29.01.2013 Aufrufe

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

tonten, dass <strong>Ingrid</strong> – <strong>ob</strong>wohl erst neunjährig – zu lang sei und<br />

zu einer gewissen Tölpelhaftigkeit neige. "Als Schauspielerin<br />

bin ich nicht ich selbst!" entgegnete sie dieser Kritik mit einer<br />

etwas unlogischen Logik. Als sie nach Jahren auf diesen Wortwechsel<br />

zu sprechen kam, sinnierte sie nur: "Ich habe nicht<br />

das Schauspiel gewählt. Das Schauspiel hat mich gewählt."<br />

Als <strong>Ingrid</strong> Ihre kleinen Vorstellungen während der Abwesenheit<br />

ihres Vaters fortsetzte, wandelte sich Onkel Ottos<br />

Verblüffung darüber in offene Ablehnung. "Anstatt über mich<br />

zu lachen, pflegte mein Onkel wütend zu werden, weil er fanatisch<br />

religiös war und glaubte, das Theater sei des Teufels<br />

Werk." Aber Otto betrachtete fast alle Arbeit <strong>als</strong> Teufelswerk.<br />

"Er hatte nie eine feste, einträgliche Stelle" erinnerte sich <strong>Ingrid</strong>s<br />

erster Ehemann Jahre später, "und er schien weitgehend<br />

vom Ertrag von Jus<strong>tu</strong>s' Fotogeschäft gelebt zu haben".<br />

Zur Verwunderung der ganzen Familie setzte sich Tante<br />

Ellen wenigstens zweimal für ihre Nichte ein. Sie protestierte,<br />

das Mädchen sei nicht schlecht, sondern es habe ganz einfach<br />

die Gabe für unschuldige Vorträge. Vielleicht, meinte Ellen,<br />

werde <strong>Ingrid</strong>s Talent eines Tages doch religiösen Zwecken dienen.<br />

Warum könnte sie nicht zur Missionarin werden? Besonders<br />

jetzt im Jazz-Zeitalter, wo Europa mit wilder amerikanischer<br />

Musik und schockierenden amerikanischen Filmen überflutet<br />

wurde, brauchte die Welt Missionare. <strong>Ingrid</strong> hörte zu,<br />

hatte aber früh gelernt, bei derartigen Exkursen von Tante<br />

Ellen zu schweigen.<br />

Die Reaktionen in der Schule waren weniger fromm und<br />

viel weniger von Zensur bestimmt. In der fünften Klasse beeindruckte<br />

<strong>Ingrid</strong> ihre Kameradinnen mit der dramatischen<br />

Lesung eines Ausschnitts von "Sveaborg", Teil von Johan Ludvig<br />

Runebergs "The Stories of Fänrik Stål". Dieses Gedicht habe<br />

sie mit einem derartigen Pathos vorgetragen, berichtete<br />

eine Kollegin, dass die ganze Klasse benommen und mit Tränen<br />

in den Augen dagesessen sei. Auch andere Gedichte boten<br />

ihr Gelegenheit zu dramatischen Interpretationen, wie z.B. ihr<br />

Vortrag vom "Song of the Winds" aus Strindbergs "Dream<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!