29.01.2013 Aufrufe

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

genüber schuldig fühlte. Sie wollte Isabella die Tor<strong>tu</strong>r der<br />

Streckübungen nicht allein verkraften lassen und war daher<br />

täglich zugegen, wenn sich ihre Tränen mit jenen des Mädchens<br />

vermischten und Isabella, mit Leinen auf einen grossen<br />

Tisch gebunden, erdulden musste, dass eine Nonne mit Hilfe<br />

von <strong>Ingrid</strong> den Nacken des Mädchen so lange streckte, bis es<br />

vor Schmerz fast das Bewusstsein verlor. Die Ärzte liessen sich<br />

von Isabellas Schreien leiten, denn wäre sie schmerzfrei gewesen,<br />

wäre sie unter Umständen so weit überstreckt worden,<br />

dass irreparable Schäden daraus hätten entstehen können.<br />

"Ich wollte stark sein", sagte <strong>Ingrid</strong> über diese Zeit, "doch ich<br />

weinte immer, während sie vor Schmerz schrie. Ich konnte uns<br />

beiden nicht helfen." In Tat und Wahrheit hatte sie aber sehr<br />

geholfen – wie auch Lars, der sie durch seine häufigen Besuche<br />

moralisch unterstützte (und es irgendwie fertigbrachte, nicht<br />

mit Rossellini zusammenzutreffen).<br />

Isabella war viermal in der Careggi-Klinik für diese<br />

schrecklichen "Streckungen", doch schliesslich kam der Tag, an<br />

dem die schwierige und heikle sechsstündige Operation an ihrer<br />

Wirbelsäule von Dr. Alberto Ponte (assistiert von Dr.<br />

Scaglietti) durchgeführt wurde. An jenem Tag schritten <strong>Ingrid</strong><br />

und R<strong>ob</strong>erto nervös einen Besucherraum auf und ab, rauchten<br />

endlos Cigaretten und versuchten sich im Flüsterton zerstreut<br />

über Politik, Wetter und Filme abzulenken. Dann entfernte sich<br />

<strong>Ingrid</strong> plötzlich und verschwand in einem Korridor. Nach zwanzigminütiger<br />

Abwesenheit folgte ihr R<strong>ob</strong>erto und fand sie in<br />

einer kleinen Toilette, wo sie ein Becken requiriert hatte und<br />

dabei war, sich die Haare zu waschen. Was sie zum Teufel hier<br />

mache? wollte er wissen. Er sehe es ja, tönte es unter dem<br />

Seifenschaum hervor. Aber warum das? Sie hätte etwas <strong>tu</strong>n<br />

müssen, um nicht verrückt zu werden vor Angst, erklärte sie,<br />

und zudem habe sie schon das dritte Paket Cigaretten hinter<br />

sich.<br />

Die Operation war kompliziert. Zuerst wurde Isabellas<br />

Bein Knochen entnommen, der in zündholzfeine Stückchen<br />

zerschnitten wurde. Dann wurde die Wirbelsäule freigelegt –<br />

endgültig geradegestreckt - , worauf die feinen Schien-<br />

522

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!