Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Epidemie erfasste Millionen von Menschen, die sich abmühten,
mit endlosen Folgen von Stürmen und Frostperioden fertig zu
werden. Ingrid war stark, aber nicht immun; verschiedene
Vorstellungen im Januar mussten abgesagt werden, als aus
einem leichten Husten eine fiebrige Erkältung und schliesslich
eine ernsthafte Laryngitis wurde. Mit Schüttelfrost nahm sie
anfangs Januar im Bett einen Anruf des schwedischen Konsuls
entgegen: in Stockholm hatte ihr der König Schwedens höchste
Auszeichnung verliehen – die Goldmedaille "Litteris et
Artibus" für ihr herausragendes Schauspiel und die ehrenvolle
Art und Weise, wie sie schwedische Kunst in den Vereinigten
Staaten verkörperte."
Weitere Auszeichnungen folgten dieses Jahr in schneller
Folge: der Drama League und der Antoinette Perry (Tony)
Award für die beste Schauspielerin des Jahres; der grosse
Preis des Film-Festivals Venedig als beste Darstellerin (in
"Spellbound" , welcher Film nach dem Krieg zu einer verspäteten
Europäischen Erstaufführung kam); und zahlreiche Preise
von Magazinen, Zeitungen, zivilen und kirchlichen Organisationen.
Es ist keine Übertreibung, wenn man feststellt, dass
Ingrid Bergman damals die am wenigsten polarisierende,
weitaus beliebteste Berühmtheit Amerikas war; ja, die ganze
westliche Welt befleissigte sich, ihren Namen auf die Liste der
grössten Idole und verehrtesten Persönlichkeiten zu setzen.
IN DEN VEREINIGTEN STAATEN BEGANN NUN als Folge
der nach dem zweiten Weltkrieg unvermittelt aufgetretenen
unseligen Zeit des religiösen Eifers eine schreckliche moralische
Selbstgefälligkeit mit der entsetzlichen Grippewelle des
Jahres um die höchste Zahl der Infizierten zu kämpfen. Überall
waren die Wachhunde der öffentlichen Moral – Geistliche, die
oft den Bezug zur Bedeutung des Glaubens verloren hatten
und Politiker ohne jedes staatsmännische Talent – auf dem
Posten um auszulegen, anzuzeigen, zu verurteilen, zu zerstören.
Anschuldigungen auf Verhetzung und Verrat wurden verbreitet
wie Handzettel an die Passanten, und Schreie der Ent-
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