Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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29.01.2013 Aufrufe

schliesslich zu ihrem Triumph durch ihre Aufnahme in die internationale Gesellschaft. Das war nicht nur eine glanzvolle, exotische Geschichte mit einer hochwillkommenen Hauptrolle: es könnte auch zu etwas wie einer Analogie ihres Ansehens in den Augen Amerikas werden (von der königlichen Prinzessin zum verstossenen Aschenputtel und zurück); jedenfalls war es ein gutes Script mit einer hochgradig sympathischen und seriösen Hauptfigur. (Allerdings war Anastasias Person in keiner Weise identisch mit der – vielfach vermuteten und später bestätigten - historischen Wahrheit, wonach die echte Grossherzogin mit ihrer Familie massakriert wurde und Anna Anderson nichts weiter als eine Betrügerin war.) Jedenfalls konnte eine derart wundervolle Hauptrolle Ingrids Sache zur Wiederherstellung ihres Ansehens beim kritischen Amerika keinen Abbruch tun. Die erste Wahl von Fox-Präsident Spyros Skouras für die Rolle der Anastasia war Jennifer Jones. Diese Wahl wurde aber von Produktions-Chef Darryl Zanuck in Frage gestellt, der mit Kay darin einigging, dass dies der ideale Moment dafür wäre, Ingrid Bergman nach Amerika zurückzubringen. Sie würde bestimmt nicht nur Neugier wecken, betonte Zanuck: die vor sieben Jahren erlebte Hysterie sei verebbt und sie würde bestimmt wieder als die grosse Schauspielerin akzeptiert, die sie war, und Fox sollte nun keine Produktionskosten scheuen, die den Ruf des Unternehmens nur stärken könnten. Aber Skouras erwiderte, dass Bergman ein Fluch für jedes Projekt wäre, was er durch die Ergebnisse einer Umfage erhärtete. "So lange ich hier Zensor bin", erklärte ein Beamter von Tennessee, "wird auf keiner Leinwand in Tennessee ein Film mit Ingrid Bergman erscheinen." Das genügt wohl, meinte Skouras. Aber Zanouk blieb hart, Tennessee hin oder Tennessee her, und bald erhielt er die Unterstützung von Buddy Adler, der den Film in London und Paris produzierte, und von Anatole Litvak, einem russischstämmigen Hollywood-Immigranten, der der Romanov-Kultur sehr verbunden war. Um es nicht auf eine 462

Revolte dieser Talente ankommen zu lassen, lenkte Skouras ein, sein Verwaltungsrat stimmte zähneknirschend zu, und im Dezember 1955 unterzeichnete Ingrid den Vertrag, im kommenden Sommer als Anastasia aufzutreten. Der Film werde ein totaler Reinfall sein, murrte Roberto, der den Raum verliess, als Ingrid bei der Unterzeichnung zur Feder griff. "Aber ich hatte beschlossen, ihm die Stirne zu bieten", sagte sie später, "ich war während sieben Jahren im beruflichen Exil, und das reichte." Sie stritten sich an jenem Abend heftig, und Roberto drohte einmal mehr, mit seinem Ferrari in einen Baum zu rasen und sich so das Leben zu nehmen. Ingrid machte sich einen Tee. IM MÄRZ BEGAB SIE SICH direkt von der Synchronisation von "Elena und ihre Männer" zu den Garderobe- und Makeup-Tests für "Anastasia" mit Produktions-Horizont von Mai bis August 1956. Robertos Reise nach Indien wurde nochmals verschoben, diesmal bis zum Jahresende wegen Geldmangels und der jährlichen Regenzeit. En attendant nahm er ein Angebot an, die Regie für einen Film mit Namen "Sea Wife" zu übernehmen, ein Drama um ein Schiffswrack mit Richard Burton und Joan Collins in den Hauptrollen. Aber nach einer Arbeitswoche in Jamaica hatte er Schauspieler und Crew derart verärgert, dass Produzent André Hakim damit drohte, ihn aus dem Film zu nehmen. Nachdem Roberto eine Besprechung mit Hakim in London verlangt hatte, wurde er dort bei seiner Ankunft von Laurence Evans, dem Direktor des MCA-Büros in London empfangen, dem Dekan der Londoner Agenten und einem Mann, der seinen beträchtlichen Einfluss mit einer seltenen Mischung aus scharfer Intelligenz, charmantem Witz und tadelloser Ethik ausübte. Er hatte sich während der Produktion von "Under Capricorn" um Ingrid gekümmert, der er zu einem guten Freund und klugen Berater geworden war und von der er nun mit der Bitte um Hilfe angegangen worden war, negative Publizität von ihrem Mann abzuwenden. Mit gewohnter Routine 463

Revolte dieser Talente ankommen zu lassen, lenkte Skouras<br />

ein, sein Verwal<strong>tu</strong>ngsrat stimmte zähneknirschend zu, und im<br />

Dezember 1955 unterzeichnete <strong>Ingrid</strong> den Vertrag, im kommenden<br />

Sommer <strong>als</strong> Anastasia aufzutreten. Der Film werde<br />

ein totaler Reinfall sein, murrte R<strong>ob</strong>erto, der den Raum verliess,<br />

<strong>als</strong> <strong>Ingrid</strong> bei der Unterzeichnung zur Feder griff. "Aber<br />

ich hatte beschlossen, ihm die Stirne zu bieten", sagte sie später,<br />

"ich war während sieben Jahren im beruflichen Exil, und<br />

das reichte." Sie stritten sich an jenem Abend heftig, und<br />

R<strong>ob</strong>erto drohte einmal mehr, mit seinem Ferrari in einen<br />

Baum zu rasen und sich so das Leben zu nehmen. <strong>Ingrid</strong><br />

machte sich einen Tee.<br />

IM MÄRZ BEGAB SIE SICH direkt von der Synchronisation<br />

von "Elena und ihre Männer" zu den Garder<strong>ob</strong>e- und Makeup-Tests<br />

für "Anastasia" mit Produktions-Horizont von Mai<br />

bis August 1956. R<strong>ob</strong>ertos Reise nach Indien wurde nochm<strong>als</strong><br />

versch<strong>ob</strong>en, diesmal bis zum Jahresende wegen Geldmangels<br />

und der jährlichen Regenzeit. En attendant nahm er ein Angebot<br />

an, die Regie für einen Film mit Namen "Sea Wife" zu<br />

übernehmen, ein Drama um ein Schiffswrack mit Richard Burton<br />

und Joan Collins in den Hauptrollen. Aber nach einer Arbeitswoche<br />

in Jamaica hatte er Schauspieler und Crew derart<br />

verärgert, dass Produzent André Hakim damit drohte, ihn aus<br />

dem Film zu nehmen.<br />

Nachdem R<strong>ob</strong>erto eine Besprechung mit Hakim in London<br />

verlangt hatte, wurde er dort bei seiner Ankunft von Laurence<br />

Evans, dem Direktor des MCA-Büros in London empfangen,<br />

dem Dekan der Londoner Agenten und einem Mann, der<br />

seinen beträchtlichen Einfluss mit einer seltenen Mischung aus<br />

scharfer Intelligenz, charmantem Witz und tadelloser Ethik<br />

ausübte. Er hatte sich während der Produktion von "Under<br />

Capricorn" um <strong>Ingrid</strong> gekümmert, der er zu einem guten<br />

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mit der Bitte um Hilfe angegangen worden war, negative Publizität<br />

von ihrem Mann abzuwenden. Mit gewohnter Routine<br />

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