Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
von ingrid.bergman.ch Mehr von diesem Publisher
29.01.2013 Aufrufe

der schweigenden Menge dankte und dann ihre Fragen beantwortete. Als sie sich schliesslich erhob und sagte, sie müsste jetzt gehen und in der Garderobe vor ihrer letzten Vorstellung noch etwas zu sich nehmen, erlebte sie eine donnernde Standing Ovation. Spät am Abend organisierte Ingrid im Hampshire House für den ganzen "Joan of Lorraine"-Set eine Abschiedsparty. Sie und die Playwrights Company teilten sich in die Kosten von $ 100 für jeden Kollegen, und ihren beiden Hauptdarstellern (Sam Wanamaker und Romney Brent) überreichte sie ein graviertes Silber-Cigarettenetui. Niemand in dieser Gesellschaft konnte sich an einen ähnlich warmherzigen und erinnerungswürdigen Abschied von einer Broadway-Produktion erinnern. TAGS DARAUF FLOG SIE ZURÜCK nach Beverly Hills, wo ihr Petter eröffnete, dass die Verhandlungen für ein Projekt nach "Joan of Arc" auf gutem Wege seien und auch gute Perspektiven für die Zeit danach offen liessen. Schon 1944 hatten David Selznicks Leute Hand auf einen Roman von Helen Simpson mit dem Titel "Under Capricorn" gelegt, der ihnen von Ingrid empfohlen wurde und der eine für sie hervorragend geeignete dramatische Rolle enthielt. Anfangs 1947 hatte Hitchcock (nun ebenfalls frei von seinen Verpflichtungen Selznick gegenüber) die Rechte am Roman (und an einem noch unveröffentlichten Stück, das darauf basierte) von Selznick gekauft um es zur ersten Produktion seiner eigenen Produktions-Gesellschaft – Tansatlantic Pictures zu machen, die er mit seinem alten Freund, dem englischen Produzenten und Medienmogul Sidney Bernstein gegründet hatte. "Under Capricorn" habe ich für Ingrid Bergman gemacht, die mit mir befreundet war", behauptete Hitchcock. "Ich suchte ein Objekt, das eher ihr als mir gefallen würde." Seine Verehrung für sie, wie immer sie verändert oder unterdrückt sein mochte, war um nichts geschmälert. 334

Dann erwies sich aber, dass der Job der Umformung des Romans in ein Filmscript viel aufwändiger war, als irgendwer voraussehen konnte, weshalb Hitchcock beschloss, zuerst einen Film basierend auf Patrick Hamiltons Stück "Rope" zu drehen. "Under Capricorn" sollte 1948 folgen und in England gedreht werden, weil gemäss Hitchcocks Vereinbarung mit Bernstein Transatlantic-Films zuerst in England produzieren würde und erst anschliessend aus steuerlichen Gründen abwechselnd in Amerika und im United Kingdom. Petter hatte sich sowohl um seine eigenen wie auch um Ingrids Interessen gekümmert. Am 27. Mai unterzeichneten sie einen Vertrag den er mit Hitchcocks junger Produktions- Gesellschaft ausgehandelt hatte: er und Ingrid würden zusammen $ 200'000 und 41% vom Gewinn des Films erhalten. Zudem wurde Petter separat verpflichtet, die Werbung und Public Relations für den Film zu betreuen, sobald er in skandinavische oder andere europäische Kinos käme. Für seine Bemühungen sollte er einen Viertel der schwedischen Einnahmen erhalten – wie natürlich auch ein Reisebudget. Das war eine faszinierende Entwicklung, weil Petter selbstverständlich keinerlei Absicht hatte, seine medizinische Karriere aufzugeben oder in die Werbewirtschaft zu wechseln; erstmals seit er in Amerika war, hatte er ein Einkommen. Zusätzlich zu seinem Anteil an einer Gemeinschaftspraxis trat Petter damals der neurologischen Klinik des Los Angeles County General Hospital, Cedars of Lebanon und Harbor General bei. Aber wie er später Pia schrieb, "stammte unser Einkommen bis 1949 zur Hauptsache aus den Gagen deiner Mutter" – kurz: das ganze Familieneinkommen stammte aus Ingrids Salär, mit Ausnahme der kleinen Beträge, die den Praktikanten damals bezahlt wurden (rund $ 65 die Woche). Der Grund, warum er auf einem "Werbe-Vertrag" bestand (dem sich Hitchcock unterziehen musste, wollte er seine geliebte Ingrid in seinem Film haben), war einfach. Hichcock würde auf diese Weise für Peters Reisespesen aufkommen, wenn er im kommenden Sommer Ingrid bei der Produktion in England und anschliessend seine Familie in Schweden besuchen würde. (Ausserdem 335

