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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Daraus entstand eine Art circulus viciosus: <strong>Ingrid</strong> stürzte<br />

sich in ihre Kunst, weil ihr Mann beschäftigt war. Was die<br />

Kinder anbetraf, war R<strong>ob</strong>ertino fünfzehnjährig, die Zwillinge<br />

dreizehn; sie hatten sich inzwischen an die gelegentlichen Besuche<br />

von Mama gewöhnt. Das ist keine seltene Familiensi<strong>tu</strong>ation:<br />

ein Veranstalter (oder Diplomat oder wer immer in einem<br />

hochqualifizierten Beruf) gibt nichts weniger <strong>als</strong> alles für eine<br />

Karriere, die eine ausgedehnte Reisetätigkeit mit sich bringt –<br />

und bezahlt dafür einen ausserordentlich hohen Preis. Dies gilt<br />

auch für die man liebt.<br />

<strong>Ingrid</strong>s kurzer Abstecher auf die Insel im August fiel mit<br />

ihrem 50. Geburtstag zusammen, einem Anlass, den sie Lars<br />

zu ignorieren bat, dann aber zum Teufel doch fand, es sei ein<br />

guter Grund für eine Party. "Wir hatten einige Leute eingeladen",<br />

erinnerte er sich, "aber dann lief alles aus dem Ruder,<br />

und die internationale Gesellschaft reiste en masse an". Sie<br />

habe ein wundervolles Leben gehabt, erwiderte <strong>Ingrid</strong> auf die<br />

Toasts, und so lange sie bei guter Gesundheit sei und ein<br />

schlechtes Gedächtnis für die unglücklichen Momente der Vergangenheit<br />

habe, sei sie entschlossen, weiterhin ein wundervolles<br />

Leben zu führen. "Ich weiss nicht, warum mein Haar<br />

nicht grau wird", sagte sie lachend, "ich <strong>tu</strong> wirklich nichts um<br />

jung zu bleiben, im Gegenteil, alles was alt macht – ich trinke,<br />

ich rauche und esse Desserts. Vielleicht wird mein Gesicht eines<br />

Tages kollabieren wie ein Stück aus 'Lost Horizon'."<br />

Als "A Month in the Country" am 23. September im<br />

Cambridge Theater, London, wieder anlief, war sie vollkommen<br />

Natalia, <strong>ob</strong>schon Michael Redgrave fand, "sie war nicht in<br />

Hochform, aber für die meisten Leute und mich selbst spielte<br />

das keine Rolle". In einen Schleier von Pastelltönen gekleidet,<br />

beherrschte sie die Bühne mit strahlender Präsenz. Ihr grosser<br />

Monolog hielt das Publikum fast atemlos vor Neugier gefangen:<br />

"Bin ich verliebt in ihn, oder was?" fragte sie indem sie die Tiefe<br />

der Verwirrtheit ihrer Figur durch eine gewisse Starrheit betonte.<br />

"Wie kam es dazu?" fuhr sie fort, mit dem leichtesten<br />

bühnengerechten Bewegung. "Wurde ich vergiftet? Plötzlich ist<br />

alles zerbrochen, zerstreut und weggewischt".<br />

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