier
ähnelte demjenigen in Stockholm, dem Strandvägen entlang:
war das Wetter gut, konnte Ingrid dem Ufer entlang spazieren,
sich auf eine Bank setzen und den Schiffsverkehr beobachten,
im Script zu "Waters of the Moon" sich ihre Zeilen für den bevorstehenden
Neubeginn einprägen und die Ruhe geniessen.
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