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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Die Verbindung von tiefer Sorge um das Stück und dem<br />

ebenso festen Vertrauen in ihr Talent führte <strong>Ingrid</strong> in eine nervöse<br />

Anspannung, die sich während einer gewissen Zeit wie<br />

ein Virus in der Produktion festsetzte. Was Hill und Dewhurst<br />

erkannt hatten, wurde <strong>Ingrid</strong> zu spät bewusst: nämlich, dass<br />

gewisse Dinge in diesem Stück sich nicht leicht (wenn überhaupt)<br />

lösen liessen, dass aber ein unperfekt dargebotenes<br />

O'Neill-Stück immer noch besser ist, <strong>als</strong> vieles andere, was<br />

1967 <strong>als</strong> Theater durchging. Elliot Martin und José Quintero<br />

hatten den mutigen Entschluss gefasst, das letzte Stück eines<br />

grossen Schriftstellers aufzuführen, und so führte die Kompanie<br />

ihre Arbeit spielerisch zu Ende.<br />

Die Premiere am 12. September in Los Angeles erwies<br />

sich zunächst <strong>als</strong> Reinfall. Langer Applaus begleitete ihren ersten<br />

Auftritt, doch plötzlich erstarrte <strong>Ingrid</strong>: sie hatte ihren Dialog<br />

ganz einfach vergessen. Nach einem schrecklichen Moment<br />

lieferte ihr der Souffleur die erste Zeile, womit die Panne beh<strong>ob</strong>en<br />

war. Doch ungeachtet der Pr<strong>ob</strong>leme, hatten die drei<br />

Hauptdarsteller die Kritiker von Los Angeles für sich gewonnen.<br />

Bezüglich <strong>Ingrid</strong>s Verkörperung der fürchterlichen Deborah,<br />

kam ihr Monolog im ersten Akt in metallisch klingender Stimme<br />

daher, voller Erstaunen über ihre eigene Boshaftigkeit:<br />

"Wirklich, Deborah", sprach sie zu sich selbst, <strong>als</strong> <strong>ob</strong> sonst<br />

noch jemand im Raum anwesend wäre, "ich beginne wirklich<br />

zu glauben, du seist etwas verrückt!" Ihre Augen leuchteten,<br />

ein leichtes Lächeln kräuselte sich auf ihren Lippen.<br />

"Du solltest dich in Acht nehmen. Eines Tages kannst<br />

du dich derart tief in diesem romantischen Bösen verlieren,<br />

dass du den Weg zurück nicht mehr findest.<br />

Nun gut, soll es geschehen! Ich würde mich ja gerne<br />

verlieren. Doch wie s<strong>tu</strong>pid. Diese krankhaften, endlosen<br />

Selbstgespräche!"<br />

Nach einer kurzen Pause richtete sie ihren Körper auf<br />

und h<strong>ob</strong> ihre Stimme an, um einen inneren Entschluss anzudeuten:<br />

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