Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman
Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman
von den späten 1960er-Jahren an waren Roberto und Ingrid – einzig dank ihrer Beharrlichkeit – doch fähig, sich in einer weniger explosiven (gelegentlich sogar herzlichen) Atmosphäre zu begegnen. Eine sogar sehr freundschaftliche Atmosphäre umgab Ingrid bei ihrer Ankunft in Los Angeles am 3. April. Es war ihre erste Rückkehr nach Hollywood seit zehn Jahren und einem Monat; sie und Lars unternahmen die Reise auf Einladung durch die Motion Picture Academy. Es gab ein Wiedersehen mit Pia, die einen Tag schwänzte, um von Mills College in Oakland herzukommen; und dann gabs Parties bei Buddy Adler und Alfred Hitchcock, der Ingrid ganz besonders vermisst hatte. Am 6. April brachte Cary Grant Ingrid ins Pantages Theater, wo sie zur Übergabe des Awards für den besten Film (an die Produzenten von "Gigi") auftrat, durch eine lang andauernde stehende Ovation aber hingehalten wurde. "Es ist so herzerwärmend, auf diese Art begrüsst zu werden", sagte sie schliesslich – worauf der Applaus von Neuem losging, bevor sie beifügen konnte: "Ich fühle mich wieder zuhause. Ich bin so dankbar dafür." BIS IM HERBST WAR INGRIDS ZEIT durch die Renovation des Hauses in Frankreich, das endlose juristische Hick- Hack um die Kinder und die Rossellini-Ehe – wie auch durch die Suche, mit Lars' Hilfe, nach einem geeigneten Film- oder auch TV-Projekt, das sie erstmals dieses Jahr wieder angehen wollte, völlig ausgebucht. Ausserdem beschäftigte sie der Ankauf einiger Möbelstücke zur Möblierung einer kleinen Wohnung in Paris, die sie und Lars gleich neben seinem Büro an der Avenue Vélasquez, mit Blick über den Parc Monceau gemietet hatten. Als sie im August vierundvierzig wurde, freute sich Ingrid, jetzt für eine Charakterrolle in Betracht gezogen zu werden. So übernahm sie die Rolle der namenlosen Gouvernante in einer stark komprimierten TV-Version von Henry James' klassischer Novelle "The Turn of the Screw". Das Stück wurde am 20. Oktober von NBC ausgestrahlt, und Ingrid er- 498
hielt für ihre Darstellung den Emmy (das amerikanische TV- Gegenstück zum Oscar) als beste dramatische Schauspielerin des Jahres. Diese Anerkennung fiel ihr nicht in den Schoss, denn James Costignans Script für eine neunzigminütige TV-Sendung (mit Zeit für Werbespots) gab der brillanten Zweideutigkeit des Originalstücks vollkommen den Rest und wurde schlicht zu einem trägen und kraftlosen Märchen von zwei nicht sonderlich schrecklichen Geistern und zwei seltsamen Kindern. Aber Ingrids Spiel war voll von nervöser Spannung und flatternder Aufregung – ein Stil, wie sie später zugab, der zur Hauptsache ihrer Unzufriedenheit mit dem jungen Regisseur John Frankenheimer zuzuschreiben war – "ein verrückter Kerl, einer der sich selbst nicht unter Kontrolle hatte." Seine im Kontrollraum herumgebellten Wutausbrüche liessen darüber keine Zweifel offen. "Wenn du mich anschreist, dann schreie ich zurück!" antwortete Ingrid ins Boom-Mikrofon. "Ich schreie nicht!" brüllte Frankenheimer im Falsett. "Hier tönt es aber so!" gab Ingrid zurück. Und so gings bis zum Ende der Aufnahmen nach mehr als zwei Probenwochen. "Sie ist die grösste Schauspielerin der Welt", sagte ein Kameramann, als die NBC-Crew Ingrid nach der letzten Szene applaudierte. "Nein", korrigierte ein Kollege, "sie ist die grossartigste Frau der Welt". Variationen aller Schattierungen solch spontaner Belobigungen von Filmtechnikern und Bühnenarbeitern (zwei von Stars nicht leicht zu beeindruckende Gruppen) waren während dem Rest ihrer Karriere immer wieder zu hören. Zur Weihnachtszeit erging sie sich glücklich im Einkaufsritual. Laurence Evans bemerkte, dass sich Ingrid scheinbar an jedermanns Weihnachtsgewohnheiten erinnerte. Er erinnerte sich daran, wie sie an einer Weihnacht zu den MCA- Büros kam mit einem Berg von sorgfältig verpackten kleinen Päckchen für ihn und seine Mitarbeiter, was sie in den folgenden Jahren gewohnheitsmässig wiederholte. Einmal brachte Ingrid Laurence und Mary Evans einen silbernen Baum ge- 499
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von den späten 1960er-Jahren an waren R<strong>ob</strong>erto und <strong>Ingrid</strong> –<br />
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<strong>Ingrid</strong> bei ihrer Ankunft in Los Angeles am 3. April. Es war ihre<br />
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Alfred Hitchcock, der <strong>Ingrid</strong> ganz besonders vermisst hatte.<br />
Am 6. April brachte Cary Grant <strong>Ingrid</strong> ins Pantages Theater,<br />
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des Hauses in Frankreich, das endlose juristische Hick-<br />
Hack um die Kinder und die Rossellini-Ehe – wie auch durch<br />
die Suche, mit Lars' Hilfe, nach einem geeigneten Film- oder<br />
auch TV-Projekt, das sie erstm<strong>als</strong> dieses Jahr wieder angehen<br />
wollte, völlig ausgebucht. Ausserdem beschäftigte sie der Ankauf<br />
einiger Möbelstücke zur Möblierung einer kleinen Wohnung<br />
in Paris, die sie und Lars gleich neben seinem Büro an<br />
der Avenue Vélasquez, mit Blick über den Parc Monceau gemietet<br />
hatten. Als sie im August vierundvierzig wurde, freute<br />
sich <strong>Ingrid</strong>, jetzt für eine Charakterrolle in Betracht gezogen zu<br />
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klassischer Novelle "The Turn of the Screw". Das Stück<br />
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