Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
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29.01.2013 Aufrufe

en, glätteten einige scharfe Kanten im Script, das leider viel von der brillanten Leichtigkeit des französischen Originals verloren hatte – "Fleur de cactus" von Ingrids Freund Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy. Wie nicht anders zu erwarten war, sah Ingrid sehr hübsch aus – sei es im Weiss der Schwesterntracht oder im Paillettenkleid. Sie tanzte die wilden Schwünge der späten 1960er-Jahre im echt fiebernden Stil und schuf durch ihr typisches Understatement jenen wundervollen Anflug von Komödie, der seit ihren schwedischen Filmen vor dreissig Jahren bei ihr nicht mehr zu sehen war – womit ihre Wandlung vom nordischen Eisberg zur leidenschaftlichen Geliebten weder unfein noch unglaubwürdig wirkt. GENAU WIE WÄHREND DEN SELZNICK-JAHREN sprintete Ingrid von einem Film zum andern. Ungeachtet etlicher Schwierigkeiten mit Script und Besetzung war "A Walk in the Spring Rain" inzwischen produktionsreif geworden, und eine Woche nach der Oscar-Verleihung war Ingrid in den Smoky Mountains mit Anthony Quinn, Fritz Weaver und Regisseur Guy Green, der durch seine erfolgreichen und sensibeln Filme "The Mark" und "A Patch of Blue" von sich reden machte. Vor Jahren hatte Green sein scharfes Künstlerauge auf die Verfilmung verschiedener David Lean-Filme geworfen, und durch eine personelle Umbesetzung in letzter Minute gab er "Spring Rain" viel von dessen bildhafter Attraktivität und erzählerischen Einfachheit. Vom 21. April bis zum 13. Juni 1969 arbeitete Ingrid in Tennessee, New York und Hollywood an diesem Film. Mehr als jede andere Schauspielerin, die er in seiner Karriere getroffen hat, empfand Green Ingrid als "kooperativ, bescheiden, immer angenehm und nie ein Problem. Für uns alle in Cast und Crew war sie eine bemerkenswerte Person – um jedermanns Probleme immer genau so besorgt, wie z.B. um die quietschenden Räder eines Kamerawagens. Sie ging in 540

der Produktion völlig auf." Manchmal war sie vielleicht zu sehr engagiert, denn obschon sie sich nie als Regisseur betätigen wollte, handelte sie jetzt tatsächlich wie einer, und das stellte Anthony Quinns Geduld auf die Probe. Bei den Dreharbeiten zu einer Aussenszene in Tennessee herrschte eines Tages pefektes Sonnenlicht und alles war zur Aufnahme bereit. Aber nach einer kurzen Probe für die Szene drehte sich Ingrid zu Quinn um und fragte ihn: "Aber so wirst du die Szene nicht spielen, oder?" Quinns mexikanisch-irisches Temperament flatterte: "Wer führt hier eigentlich Regie – du oder Guy?" Unvermittelt drohte er, den Film zu verlassen; sie sollen Burt Lancaster als Ersatz für ihn holen, schlug er vor. Quinn und Green steckten dann die Köpfe zusammen, während Ingrid sich mit Ruth Roberts unterhielt. "Die Sonne steht schon tief", sagte sie zu Ruth, "mein Gott, wir könnten einen ganzen Drehtag verlieren, und alles durch meine Schuld!" Und damit gewann ihr professionelles Bewusstsein wieder die Oberhand. "Es tut mir entsetzlich leid", sagte sie auf Green und Quinn zugehend, "ich werde meinen Mund nie wieder aufmachen darüber, wie du eine Szene spielen sollst. Lasst uns doch weitermachen, damit wir die Szene noch in den Kasten bekommen." BEI IHRER ARBEIT in den frühen Sechzigerjahren konnte Ingrid, wie sie dieses Frühjahr in einem Brief an Lars eingestand, "ziemlich mühsam sein, wie mir Tony Quinn und Guy Green klarmachten und aber auch halfen, die Fehler zu erkennen. Ich höre nie zu und unterbreche ein im Gange befindliches Gespräch mit völlig bezugsfremden Themen; du kennst das ja. Das hat mir Tony Quinn abgewöhnt. Er fixiert mich schweigend bis ich mich entschuldigt habe. Wart's nur ab, ich bin jetzt viel angenehmer." Bestimmt war sie am Ende der Aufnahmen angenehmer, als sie Tony Quinn und Guy Green ein Geschenk präsentierte – Malerutensilien für ihren Co-Star (der inzwischen zu malen begonnen hatte) und eine elegante Geldkassette für ihren Regisseur, auf deren Deckel eingraviert 541

der Produktion völlig auf."<br />

Manchmal war sie vielleicht zu sehr engagiert, denn <strong>ob</strong>schon<br />

sie sich nie <strong>als</strong> Regisseur betätigen wollte, handelte sie<br />

jetzt tatsächlich wie einer, und das stellte Anthony Quinns Geduld<br />

auf die Pr<strong>ob</strong>e. Bei den Dreharbeiten zu einer Aussenszene<br />

in Tennessee herrschte eines Tages pefektes Sonnenlicht und<br />

alles war zur Aufnahme bereit. Aber nach einer kurzen Pr<strong>ob</strong>e<br />

für die Szene drehte sich <strong>Ingrid</strong> zu Quinn um und fragte ihn:<br />

"Aber so wirst du die Szene nicht spielen, oder?"<br />

Quinns mexikanisch-irisches Temperament flatterte:<br />

"Wer führt hier eigentlich Regie – du oder Guy?" Unvermittelt<br />

drohte er, den Film zu verlassen; sie sollen Burt Lancaster <strong>als</strong><br />

Ersatz für ihn holen, schlug er vor. Quinn und Green steckten<br />

dann die Köpfe zusammen, während <strong>Ingrid</strong> sich mit Ruth R<strong>ob</strong>erts<br />

unterhielt. "Die Sonne steht schon tief", sagte sie zu<br />

Ruth, "mein Gott, wir könnten einen ganzen Drehtag verlieren,<br />

und alles durch meine Schuld!" Und damit gewann ihr professionelles<br />

Bewusstsein wieder die Oberhand. "Es <strong>tu</strong>t mir entsetzlich<br />

leid", sagte sie auf Green und Quinn zugehend, "ich<br />

werde meinen Mund nie wieder aufmachen darüber, wie du<br />

eine Szene spielen sollst. Lasst uns doch weitermachen, damit<br />

wir die Szene noch in den Kasten bekommen."<br />

BEI IHRER ARBEIT in den frühen Sechzigerjahren konnte<br />

<strong>Ingrid</strong>, wie sie dieses Frühjahr in einem Brief an Lars eingestand,<br />

"ziemlich mühsam sein, wie mir Tony Quinn und Guy<br />

Green klarmachten und aber auch halfen, die Fehler zu erkennen.<br />

Ich höre nie zu und unterbreche ein im Gange befindliches<br />

Gespräch mit völlig bezugsfremden Themen; du kennst<br />

das ja. Das hat mir Tony Quinn abgewöhnt. Er fixiert mich<br />

schweigend bis ich mich entschuldigt habe. Wart's nur ab, ich<br />

bin jetzt viel angenehmer." Bestimmt war sie am Ende der<br />

Aufnahmen angenehmer, <strong>als</strong> sie Tony Quinn und Guy Green<br />

ein Geschenk präsentierte – Malerutensilien für ihren Co-Star<br />

(der inzwischen zu malen begonnen hatte) und eine elegante<br />

Geldkassette für ihren Regisseur, auf deren Deckel eingraviert<br />

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