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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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1924, kurz vor <strong>Ingrid</strong>s neuntem Geburtstag, gab Jus<strong>tu</strong>s<br />

<strong>Bergman</strong> seine Wohnung am Strandvägen auf um ein grösseres<br />

Heim an der Ulrikagatan, einer angenehmen Wohnstrasse<br />

in Parknähe, zu ziehen. <strong>Ingrid</strong> benutzte nun die Strassenbahn<br />

zum Lyzeum, und <strong>als</strong> sie eines Tages von der Schule kam, hatte<br />

ihr Vater eine – wie er meinte – hervorragende Nachricht für<br />

sie. Er hatte den Auftrag erhalten, einen gemischten Chor von<br />

Amateursängern – "Die Schweden", wie sie sich gemeinhin<br />

nannten - <strong>als</strong> Leiter auf eine Amerika-Tournée zu begleiten, die<br />

sie durch drei amerikanische Städte führen sollte.<br />

Für seine Tochter war das die Katastrophe schlechthin:<br />

sie hatte Angst, ihr Vater würde nicht zurückkehren, er würde<br />

auf der Seereise umkommen – kurz: sie würde ihren Vater<br />

verlieren. Was Greta betraf, konnte sie Jus<strong>tu</strong>s nicht begleiten,<br />

denn verwitwete Herren mit jungen Mätressen konnten<br />

Schweden im Ausland nicht gut vertreten. Als sich Jus<strong>tu</strong>s zu<br />

Beginn des Jahres 1925 verabschiedete, war <strong>Ingrid</strong> einsamer<br />

denn je in ihrem ganzen Leben. Zwei Wochen später trat Greta<br />

einen J<strong>ob</strong> am andern Ende der Stadt an und meinte bei ihrem<br />

Abschied, sie werde wohl Filmschauspielerin. <strong>Ingrid</strong> verbrachte<br />

die Zeit von Papas Abwesenheit bei Onkel Otto und Tante Hulda<br />

und deren fünf Kindern Bill, Bengt, Bo, Britt und Margit;<br />

diese Cousins waren im Alter zwischen acht und einundzwanzig<br />

Jahren.<br />

Im Kampf gegen dieses Quintett um die elterliche Zuwendung<br />

erweiterte <strong>Ingrid</strong> die Gruppe ihrer Spielgestalten und<br />

dramatisierte einige schwedische Gedichte, die sie in der Schule<br />

gelernt hatte. Einmal, zum Beispiel, kleidete sie sich in eine<br />

Stola und eine beschmutzte Schürze und betrat mit Wischer<br />

und Eimer in der Hand den Raum, wo sich die Familie aufhielt.<br />

Sie rezitierte ein Gedicht von Fröding, und zum Erstaunen ihrer<br />

Familie hatte sie sich in eine rätselhafte Dienerin verwandelt,<br />

verloren in einer Träumerei über einen hübschen Soldaten, den<br />

es in ihrer Vergangenheit gegeben haben mag oder nicht.<br />

Die Buben hänselten <strong>Ingrid</strong> gnadenlos: "Wie willst du<br />

eine Schauspielerin sein, so plump und unbeholfen!", und be-<br />

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