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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Im selben Jahr lasen die Mädchen in der Schule das<br />

Märchen von Tristan und Isolde. "Es hatte eine starke Wirkung<br />

auf meine romantischen Jungmädchen-Träumereien", sagte<br />

<strong>Ingrid</strong> später. "Irdische Liebe war ein wichtiges Thema für ein<br />

unattraktives Mädchen wie mich." Sie war natürlich alles andere<br />

<strong>als</strong> das – sie war einfach viel grösser <strong>als</strong> die andern, und<br />

das ist eine schlimme Erfahrung für jeden ihres Alters. 1928 an<br />

ihrem dreizehnten Geburtstag hatte sie ihre volle Körpergrösse<br />

von 1 m 78 cm erreicht. Als die andern Mädchen erstm<strong>als</strong> mit<br />

Schuhen mit hohen Absätzen ausstaffiert wurden, fühlte sie<br />

sich weiterhin an die flachen Absätze gebunden.<br />

"Ich hasste die Schule, weil ich grösser war <strong>als</strong> andere<br />

Leute und unbeholfen und scheu", erinnerte sie sich, "ich war<br />

nicht s<strong>tu</strong>mm, aber ich sprach nur wenn ich musste. Wenn ich<br />

die Antwort auf eine Frage hatte, nur hätte aufstehen müssen<br />

und sie geben, errötete ich schon. Die Schule war die Hölle für<br />

mich. Und ich war allein."<br />

Zu den Gedichten und dramatischen Vorträgen: "Ich<br />

spielte alle die Rollen allein. Ich wollte nicht mit andern spielen<br />

und fragte mich ständig: Was kann ich allein machen? So las<br />

ich lustige und traurige Gedichte und dramatisierte sie." Das<br />

Leben mancher Schauspieler weist identische Züge auf: Die im<br />

wesentlichen isolierte Persönlichkeit, die auf der Bühne oder<br />

vor der Kamera aufblüht, was auf ein unsicheres Ego hinweist.<br />

Für einige bedeutet das Rollenspiel – eine andere Identität annehmen<br />

– die Möglichkeit, sonst unerreichbare (Er-)Lebensbereiche<br />

zu ergründen. Für <strong>Ingrid</strong> waren berufliche Erfahrungen<br />

dieser Art während ihres ganzen Lebens sehr wichtig, was nur<br />

logisch erscheint, weil sich ein Talent ihres Kalibers ständig<br />

weiter vervollkommnet. Und wenn der Applaus einmal spärlich<br />

floss und die Kritik mit dem gezogenen Schwert, anstatt mit<br />

dem strahlenden Lorbeerkranz daherkam, dann wechselte sie<br />

einfach zu einer andern Rolle. Ein einziges Mal in ihrem Leben<br />

reagierte <strong>Ingrid</strong> spontan auf eine negative Kritik, und zu ihrem<br />

endlosen Verdruss geschah dies Jahre später in Stockholm.<br />

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