Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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29.01.2013 Aufrufe

554 heit und Wärme als Individuum .......Unsere Kultur wäre ohne ihre Kunst ärmer.....Sie ist eine der grössten aktiven Schauspielerinnen unserer Zeit. Und dann kam der Grund für den ganzen Sermon: "Ich weiss, dass ich für Millionen von Amerikanern rede, wenn ich Ingrid Bergman deren Bedauern für die persönliche und berufliche Verfolgung ausspreche, die sie veranlasste, unser Land auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zu verlassen. Miss Bergman ist nicht nur willkommen in Amerika; wir fühlen uns durch ihre Besuche hier zutiefst geehrt." Elf Einträge über Ingrid wurden seinem Kongress- Protokoll dieses Tages noch beigefügt. "Sehr geehrter Senator Percy", schrieb Ingrid von New York aus, "mein Krieg mit Amerika ist längst beendet. Die Wunden sind mir allerdings geblieben. Nun, durch Ihre galante Geste mit Ihrer grosszügigen und verständnisvollen Adresse an den Senat sind auch sie für immer verheilt." Während ihrer Anwesenheit in New York erschien sie kurz in einem eher unbedeutenden Film als exzentrische, reiche alte Dame, die sich in "From the Mixed-Up Files of Mrs. Basil E. Frankweiler" mit zwei einsamen Kindern anfreundet. Wie sie Freunden erzählte, nahm sie die Rolle nicht nur wegen des vielen Geldes an, das ihr dafür geboten wurde, sondern auch weil sie den Charakter dieser Rolle – den einer Perrücke tragenden, gepuderten Einsiedlerin – als herrliche Gelegenheit für eine Satire über die wenigen Rollen erkannte, die es für Frauen um die fünfzig noch gibt: Frauen über achtzig, die sich vom dürren, bissigen alten Weib zur verehrten alten Dame mausern.

ZURÜCK AUF DANNHOLMEN und gelegentlich auch in Choisel unterbrach sie im Sommer und Herbst 1972 ihren Urlaub durch verschiedene Reisen nach London, um Projekte zu besprechen, doch im Moment gab es nichts Sicheres – weder in der Kunst noch im Leben. Ihr häufiges Erscheinen an Flughäfen und das zwangsläufig öffentliche Leben von Ingrid und Lars machten die Presse hellhörig, die nun Probleme im Eheparadies zu wittern begann. "Die Leute fragen mich über Lars aus", sagte sie einem Reporter, "wir sind immer noch verheiratet und ich hoffe, wir werden wieder klarkommen und verheiratet bleiben. Das ist alles, was ich im Moment sagen kann. In den Zeitungen lese ich, 'Ein Freund sagt....Freunde von Miss Bergman sagen...' und ich wundere mich, wer diese Freunde alle sein sollen? Ich glaube nicht, dass sich meine Freunde über meine Ehe äussern, weil sie – wie ich selbst – noch nicht wissen, was sie sagen sollen." Auch Lars, der Kristina Belfrage nicht heiratete, wusste es nicht. Aber Ingrid hatte die Antwort sofort bei der Hand, als Binkie Beaumont neuerdings von London anrief mit der Idee für eine weitere Neuaufführung – diesmal von Sommerset Maughams Komödie "The Constant Wife" aus dem Jahre 1927. Die zentrale Figur war Constance, eine elegante und clevere Frau, seit fünfzehn Jahren mit John Middleton verheiratet, einem renommierten Arzt, der mit ihrer besten Freundin ein Verhältnis hat. Während ihre Freunde sie aufstacheln, durchzubrennen und ihre Mutter ihr rät, sich mit der männlichen Schürzenjägerei abzufinden, wählt Constance einen dritten Weg: sie versucht, sowohl ihre Selbstachtung wie auch ihre finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und eröffnet John, dass auch sie ihn nicht mehr liebt, dass sie arbeiten wolle um ihn für ihren Lebensunterhalt entschädigen zu können: "Es gibt nur eine wirklich wichtige Freiheit, das ist die wirtschaftliche Selbständigkeit." Ein Jahr später - solvent und zu haben – erklärt sie John zu dessen Entsetzen, dass sie nun eine romantische Reise mit einer alten Flamme unternehmen werde. "Ich war so vor- 555

ZURÜCK AUF DANNHOLMEN und gelegentlich auch in<br />

Choisel unterbrach sie im Sommer und Herbst 1972 ihren Urlaub<br />

durch verschiedene Reisen nach London, um Projekte zu<br />

besprechen, doch im Moment gab es nichts Sicheres – weder<br />

in der Kunst noch im Leben. Ihr häufiges Erscheinen an Flughäfen<br />

und das zwangsläufig öffentliche Leben von <strong>Ingrid</strong> und<br />

Lars machten die Presse hellhörig, die nun Pr<strong>ob</strong>leme im Eheparadies<br />

zu wittern begann. "Die Leute fragen mich über Lars<br />

aus", sagte sie einem Reporter, "wir sind immer noch verheiratet<br />

und ich hoffe, wir werden wieder klarkommen und verheiratet<br />

bleiben. Das ist alles, was ich im Moment sagen kann. In<br />

den Zei<strong>tu</strong>ngen lese ich, 'Ein Freund sagt....Freunde von Miss<br />

<strong>Bergman</strong> sagen...' und ich wundere mich, wer diese Freunde<br />

alle sein sollen? Ich glaube nicht, dass sich meine Freunde<br />

über meine Ehe äussern, weil sie – wie ich selbst – noch nicht<br />

wissen, was sie sagen sollen." Auch Lars, der Kristina Belfrage<br />

nicht heiratete, wusste es nicht.<br />

Aber <strong>Ingrid</strong> hatte die Antwort sofort bei der Hand, <strong>als</strong><br />

Binkie Beaumont neuerdings von London anrief mit der Idee<br />

für eine weitere Neuaufführung – diesmal von Sommerset<br />

Maughams Komödie "The Constant Wife" aus dem Jahre 1927.<br />

Die zentrale Figur war Constance, eine elegante und<br />

clevere Frau, seit fünfzehn Jahren mit John Middleton verheiratet,<br />

einem renommierten Arzt, der mit ihrer besten Freundin<br />

ein Verhältnis hat. Während ihre Freunde sie aufstacheln,<br />

durchzubrennen und ihre Mutter ihr rät, sich mit der männlichen<br />

Schürzenjägerei abzufinden, wählt Constance einen dritten<br />

Weg: sie versucht, sowohl ihre Selbstach<strong>tu</strong>ng wie auch<br />

ihre finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren und eröffnet John,<br />

dass auch sie ihn nicht mehr liebt, dass sie arbeiten wolle um<br />

ihn für ihren Lebensunterhalt entschädigen zu können: "Es gibt<br />

nur eine wirklich wichtige Freiheit, das ist die wirtschaftliche<br />

Selbständigkeit."<br />

Ein Jahr später - solvent und zu haben – erklärt sie<br />

John zu dessen Entsetzen, dass sie nun eine romantische Reise<br />

mit einer alten Flamme unternehmen werde. "Ich war so vor-<br />

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