Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Nun hatte sich das Blatt gewendet. Fleming, der ihre
Vorstellung an diesem Abend besucht hatte, empfing Ingrid
mit einer festen Umarmung. Sie sei brilliant gewesen, meinte
er, ohne seinen Griff an ihr zu lockern; sie sei wunderschön,
strahlend, leuchtend, duftend – seine Worte sprudelten daher
wie Auszüge aus einer Revue. Sie sei Jeanne, fuhr er fort, und
er wolle sie als Jeanne unsterblich machen durch die Regie
eines entsprechenden Films mit ihrer Mitwirkung. Das sei zu
schön zu glauben, zweifelte Ingrid. Ob er das wirklich
zustandebrächte?
Sie müssten es zustandebringen - und zwar bald, meinte
Fleming, indem er ihren alten Übernamen 'Engel' wieder
aufnahm, nur jetzt in leidenschaftlichem Tonfall. Unter andern
murmelte auch David Selznick, dass er endlich noch ein St.
Joan-Epos produzieren werde; Fleming und Bergman mussten
daher als Erste am Startpunkt sein. Beim Abendessen eröffnete
Fleming ihr seine Pläne und Ingrid fühlte, wie ihre alten Gefühle
für Victor Fleming wieder erwachten. Ihr Wiedersehen
erinnerte sie an nichts so sehr, wie an Jekyll/Hydes Ouvertüren
zu Ivy im Palace of Frivolities – eine Szene voll von Champagner
und Versprechungen, von Aufregung und Gefahr. Im Bewusstsein,
wie leicht Hollywood die Geschichte einer Heiligentrotz-ihrer-selbst
sabotieren konnte, sehnte sich Ingrid danach,
Jeanne auch im Film zu portraitieren; obwohl auf der Hut
vor Flemings leidenschaftlicher Entschlossenheit, war sie auch
verletzlich und sehr einsam.
*) Mit Blick auf den Fiskus gründete Ingrid separat eine eigene Gesellschaft,
die sie 'EN Productions' nannte ("en" = Schwedisch "eins"),
ihre Idee, weil sie persönlich praktisch als einziges Aktivum den inneren
Wert der Gesellschaft repräsentierte. Walter Wanger übernahm
offiziell das Präsidium, Ingrid war die Vizepräsidentin, Petter der Sekretär
und selbstredend der Schatzmeister; und Ingrids pro forma-
Anwalt ein Direktor.
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