Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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29.01.2013 Aufrufe

hiess er Roberto, der Presse gegenüber kein einziges Wort verlauten zu lassen, und begleitete ihn zum Savoy Hotel, wo auch Ingrid abgestiegen war. Die Besprechung mit Hakim änderte nichts an allem, und Roberto wurde aus "Sea Wife" entlassen. Jetzt beobachtete er die wiederauflebende Karriere seiner Frau mit irrationalen Verdächtigungen und gewaltigem Verdruss. So, wie die Jahre von 1950 bis 1955 einen Niedergang in ihrem Leben bedeuteten, so reihten sich nun in einem einzigen Jahr eine lohnende Aufgabe an die andere. Während dieses Besuches entwickelte Roberto die seltsame Idee, dass Ingrids Tätigkeit ihr Familienleben gefährde, weshalb er drohte, die Kinder nach Italien und dann nach Indien mitzunehmen: es waren seine Kinder und sie war sein Eigentum. Robertos besitzergreifende Art, die oft verbal grob und gemein wurde, "dauerte so lange, ich wusste nicht mehr was ich glauben sollte", schrieb Ingrid einer Freundin. Nun verlangte er plötzlich die Trennung – mit dem uneingeschränkten Sorgerecht für die Kinder. Drohungen und Schmähungen folgten in rascher Folge; Ingrid war entsetzt. "Ich habe Angst, meine Kinder wieder zu verlieren; allein zu sein, fürchte ich nicht, aber vier Kinder zur Welt gebracht zu haben, die mir alle weggenommen werden." Und so nahm Roberto Robertino, Isabella und klein Ingrid mit sich nach Santa Marinella, in sein Refugium, wo er mit ihnen allein sein konnte. "Anastasia" wurde dann vollständig in den Londoner Borehamstudios gemacht, ausser für einige Nachtaufnahmen in Paris. Zanouk und Adler hielten ihr Versprechen: der Film hatte ein ungewöhnlich hohes Budget von $ 3.5 Mio., und es wurde an keinem Detail gespart, um eine erstklassige Produktion sicherzustellen. Am ersten Drehtag sagte Ingrid: "Ich bin so aufgeregt, wieder in einem Set arbeiten zu können." Gewisse Anwesende werden die Andeutung wohl verstanden haben. Yul Brynner spielte die Rolle des ernsten Bounine, der Anna Anderson auf ihre Rolle vorbereitete bis auch er unsicher 464

wird, weil sie Kenntnisse hatte, die nur ein Romanov haben konnte; und Helen Hayes spielte die betagte Kaiserin-Witwe Marie, Anastasias Grossmutter. *) Die Erkennungsszene – die damit beginnt, dass Bergman von der misstrauischen Hayes zurückgewiesen wird – haben die beiden Schauspielerinnen mit grossem gegenseitigem Respekt für ihre jeweiligen Stärken in der Szene privat eingeübt. Laurents verbesserte die Dialoge im ganzen Stück wesentlich, sodass die Darstellerinnen speziell in dieser Sequenz schrittweise von der Reue zur Querulanterie, vom Betteln schliesslich zur aus der Verzweiflung erwachsenen Liebe fanden. Litvak, Hayes, Brynner und der ganzen internationalen Besetzung war bald klar, dass Ingrids Leistung nichts weniger als traumhaft war. Sie portraitierte eine durch Zurückweisung verbitterte Frau, die gegen ihren Willen von macht- und geldgierigen Menschen missbraucht wird. Die Geschichte geht aber so weit, dass Anna Beweise dafür anbietet, dass sie die echte Anastasia sei – womit aus der verstörten Nomadin im Zuge eines Strudels von Konfusionen die königlichste der Prinzessinnen wird. Wahrscheinlich konnte zu dieser Zeit niemand in dieser Rolle so überzeugend wirken, wie Ingrid Bergman; ganz sicher hätten aber nur sehr wenige den inneren Kampf, das zwiespältige Gefühl von neidvoller und schmerzlicher Sehnsucht so eindrücklich zur Darstellung gebracht, wie ingrid das in jede Szene hineinprojizierte. Zanucks Leute, die hinter vorgehaltener Hand über die grosse Wahrscheinlichkeit eines Academy Awards spekulierten, äusserten sich auch der Presse gegenüber nicht allzu zurückhaltend – speziell dem Moderator einer populären Fernseh-Unterhaltungsshow, Ed Sullivan, gegenüber, der beabsichtigte, mit einer TV-Crew von New York nach London zu kommen, um ein kurzes Interview und ein paar Dokumentarszenen aus der laufenden Produktion aufzunehmen. Der Beitrag *) Die Bühnenrolle der Kaiserin-Witwe wurde in London von Helen Haye, einer klassischen englischen Schauspielerin und renommierten Lehrerin, mit grossem Erfolg gespielt. So hiess es im Telegramm von Fox' Londoner Büro an Litvak auch "VERPFLICHTET HELEN HAYE". Der Name wurde aber als Druckfehler interpretiert, sodass Helen HAYES verpflichtet wurde. 465

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Jahre von 1950 bis 1955 einen Niedergang in ihrem Leben<br />

bedeuteten, so reihten sich nun in einem einzigen Jahr eine<br />

lohnende Aufgabe an die andere. Während dieses Besuches<br />

entwickelte R<strong>ob</strong>erto die seltsame Idee, dass <strong>Ingrid</strong>s Tätigkeit<br />

ihr Familienleben gefährde, weshalb er drohte, die Kinder nach<br />

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gemein wurde, "dauerte so lange, ich wusste nicht mehr was<br />

ich glauben sollte", schrieb <strong>Ingrid</strong> einer Freundin. Nun verlangte<br />

er plötzlich die Trennung – mit dem uneingeschränkten<br />

Sorgerecht für die Kinder. Drohungen und Schmähungen folgten<br />

in rascher Folge; <strong>Ingrid</strong> war entsetzt. "Ich habe Angst,<br />

meine Kinder wieder zu verlieren; allein zu sein, fürchte ich<br />

nicht, aber vier Kinder zur Welt gebracht zu haben, die mir<br />

alle weggenommen werden." Und so nahm R<strong>ob</strong>erto R<strong>ob</strong>ertino,<br />

Isabella und klein <strong>Ingrid</strong> mit sich nach Santa Marinella, in sein<br />

Refugium, wo er mit ihnen allein sein konnte.<br />

"Anastasia" wurde dann vollständig in den Londoner<br />

Borehams<strong>tu</strong>dios gemacht, ausser für einige Nachtaufnahmen<br />

in Paris. Zanouk und Adler hielten ihr Versprechen: der Film<br />

hatte ein ungewöhnlich hohes Budget von $ 3.5 Mio., und es<br />

wurde an keinem Detail gespart, um eine erstklassige Produktion<br />

sicherzustellen. Am ersten Drehtag sagte <strong>Ingrid</strong>: "Ich bin<br />

so aufgeregt, wieder in einem Set arbeiten zu können." Gewisse<br />

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