29.01.2013 Aufrufe

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"Ich will nicht, dass <strong>Ingrid</strong> ihren Vater sterben sieht,"<br />

sagte Jus<strong>tu</strong>s zu seinem Freund Gunnar Spångberg, einem Floristen<br />

im Quartier, "und der Herr weiss, wie lange das dauern<br />

wird." Damit traf er Vorberei<strong>tu</strong>ngen für eine Reise mit Greta zu<br />

einem Spezialisten nach München. "Vielleicht kann er mich<br />

heilen. Wenn nicht, komme ich in einer Kiste nachhause."<br />

Nichts davon geschah. Zum verständlichen Ärger der<br />

ganzen Familie blieb Jus<strong>tu</strong>s der undisziplinierbare Bohémien<br />

bis ans Ende. Er verbrachte den Frühling 1929 mit Greta in<br />

einer ruhigen Vorstadt von München. Sie pflegte ihn mit Kräutertee<br />

und dünnen Suppen, und wenn seine Kraft es erlaubte<br />

stellte er die Staffelei in den kleinen Garten und malte wilde<br />

Blumen. "Dann kam er nachhause," erinnerte sich <strong>Ingrid</strong>, "so<br />

dünn, schrecklich!" Das war der einzige Sommer, den sie nicht<br />

bei Mutti verbrachte, die inzwischen ihren Mädchennamen wieder<br />

angenommen und sich einen hübschen und erfolgreichen<br />

deutschen Stofffabrikanten <strong>als</strong> Liebhaber zugelegt hatte.<br />

Diesmal kam Mutti von Deutschland her und befremdete den<br />

<strong>Bergman</strong>-Clan einmal mehr mit der Weigerung, in den allgemeinen<br />

Chorus einzustimmen, Greta müsse das Haus verlassen.<br />

"Sie hat das Recht, hier zu sein, <strong>als</strong>o akzeptiert das bitte,"<br />

sagte sie zu Otto und Ellen. Was anderes sollten sie <strong>tu</strong>n? Frau<br />

Adler war nicht der Typ, dem man widerspricht.<br />

Juni und Juli waren ungewöhnlich warm, und wie die<br />

Tage länger wurden, wurde Jus<strong>tu</strong>s <strong>Bergman</strong>s Leiden zur unausgesetzten,<br />

entsetzlichen Pein. Er erfreute sich bester Gesundheit<br />

bis zum vergangenen Winter, <strong>als</strong> durch seine plötzliche<br />

Krankheit sein lebensbedrohender Zustand erkannt wurde.<br />

Jetzt war er so schwach, dass er nur noch wispern und sich pro<br />

Tag mit einigen Wassertropfen am Leben halten konnte. Greta<br />

versah ihn mit kühlen Kompressen. Gegen den Willen ihres<br />

Vaters schlief <strong>Ingrid</strong> tagsüber ein paar S<strong>tu</strong>nden, um die Nacht<br />

an seinem Bett zu verbringen. Sie hielt seine Hand und – in<br />

ihrer bisher wohl besten Rolle – summte sie seine liebsten<br />

Volkslieder und wiederholte endlos und geduldig, was sie<br />

selbst <strong>als</strong> tragische Illusion erkannte: wenn er nur durch diesen<br />

entsetzlich langen Sommer käme, wenn er doch nur etwas<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!