Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

trieb, als sie sich am 12. Oktober zu Petters Familie nach
Stöde begaben; dort unternahm Ingrid mit Pia lange Ausflüge
über Land und alle genossen ihres Schwiegervaters preisgekrönte
goldenen Pflaumen, eine seltene Sorte, für die dieser
Gartenzauberer weitherum bekannt war.
Noch vor Ende Oktober waren die Lindströms zurück in
Beverly Hills. Ingrid erhielt einen Anruf von Walter Wanger, der
wissen wollte, ob sie nach New York komme, wo Victor Fleming
sie zur Premiere von "Joan of Arc" erwartete. Sie reiste sofort
ab, und obschon sie und Fleming eine Nacht privat verbrachten,
war ihnen beiden klar, dass die Beziehung vorbei war. Sie
freute sich auf eine lebenslange Freundschaft, während er feststellte,
dass ihm solches nicht sehr liege.
Unter grossem Halloo lief der Film am 11. November
an, und weil Ingrid von der Presse sehr gerühmt wurde, standen
die Leute während Stunden in langen Schlangen an, obschon
der Herbst ungewöhnlich kalt war – und der Film im
Grossen und Ganzen unvorteilhafte Kritiken erhielt. "Gegen
ihre Aufrichtigkeit ist kein Kraut gewachsen", so in etwa lautete
eine allgemeine Lobeshymne für Ingrid. "Sie hat die seltene
Gabe, die Tugend interessant zu machen und dabei echt aufzuleuchten."
Der Film aber wurde abgelehnt als "ein Meisterwerk
von filmischer Archaik, weder echtes Drama noch historische
Nachbildung und sein geistliches Thema bewegt sich auf Sonntagsschul-Niveau.
Er hätte inspirativ sein sollen, ist aber prätentiös
und hohl."
Ingrid bedauerte, als Einzige eine gute Presse erhalten
zu haben. "Es stimmt, dass Leute, die in der Kinokassenschlange
stehen keine Kritiken lesen", sagte sie zu einem Kolumnisten,
"aber für mich ist wichtig, was die schreiben." Sie
hatte mehr Vorbereitungsarbeit, mehr Sorgfalt, Energie und
Liebe in diese Rolle investiert, als in irgendeine andere ihrer
ganzen Karriere. Niemand kannte die Produktionsprobleme und
Schwächen des Films besser als sie und niemand empfand seinen
Durchfall bitterer. Der negativen Kritik zum Trotz spielte
der Film seine Kosten mit einem satten Profit längstens ein,
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