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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Charaktere nachahmen? Was <strong>tu</strong>n mit <strong>Ingrid</strong>s trällerndem<br />

schwedischen Tonfall, was mit Joseph Cottens leicht schleppendem<br />

'Virginian drawl', Michael Wildings sauberem englischen<br />

Rhythmus? Wie könnten sie alle irisch klingen?<br />

<strong>Ingrid</strong>s erster Auftritt, 25 Minuten nach Filmbeginn,<br />

wurde an diesem ersten Tag aufgenommen. Sie bot ihrem Regisseur<br />

eine brillante, druckreife Vorstellung, eine ununterbrochene<br />

Vier-Minuten-Szene in der Lady Henrietta, bleich und<br />

nervig, barfuss und unsicheren Ganges in den Dining Room<br />

kommt und die Gäste ihres Mannes begrüsst – ungekämmt,<br />

unordentlich gekleidet, mit einem vom Alkohol umflorten Blick.<br />

In ihrem Dialog mit Wilding über ihre Begegnungen <strong>als</strong> Kinder<br />

in Irland gelang <strong>Ingrid</strong> ein durchaus akzeptables irisches Trällern,<br />

nur ganz leicht lallend – passend zur Dame, die ihre<br />

Trunkenheit zu überspielen versucht. Als Hitchcock "Schnitt"<br />

rief, gab es einen lauten Szenenapplaus im Set.<br />

Aber danach wurde der irische Dialekt nur noch selten<br />

gehört. Cotten wurde seinen Virginian-Gentleman-Ton nicht<br />

los, <strong>Ingrid</strong>s Irischtrainerin wurde krank, und der Rest des Films<br />

zeigte eine internationale Besetzung, von der jeder mit Stolz<br />

seinen eigenen Sprachakzent einbrachte. Aber <strong>als</strong> "Under<br />

Capricorn" veröffentlicht wurde, störte sich niemand mehr daran,<br />

denn da dominierten weit ernstere Pr<strong>ob</strong>leme.<br />

Am Abend dieses ersten Arbeitstages schrieb <strong>Ingrid</strong> Petter<br />

einen Brief in dem sie ihn drängte, Pia auf dem Seeweg<br />

nach England zu bringen, damit ihre Tochter einmal das Vergnügen<br />

einer solchen Reise erlebe und die Distanz zwischen<br />

Amerika und Europa kennenlerne. Sie wollte, dass Pia die Freiheits-Sta<strong>tu</strong>e<br />

verschwinden und die weissen Felsen von Dover<br />

aus dem Nebel auftauchen sehe, wie sie sagte. Die Reise würde<br />

auch Petter eine Gelegenheit zu etwas Erholung bieten.<br />

Auch bat sie ihn, Seifenflocken, Lebensmittelkonserven, Nylonstrümpfe,<br />

Tissues mitzubringen – und Büchsenfleisch, da<br />

buchstäblich nichts davon zu haben war: im Nachkriegs-<br />

England fehlte es bitter an allen Hauptnahrungsmitteln, auch<br />

für Filmstars.<br />

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