Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman
Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman
Ingrid und Petter waren während des Nachmittags und Abends am 1. Mai und des Vormittags am 2. Mai zu einem Gespräch in einem düstern kleinen Gasthof zusammengekommen. Während der ganzen Zeit dieses Treffens trabte Roberto rauchend durch den Essraum und die Korridore – und während einiger Stunden lärmte er mit seinem Sportwagen, rasend vor Eifersucht, unter ihren Fenstern herum. Aus Angst, Ingrid liesse sich überreden, mit Petter nachhause zurückzukehren, liess er ihnen eine Notiz mit der Drohung zukommen, er werde seinen Wagen in einen Baum steuern und sich so das Leben nehmen, falls sie sich mit ihrem Ehemann versöhnte. Aber Ingrid war zu diesem Zeitpunkt bereits an seine melodramatischen Auftritte gewöhnt und ignorierte ihn. Kay Brown, die im Auftrag ihres Chefs, Lew Wasserman von MCA, herüberkam, fand Ingrid "verloren, bleich und verstört" vor. "Es wird keine Scheidung geben" erklärte Petter den Journalisten am Bahnhof von Messina, als er sich auf den Rückweg nach Rom machte. "Es gibt keinen Grund für ein Zerwürfnis zwischen uns." Natürlich lag der Wahrheit nichts ferner als das, aber Petter glaubte, dass diese Affäre vorbeigehen werde, wie alle andern auch, und dass Ingrid, nach wie vor von ihm völlig abhängig, demütig dorthin zurückkehren werde, wo sie hingehörte. Ingrid wiederholte Petter, was sie beide schon seit Jahren wussten: dass ihre Ehe vorbei war. Jetzt wollte sie die Scheidung, weil sie Roberto zu heiraten beabsichtigte; mit demselben Ziel hatte Rossellini inzwischen begonnen, auch seine Ehe dem Ende entgegen zu steuern. Sie verstand nicht, warum Petter sich dem widersetzte? Ihre Ehe war seit Jahren eine legale Formsache. Und hätte es da in der Tat etwas wie Liebe zwischen ihnen gegeben, warum also wollte er sie beide und Pia dem unbarmherzigen Blick der aufdringlichen Oeffentlichkeit aussetzen? Sollten sie ihre Ehe nun nicht schnellstens, so ruhig und freundschaftlich wie möglich hinter sich lassen und sich ihrem neuen Leben zuwenden? 396
Wäre das nicht in allererster Linie das Beste für Pia? Ihre Namen zierten schon täglich die Zeitungen und Magazine der ganzen Welt: liesse sich die Sache nun zügig regeln, würde die Presse bald das Interesse an ihnen verlieren und Ingrid könnte nach einigen Wochen nach Beverly Hills zurückkehren, um Pia klar zu machen, dass sie ihre Mutter nicht verlieren würde. Schliesslich war Pia in Hollywood aufgewachsen und wusste Bescheid über Scheidungen. Das muss nicht bedeuten, dass Pia zwischen ihren Eltern Verbitterung mitbekommen hätte. Vielleicht erinnerte sich Ingrid auch an ihre eigene Kindheit und wollte ihrer Tochter dasselbe Schicksal ersparen: sie wuchs nur bei ihrem Vater auf. Ja, sie würde wohl mit Roberto in Italien leben, aber Pia konnte ihre Sommerferien jeweils bei ihrer Mutter verbringen und sicher würde es während des ganzen Jahres genügend Gelegenheiten für Besuche hüben oder drüben geben. Ingrid bat Petter, Vernunft und Verstand anzunehmen. Klar, es gab keine ehelichen Bande mehr zwischen ihnen; ebenso klar war, dass Petter weder religiöse noch philosophische Skrupel vor der Auflösung der Ehe hatte. Aber sie konnte seinen bösartigen Widerstand nicht im vollen Ausmass erkennen. Einerseits wollte er sich nicht dem öffentlichen Brimborium aussetzen, Ingrid Bergman an einen andern Mann zu verlieren. Andererseits behauptete Petter gleichzeitig, wie sie später beschwor, "er liebte mich nicht und wollte mich auch nicht zurückhaben, selbst wenn ich es gewünscht hätte. Er sagte mir, es habe ihn entzückt, mich weinen und leiden zu sehen, was mich vielleicht verstehen liesse, wie sehr er gelitten habe." Natürlich gab er seine Einwilligung zur Scheidung dann irgendwann, aber er machte es ihr so schwer wie möglich. Während all den kommenden Jahren lastete auf Ingrid alleine die Schmach, die Ehe gebrochen und die Tochter verlassen und sie so dem Fluch der unerwünschten Prominenz ausgeliefert zu haben. Und weil Ingrid die Tochter verlassen hatte, hatte das Kind - verloren und verwirrt – keinerlei Anhaltspunkt für eine andere Wahrheit. Richtig besehen, war Pia am Ende das am schwersten getroffene Opfer. Der Erfolg ihres späteren Lebens bescheinigt ihr eine bemerkens- 397
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Wäre das nicht in allererster Linie das Beste für Pia? Ihre<br />
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Vielleicht erinnerte sich <strong>Ingrid</strong> auch an ihre eigene Kindheit<br />
und wollte ihrer Tochter dasselbe Schicksal ersparen: sie<br />
wuchs nur bei ihrem Vater auf. Ja, sie würde wohl mit R<strong>ob</strong>erto<br />
in Italien leben, aber Pia konnte ihre Sommerferien jeweils bei<br />
ihrer Mutter verbringen und sicher würde es während des ganzen<br />
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drüben geben. <strong>Ingrid</strong> bat Petter, Vernunft und Verstand anzunehmen.<br />
Klar, es gab keine ehelichen Bande mehr zwischen<br />
ihnen; ebenso klar war, dass Petter weder religiöse noch philosophische<br />
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Aber sie konnte seinen bösartigen Widerstand nicht im<br />
vollen Ausmass erkennen. Einerseits wollte er sich nicht dem<br />
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gleichzeitig, wie sie später beschwor, "er liebte mich nicht und<br />
wollte mich auch nicht zurückhaben, selbst wenn ich es gewünscht<br />
hätte. Er sagte mir, es habe ihn entzückt, mich weinen<br />
und leiden zu sehen, was mich vielleicht verstehen liesse,<br />
wie sehr er gelitten habe." Natürlich gab er seine Einwilligung<br />
zur Scheidung dann irgendwann, aber er machte es ihr so<br />
schwer wie möglich. Während all den kommenden Jahren lastete<br />
auf <strong>Ingrid</strong> alleine die Schmach, die Ehe gebrochen und die<br />
Tochter verlassen und sie so dem Fluch der unerwünschten<br />
Prominenz ausgeliefert zu haben. Und weil <strong>Ingrid</strong> die Tochter<br />
verlassen hatte, hatte das Kind - verloren und verwirrt – keinerlei<br />
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