Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

sie auch. „Aber Ingrid“, entgegnete ihr Regisseur ungerührt,
„diese Frau hat Charakterseiten, die – nun ja, die du selbst
verstehen müsstest.“ Sie bat darum, sich ein Wochenende zurückziehen
zu können, um ihre Mitwirkung zu überdenken.
UND DANN PASSIERTE ETWAS GANZ AUSSERORDENT-
LICHES.
Als sie das Script und Ingmars Notizen dazu las, realisierte
sie schockiert, dass diese Frau tatsächlich sie selbst war.
"Vieles von mir steckt in 'Herbstsonate'", sagte sie später, "und
ich war schrecklich nervös, als meine Tochter Pia sagte, sie
wolle sich den Film ansehen." Da war eine Konzertpianistin –
wie Ingrid in "Intermezzo" – die ihr Talent auch um den Preis,
dass sie ihr Privatleben opfern musste, nicht unter Kontrolle
halten konnte; dieser Film zeigte Ingrid Bergmans Verhältnis
zu Pia Lindström, wie Pia selbst sofort erkannte, als sie den
fertigen Film zu sehen bekam.
An diesem Spätsommer-Wochenende wurde Ingrid bewusst,
dass sie den vielleicht schwierigsten Entscheid ihrer
Karriere treffen musste. Charlotte war so genau Ingrid: war die
Schauspielerin bereit, die Rolle noch stärker zu profilieren –
das nackte Eingestädnis der Schuld, die sie nun seit 28 Jahren
mit sich herumtrug, für alle Welt sichtbar auf Film zu bannen?
Und war sie bereit, Ingmars Geschichte zur Erfolgsstory zu
machen, ihr genau den persönlichen Anstrich zu geben, der die
Charaktere glaubhaft macht? Mag Ingmar die Geschichte vor
Augen gehabt haben, gab es da – wie üblich, in seinen Filmen
- auch noch generelle Einflüsse: theologische Aspekte, soziale
Fragen, geistige Überlegungen. Ihr schien, das alles schwäche
das Script. Das zentrale Thema des Dramas musste sich auf
die Mutter-Tochter-Geschichte konzentrieren – und diese Geschichte
kannte sie nur allzugut.
Entschuldigungen, Bemühungen, gemeinsame Ferien,
Versuche zur Versöhnung mit Pia – ja, all das führte zu einer
Art Waffenstillstand. Aber Ingrid und Pia waren zu klug und
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