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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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einem kahlen Umkleideraum für den Bewegungsunterricht mit<br />

dem graziösen Tänzer Valbörg Franchi, dann zur Körperkul<strong>tu</strong>r<br />

(wie sitzen, stehen, betreten und verlassen eines Raums) und<br />

den rhythmischen Tanzübungen mit der eleganten Ruth Kylberg<br />

und der strengen Jeanna Falk; und vielleicht am denkwürdigsten<br />

von allen: der Unterricht im dramatischen Ausdruck<br />

mit der grossartigen Anna Pettersson-Norrie.<br />

Die aristokratische dreiundsiebzigjährige Madame Pettersson-Norrie<br />

mit ihrem Zwicker, platinweissen Haar und vollen<br />

Busen war eine für Karika<strong>tu</strong>ren prädestinierte Figur. Aber<br />

niemand hätte es gewagt, sich über sie lustig zu machen.<br />

Ernst, wie ein Richter und mitleidlos wie der Henker konnte sie<br />

sein und übertriebene Hal<strong>tu</strong>ngen ihrer S<strong>tu</strong>denten manchmal<br />

warmherzig, manchmal eisig abstrafen. Sie tat das im kuriosen<br />

Glauben, dies sei der beste Weg zur Überwindung der Schüchternheit.<br />

Übertreibungen könnten später immer korrigiert werden,<br />

aber für den Moment galt: "Junger Mann, lassen Sie mich<br />

Ihre Hand in der Luft sehen!" oder "Warum werfen Sie Ihre<br />

Arme nicht weit offen auf diese Linie, meine Liebe?" Mit all'<br />

ihren Eigenheiten war Anna Pettersson-Norrie für <strong>Ingrid</strong> eine<br />

wertvolle Lehrerin – nicht so sehr für die grossen Gesten, <strong>als</strong><br />

vielmehr weil sie ihr Aufmerksamkeit beibrachte, wie man einem<br />

Mitspieler zuhört, wie man sich innerhalb der Szene benimmt,<br />

nicht einfach durch unbedachtes und unmotiviertes<br />

Handeln versucht, das Publikum zu zerstreuen oder – Horror! –<br />

eine Szene zu stehlen.<br />

Nach drei Monaten Dramaten hatte <strong>Ingrid</strong> die Bewunderung<br />

ihrer Mitschüler wie ihrer Lehrer gewonnen, und offenbar<br />

waren ihr Selbstvertrauen und Talent in der ganzen Schule<br />

bekannt. "Sie hatte ein grosses natürliches Talent, alle ihre<br />

Lehrer bewunderten das," sagte Rudolf Wendbladh, der spätere<br />

künstlerische Direktor der Schule, und fügte gleich bei, sie<br />

sei "ein pummeliges und impulsives Mädchen gewesen, das<br />

sehr genau wusste, was es wollte."<br />

Ihre Selbstsicherheit auf der Bühne und in der Klasse<br />

(aber nicht im Privatleben) wurde auch vom Schauspieler Gun-<br />

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