Dann erwies sich aber, dass der J<strong>ob</strong> der Umformung<br />

des Romans in ein Filmscript viel aufwändiger war, <strong>als</strong> irgendwer<br />

voraussehen konnte, weshalb Hitchcock beschloss, zuerst<br />

einen Film basierend auf Patrick Hamiltons Stück "Rope" zu<br />

drehen. "Under Capricorn" sollte 1948 folgen und in England<br />

gedreht werden, weil gemäss Hitchcocks Vereinbarung mit<br />

Bernstein Transatlantic-Films zuerst in England produzieren<br />

würde und erst anschliessend aus steuerlichen Gründen abwechselnd<br />

in Amerika und im United Kingdom.<br />

Petter hatte sich sowohl um seine eigenen wie auch um<br />

<strong>Ingrid</strong>s Interessen gekümmert. Am 27. Mai unterzeichneten sie<br />

einen Vertrag den er mit Hitchcocks junger Produktions-<br />

Gesellschaft ausgehandelt hatte: er und <strong>Ingrid</strong> würden zusammen<br />

$ 200'000 und 41% vom Gewinn des Films erhalten.<br />

Zudem wurde Petter separat verpflichtet, die Werbung und<br />

Public Relations für den Film zu betreuen, s<strong>ob</strong>ald er in skandinavische<br />

oder andere europäische Kinos käme. Für seine Bemühungen<br />

sollte er einen Viertel der schwedischen Einnahmen<br />

erhalten – wie natürlich auch ein Reisebudget.<br />

Das war eine faszinierende Entwicklung, weil Petter<br />

selbstverständlich keinerlei Absicht hatte, seine medizinische<br />

Karriere aufzugeben oder in die Werbewirtschaft zu wechseln;<br />

erstm<strong>als</strong> seit er in Amerika war, hatte er ein Einkommen. Zusätzlich<br />

zu seinem Anteil an einer Gemeinschaftspraxis trat<br />

Petter dam<strong>als</strong> der neurologischen Klinik des Los Angeles County<br />

General Hospital, Cedars of Lebanon und Harbor General<br />

bei. Aber wie er später Pia schrieb, "stammte unser Einkommen<br />

bis 1949 zur Hauptsache aus den Gagen deiner Mutter" –<br />

kurz: das ganze Familieneinkommen stammte aus <strong>Ingrid</strong>s Salär,<br />

mit Ausnahme der kleinen Beträge, die den Praktikanten<br />

dam<strong>als</strong> bezahlt wurden (rund $ 65 die Woche). Der Grund,<br />

warum er auf einem "Werbe-Vertrag" bestand (dem sich Hitchcock<br />

unterziehen musste, wollte er seine geliebte <strong>Ingrid</strong> in seinem<br />

Film haben), war einfach. Hichcock würde auf diese Weise<br />

für Peters Reisespesen aufkommen, wenn er im kommenden<br />

Sommer <strong>Ingrid</strong> bei der Produktion in England und anschliessend<br />

seine Familie in Schweden besuchen würde. (Ausserdem<br />

335

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!