Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

1948
"Lieber Herr Rossellini,
Von heute an müssen Sie keine Blumen mehr zerpflücken.
Nun sage ich: gutes Script, schlechtes Script, gutes Script –
spielt keine Rolle! Ich bin sehr glücklich.
Ingrid Bergman"
NICHT LANGE NACH NEUJAHR luden Alfred und Alma
Hitchcock die Lindströms zu einer Party in ihr Heim in Bel Air,
einer ruhigen, abgeschotteten Enklave zwischen Beverley Hills
und dem Brentwood-Quartier von Los Angeles ein. Im Wissen
um Ingrids unglückliches Privatleben und ihre Enttäuschung
über "Joan" zeigte Hitchcock Mitgefühl, umsomehr als er
selbst auch Probleme hatte. Er begann mit "Rope" und dem
erstmaligen Experiment, ausschliesslich mit Zehnminuten-Sequenzen
ununterbrochene Echtzeit-Darstellung zu erreichen –
wobei die dabei auftretenden Schwierigkeiten die Crew nahe
an einen bewaffneten Aufstand trieben. (Der normalerweise
gelassene James Stewart beispielsweise beklagte, dass nicht
für die Schauspieler sondern für die Kamera geprobt werde.)
Weder Hitchcock noch Ingrid schien sehr glücklich an diesem
Abend, aber ihm bot sich eine hervorragende Gelegenheit,
festliche Stimmung zu markieren: mehr denn je in Ingrid verliebt,
liess er seine Vernarrtheit in seine Pläne für die im kommenden
Sommer bevorstehende Reise nach England einfliessen,
wo sie "Under Capricorn" drehen wollten.
Hitchcocks Selbstbeherrschung wirft ein noch
berührenderes Licht auf die Erscheinung eines der beliebtesten
Hollywood-Stars, der seinem beruflichen und privaten Unglück
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