Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
von ingrid.bergman.ch Mehr von diesem Publisher
29.01.2013 Aufrufe

Für diese Nachricht hatte Ingrid nur ein müdes Lächeln übrig, denn sie widerspiegelte fast genau die Situation ihrer eigenen Vergangenheit – und der aktuellen ihres Gatten. Ihm war noch nicht bewusst, wie einfach er die Trennung von ihr haben könnte, denn sosehr sie den Gedanken an eine Kampfscheidung um die Kinder und die damit verbundene neue Negativpropaganda hasste, war sie doch entschlossen, einen Strich unter diese Ehe zu ziehen. Die Bestätigung für diese Entscheidung erhielt sie am 1. Oktober, als sie die Tür zu ihrem Appartement im Raphael öffnete und niemand anderes als Sonali Das Gupta, braunhäutig, exotisch und schön, ihr eine Hand hinstreckte, während sie mit der andern ein Baby trug. Blitzartig kalkulierte Ingrid die Zeit, seit welcher ihr Mann abwesend war und erhielt von Sonali aber im nächsten Moment die Bestätigung: es war nicht Robertos Kind. Sonali war jetzt aber von Roberto schwanger und ein anderes Kind hatte sie noch in Indien zurückgelassen. So befand sich Ingrid nun in einer ähnlichen Situation wie Anna Magnani vor acht Jahren. Jetzt war sie die Frau, die von Roberto für eine andere verlassen wurde; und da war nun Sonali – "Ist das nicht seltsam", sagte Ingrid später, "dass sie ein Kind zurückgelassen hat, genau wie ich?" Über das Treffen mit Sonali ist nichts genaues bekannt, ausser dass sie erklärte, ihren geliebten Roberto heiraten zu wollen und Ingrid ihr versprach, ihr diesbezüglich keine Steine in den Weg zu legen. Fünf Tage danach traf Roberto in Paris ein, zehn Monate nachdem er Ingrids Pariser Premiere fluchtartig verlassen hatte. Für die Fotographen mimten sie ein liebevolles Wiedersehen und begaben sich dann unverzüglich zum Raphael, um ihre Trennung zu besprechen. Mit seiner Frage nach dem Stück konnte er einmal mehr nicht punkten: "Machst du diesen Mist immer noch?" Am 7. November unterzeichneten sie in Rom eine Trennungs-Vereinbarung. Vorderhand hatte Ingrid das Sorgerecht für die Kinder, aber Roberto hatte das uneingeschränkte Besuchsrecht erhalten. Dagegen hatte er keinerlei Verfü- 486

gungrecht über den in Indien vollendeten Film, denn sein Schuldenberg war dort inzwischen derart angewachsen, dass die Regierung das Negativ beschlagnahmte und dessen Ausfuhr aus Indien verbot. Ohne einen Moment lang zu zögern unternahm Ingrid eine Nachtreise nach London, suchte Premierminister Nehru auf (der dort seine im Exil lebende Schwester besuchte) und bezirzte diesen zugunsten der Kunst ihres Mannes. Innerhalb von 24 Stunden wurde der Film für Roberto freigegeben. NUN BEGANN EINE NEUE PHASE von juristischem Hick- Hack zur Scheidung der Bergman-Rossellini-Ehe. Die Trennung war ja nur eine vorübergehende Regelung, doch jetzt kamen die grossen Probleme daher. Erstens war 1957 in Italien keine Scheidung möglich. Die einzig mögliche Lösung bestand in der Feststellung, dass in erster Linie ernste Gründe den gesetzesmässigen Vollzug der Ehe verunmöglichten und diese daher als anulliert erklärt wurde. Dass zweitens die Rossellini-Kinder italienische Staatsbürger waren. Drittens, dass Ingrid nichts unternahm, um Roberto die Kinder vorzuenthalten oder deren Loyalität zu ihm zu untergraben. Viertens verbot er ihr, sich wieder zu verheiraten, ansonsten er sie als unfähige Mutter deklarieren und ihr alle Besuchsrechte an den Kindern absprechen würde. Fünftens, dass, wenn Ingrid sich nach einer im Ausland vollzogenen Scheidung wieder verheiraten würde, sie in Italien als Bigamistin gelten würde. Irgendwann, nach endlosen Diskussionen und viel akademischer Haarspalterei hatte Ingrids gewiefter Anwalt, Ercole Graziadei, eine Lösung gefunden. Ingrid als schwedische Staatsangehörige hatte ihre Scheidung in Schweden ebensowenig registiert, wie ihre Heirat mit Rossellini. So galt Ingrid, die Schwedin, nach einem alten italienischen Gesetz bei ihrer Heirat mit Rossellini noch immer als die Frau von Dr. Lindström – was sie vor den römischen Gerichten auch jetzt noch war. Und so begründete Graziadei seinen Scheidungsantrag für die 487

