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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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schloss R<strong>ob</strong>erto, sich die Sache einfach zu machen. Er baute<br />

die Kamera in Santa Marinella auf und dokumentierte einen<br />

Nachmittag im Alltagsleben seiner Frau in der Küche, wie sie<br />

sich mit einem Huhn herumschlägt, das ständig an ihren<br />

Lieblingsrosen naschte. Das war für <strong>Ingrid</strong>, die mit trockenem<br />

Ernst ihre Abneigung gegenüber dem Huhn zum Ausdruck<br />

brachte, offensichtlich ein mächtiger Spass; diesmal hatte die<br />

Anweisung ihres Mannes, den Dialog aus dem Stegreif zu führen,<br />

Erfolg. Mit geschickt inszeniertem, spontanem Witz murrte<br />

und schimpfte <strong>Ingrid</strong> hinter dem Huhn her, und mit einem<br />

maliziösen Grinsen drehte sie sich zur Kamera um, der sie<br />

anvertraute, dass sie nun den Hund auf den Vogel hetzen<br />

werde. Auch der dreijährige R<strong>ob</strong>erto hatte hier einen Mini-<br />

Auftritt.<br />

Im November 1953 hatte Rossellinis Bühnenstück<br />

"Jeanne d'Arc au Bûcher" in seinem "glücklichen Theater",<br />

dem Teatro San Carlo in Neapel, Premiere. Dem Stück war in<br />

Italien ein riesiger Erfolg beschieden, und weil <strong>Ingrid</strong> es liebte<br />

und R<strong>ob</strong>erto Geld brauchte wurde es noch für Palermo, Mailand,<br />

Paris, Barcelona, London und Stockholm gebucht – w<strong>ob</strong>ei<br />

<strong>Ingrid</strong> den Text schnell in fünf Sprachen lernen musste.<br />

"Sie lesen es so locker", stellte Honegger anerkennend fest.<br />

"Wer immer die Rolle schon gespielt hat, verfiel in übertriebene<br />

Dramatik und passte sich der Musik an." Claudel fügte lächelnd<br />

bei: "Aber Sie ncht." Das sei der Höhepunkt ihres Lebens<br />

gewesen, sagten diese gebrechlichen alten Männer. Beide<br />

starben 1955; <strong>Ingrid</strong> blieb ihren Familien sehr verbunden.<br />

Aber die Berichte ausserhalb Italiens fielen kühl aus,<br />

denn Rossellini hatte es versäumt, im Oratorium jenen Punkt<br />

anzusteuern, in dem die Handlung hauptsächlich von den<br />

Sängern getragen wird und <strong>Ingrid</strong> nahezu bewegungslos in<br />

mystischer Ruhe hätte verharren müssen. Sie war nie ausdrucksstärker<br />

<strong>als</strong> in den Szenen am Scheiterhaufen, aber im<br />

Laufe des Weiterzugs der Kompanie von Stadt zu Stadt wurde<br />

die Vorstellung flacher und flacher bis sie kaum noch mehr <strong>als</strong><br />

ein dramatischer Abend unter Rossellinis Lei<strong>tu</strong>ng war. Fasziniert<br />

vom Einsatz von Hintergrundprojektionen und vielleicht<br />

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