Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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29.01.2013 Aufrufe

und wenn er je in's Fieber geriet, dann ausschliesslich für teure Rennwagen. "Warum verkaufen wir nicht einen davon", fragte er seine Sekretärin eines Tages. "Sehr gut", kam die Antwort, "dann können wir die Rechnungen für die andern bezahlen!" Langweilig war das Leben nie. "Im Gegensatz zu meinem grossen leeren Haus in Hollywood", sagte Ingrid, "war meine Wohnung in Rom stets voll von Leuten aus allen Bereichen des Lebens – Mönche, Schriftsteller, Rennfahrer, Bettler. Ich habe dabei so viel Wärme und Liebe erfahren, wie es an meinem Swimmingpool in Hollywood nie möglich gewesen wäre. Oh, es gab in Italien auch Schwierigkeiten, aber die italienischen Schwierigkeiten sind auch so viel interessanter." Über Ingrids Ergebenheit Roberto gegenüber, ihre Betreuung seiner weitreichenden Interessen und ihre Freude an den Vergnügungen, die er ihr und Robertino bot, gab es keinerlei Zweifel; dennoch gelang es ihrem Mann, "Schwierigkeiten" zu produzieren. Zusätzlich zu seinem mangelnden Sinn für Finanzen und seiner chronischen Unfähigkeit sich zu konzentrieren oder sich zur Arbeit zu zwingen, ging Roberto auch fast unverantwortbare Risiken ein. Schlampig und unorganisiert, wie er bei der Arbeit war, gab es ihm auch nichts zu tun, seinen Ferrari mit 150 Meilen pro Stunde über die Autobahn zu jagen, gleichviel wer neben ihm sass. Und seine sorglose Unbekümmertheit bezüglich Höflichkeit und Umgangsformen bescherte seiner Frau öfters erhebliches Ungemach: er lud hin und wieder zehn oder ein Dutzend Personen zum Abendessen ein, zu dem er selbst dann nicht erschien, womit er Ingrid zur Gastgeberin für ein Haus voller Fremden machte. "Er war so italienisch und chaotisch, und ich war so nordisch korrekt." Sie war methodisch, kam stets vorbereitet zur Arbeit, hatte perfekte Manieren und war zurückhaltend ohne jede Affektiertheit , und in ihrer Freizeit liebte sie es, langsam durch einen Hain oder dem Strand entlang zu wandern. "Ich entspanne mich bei meiner Familie", sagte Ingrid. "Roberto entspannt sich beim Herumrasen in schnellen Autos. Das ist seine 440

Art, ich warte einfach, bis er wieder zurück ist." "Es war nicht leicht, mit Roberto zu leben", stellte sie sachlich fest. Aber sie glaubte an ihre Ehe. Es würde schon werden. Und Rossellini, der einen mit seiner flatterhaften und egozentrischen Art zum Wahnsinn treiben konnte, wusste sehr genau, wie er Ingrids Gemüt wieder beschwichtigen konnte, wenn er einmal zu weit gegangen war: er inszenierte eine improvisierte Glosse, brachte sie zum Lachen, erzählte ihr alte Geschichten aus der bunten Vergangenheit seiner Familie; er übernahm die Küche und kochte ihr eine umwerfende Pasta, um dann in den Garten zu laufen und mit einem Arm voll Blumen zurückzukommen. Er war in jeder Beziehung das bare Gegenstück zum verlässlichen Petter. ZUVERLÄSSIG, WIE IMMER, kam Lindström seiner Vereinbarung nach, Pia einen Teil ihrer Sommerferien 1951 bei Ingrid verbringen zu lassen. Aus Angst, die Rossellinis könnten so weit gehen, sie zu kidnappen, brachte er sie nach London, und Ingrid hatte von Rom herzukommen, um sie Ende Juli zu treffen. Pia wurde herumkutschiert zwischen Sidney Bernsteins Landhaus (Hitchcocks Partner in "Under Capricorn"), Ann Todds und David Leans Londoner Stadthaus und einem Londoner Hotel. Petter war bei all diesen Besuchen anwesend, ausser während eines Nachmittags. Der Grund für seine ununterbrochene Präsenz wurde zu Beginn des Treffens klar, als die Leans die Lindströms zum Abendessen in ihrem Haus am Ilchester Place, Kensington, einluden. Sie hatten ein Gästezimmer für Ingrid und Pia für einige Tage vorbereitet, hatten aber kein zusätzliches für Petter, der erklärte, "er fürchte, dass wenn er das Haus verlasse, er nicht mehr eingelassen würde". Überdies vermutete er, dass Ingrid mit Pia entwischen und in England einen Rechtsstreit über eine Verlängerung des Besuchs ihrer Tochter vom Zaun brechen könnte. Das war nun nahe an reiner Paranoia. David Lean frag- 441

Art, ich warte einfach, bis er wieder zurück ist."<br />

"Es war nicht leicht, mit R<strong>ob</strong>erto zu leben", stellte sie<br />

sachlich fest. Aber sie glaubte an ihre Ehe. Es würde schon<br />

werden. Und Rossellini, der einen mit seiner flatterhaften und<br />

egozentrischen Art zum Wahnsinn treiben konnte, wusste sehr<br />

genau, wie er <strong>Ingrid</strong>s Gemüt wieder beschwichtigen konnte,<br />

wenn er einmal zu weit gegangen war: er inszenierte eine improvisierte<br />

Glosse, brachte sie zum Lachen, erzählte ihr alte<br />

Geschichten aus der bunten Vergangenheit seiner Familie; er<br />

übernahm die Küche und kochte ihr eine umwerfende Pasta,<br />

um dann in den Garten zu laufen und mit einem Arm voll Blumen<br />

zurückzukommen. Er war in jeder Beziehung das bare<br />

Gegenstück zum verlässlichen Petter.<br />

ZUVERLÄSSIG, WIE IMMER, kam Lindström seiner Vereinbarung<br />

nach, Pia einen Teil ihrer Sommerferien 1951 bei<br />

<strong>Ingrid</strong> verbringen zu lassen. Aus Angst, die Rossellinis könnten<br />

so weit gehen, sie zu kidnappen, brachte er sie nach London,<br />

und <strong>Ingrid</strong> hatte von Rom herzukommen, um sie Ende Juli zu<br />

treffen. Pia wurde herumkutschiert zwischen Sidney Bernsteins<br />

Landhaus (Hitchcocks Partner in "Under Capricorn"),<br />

Ann Todds und David Leans Londoner Stadthaus und einem<br />

Londoner Hotel. Petter war bei all diesen Besuchen anwesend,<br />

ausser während eines Nachmittags.<br />

Der Grund für seine ununterbrochene Präsenz wurde zu<br />

Beginn des Treffens klar, <strong>als</strong> die Leans die Lindströms zum<br />

Abendessen in ihrem Haus am Ilchester Place, Kensington,<br />

einluden. Sie hatten ein Gästezimmer für <strong>Ingrid</strong> und Pia für<br />

einige Tage vorbereitet, hatten aber kein zusätzliches für Petter,<br />

der erklärte, "er fürchte, dass wenn er das Haus verlasse,<br />

er nicht mehr eingelassen würde". Überdies vermutete er,<br />

dass <strong>Ingrid</strong> mit Pia entwischen und in England einen Rechtsstreit<br />

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Zaun brechen könnte.<br />

Das war nun nahe an reiner Paranoia. David Lean frag-<br />

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