Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Und so gings weiter. In Indiana, wo der Film nie gezeigt
wurde, meinte ein einflussreicher Kirchenmann, "Ingrids
Verhalten sei ein Zeichen des moralischen Zerfalls". Der Federal
Council of Churches mit Hauptsitz in Cleveland verdammte
die Rossellini-Bergman-Affäre als "jene Art von sexuellem Exhibitionismus,
die für den moralischen Niedergang des Westens
Symbolcharakter hat", was nicht nur die Natur dieser
Beziehung völlig verkannte, sondern ihr auch eine universelle
Wirkung beimass, die weit jenseits ihrer Bedeutung lag. Und
die Heilsarmee, die in diesem Zusammenhang den Bezug zum
Sinn ihres Namens völlig verlor, vernichtete alle Aufzeichnungen,
die Ingrid anfangs 1949 zugunsten ihres jährlichen Spendenaufrufs
gemacht hatte.
Leider stammte 1950 einer der beiden schlimmsten
Angriffe auf Ingrid Bergman von der Römisch-Katholischen
Kirche Amerikas. Im Gegensatz zum europäischen katholischen
Klerus, der das als private Gewissensfrage einstufte –
und der noch viel intensiver unter den Kriegsfolgen zu leiden
hatte – erwies sich der amerikanische Flügel der Kirche als der
verbissenste Feind. "Der Teufel persönlich ist hier im Spiel"
proklamierte der Boston Pilot , das offizielle Organ jener Diözese
in einem für zahllose Beiträge in der katholischen Presse
typischen Leitartikel. "Gewisse Kreise versuchen, aus einer
billigen, miesen, unmoralischen Affäre eine 'Romanze' zu machen."
Ingrid habe "öffentlich und schamlos die Gesetze Gottes
missachtet", und "anständige, moralische Amerikaner sollten
sich von diesem moralischen Abschaum fernhalten". Der
Beitrag endete mit einem flammenden Beifall für die öffentlichen
Aktionen in Georgia, Washington und anderswo, die
"Stromboli" mit dem Bann belegten.
Noch etwas anderes wird in diesem Zusammenhang
deutlich: bis ans Ende ihres Lebens hat Ingrid nie gegen ihre
Kritiker zurückgeschlagen – noch viel weniger hätte sie antikatholische
oder antireligiöse Gefühle in sich aufkommen lassen.
Man muss sich hier wirklich fragen, wer den christlichen Geist
besser lebte. Es scheint, dass damals nur sehr wenige Menschen
realisierten, dass die Ächtung an sich tief unanständig
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