Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Major Domus für die Kinder wurde. Diese liebten sie und vertrauten
ihr bald wie einer älteren Schwester.
Wohl weil sie eine isolierte Jugendzeit verlebt hatte, genoss
Pia das tägliche Familienleben und gewöhnte sich an Rossellinis
ständige Geldsorgen und den chaotischen Haushalt,
dem zeitweise eine Brigade von Kindern (einschliesslich zweier
von Sonali Das Gupta) aus Rossellinis früheren und jetziger
Ehe angehörte. Ihr Kampf gegen Unordnung und einen Haufen
von eigenwilligen Persönlichkeiten, der sie zu schnellen, sinnvollen
Entscheidungen zwang, mag schliesslich zu Pias späterem
Erfolg als Fernsehjournalistin und Kunstkritikerin beigetragen
haben – einem Beruf, den sie dann in San Francisco und
New York mit Hingabe ausübte.
Gegen Jahresende war Ingrid müde, aber sie begleitete
Lars zu einigen seiner Premieren und bereitete die Feiertage
für die ganze Familie vor. "Ingrid war die perfekte Ehefrau",
sagte Lars. "So perfekt, wie man(n) es sich nur wünschen
kann. Sie war Gattin und hätte alles getan, um ihren Mann
zufriedenzustellen. Aber sie war auch ein Wandervogel, der
leidenschaftlich nach den besten Schauplätzen für sein Talent
suchte. Ihre Liebe zur Schauspielerei kannte keine Grenzen
und sie war jederzeit zu einem neuen Abenteuer bereit."
Michael Redgrave, ihr Co-Star in der englischen Fernsehversion
von "Hedda Gabler", gab dann den Anstoss zum
nächsten Abenteuer, als er Ingrid eben gegen Ende 1964 anrief.
Er sollte die Regie in Turgenjews elegischem Stück "A
Month in the Country", das im kommenden Frühjahr in Guildford
aufgeführt werden sollte, übernehmen, und wollte Ingrid
für die Rolle der Natalia. Natürlich, sagte sie spontan – war es
nicht logisch, nach Molnàr, O'Neill, den beiden Andersons und
Ibsen einen russischen Klassiker zu spielen? Nahezu zwanzig
Jahre waren es nun her, seit sie letztmals in englischer Sprache
auf der Bühne auftrat.
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