Für diese Nachricht hatte <strong>Ingrid</strong> nur ein müdes Lächeln<br />

übrig, denn sie widerspiegelte fast genau die Si<strong>tu</strong>ation ihrer<br />

eigenen Vergangenheit – und der ak<strong>tu</strong>ellen ihres Gatten. Ihm<br />

war noch nicht bewusst, wie einfach er die Trennung von ihr<br />

haben könnte, denn sosehr sie den Gedanken an eine Kampfscheidung<br />

um die Kinder und die damit verbundene neue Negativpropaganda<br />

hasste, war sie doch entschlossen, einen<br />

Strich unter diese Ehe zu ziehen. Die Bestätigung für diese<br />

Entscheidung erhielt sie am 1. Okt<strong>ob</strong>er, <strong>als</strong> sie die Tür zu ihrem<br />

Appartement im Raphael öffnete und niemand anderes <strong>als</strong><br />

Sonali Das Gupta, braunhäutig, exotisch und schön, ihr eine<br />

Hand hinstreckte, während sie mit der andern ein Baby trug.<br />

Blitzartig kalkulierte <strong>Ingrid</strong> die Zeit, seit welcher ihr Mann abwesend<br />

war und erhielt von Sonali aber im nächsten Moment<br />

die Bestätigung: es war nicht R<strong>ob</strong>ertos Kind. Sonali war jetzt<br />

aber von R<strong>ob</strong>erto schwanger und ein anderes Kind hatte sie<br />

noch in Indien zurückgelassen.<br />

So befand sich <strong>Ingrid</strong> nun in einer ähnlichen Si<strong>tu</strong>ation<br />

wie Anna Magnani vor acht Jahren. Jetzt war sie die Frau, die<br />

von R<strong>ob</strong>erto für eine andere verlassen wurde; und da war nun<br />

Sonali – "Ist das nicht seltsam", sagte <strong>Ingrid</strong> später, "dass sie<br />

ein Kind zurückgelassen hat, genau wie ich?" Über das Treffen<br />

mit Sonali ist nichts genaues bekannt, ausser dass sie erklärte,<br />

ihren geliebten R<strong>ob</strong>erto heiraten zu wollen und <strong>Ingrid</strong> ihr versprach,<br />

ihr diesbezüglich keine Steine in den Weg zu legen.<br />

Fünf Tage danach traf R<strong>ob</strong>erto in Paris ein, zehn Monate<br />

nachdem er <strong>Ingrid</strong>s Pariser Premiere fluchtartig verlassen hatte.<br />

Für die Fotographen mimten sie ein liebevolles Wiedersehen<br />

und begaben sich dann unverzüglich zum Raphael, um<br />

ihre Trennung zu besprechen. Mit seiner Frage nach dem Stück<br />

konnte er einmal mehr nicht punkten: "Machst du diesen Mist<br />

immer noch?"<br />

Am 7. November unterzeichneten sie in Rom eine Trennungs-Vereinbarung.<br />

Vorderhand hatte <strong>Ingrid</strong> das Sorgerecht<br />

für die Kinder, aber R<strong>ob</strong>erto hatte das uneingeschränkte Besuchsrecht<br />

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