Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

verhaftet wird. Beide Männer sterben ohne etwas verraten zu
haben, was andern hätte Schaden zufügen können.
Im Geheimen geplant und hergestellt unter dem Vorwand,
einen dokumentarischen Stummfilm zu machen (die
Tonspur wurde später hinzugefügt), wurde "Open City" zu
einem Tribut an den Mut des italienischen Widerstands gegen
den Faschismus während des Krieges. Nach Mussolinis Tod
verfilmt, stellte dieser Film ein realistisches Portrait des Elends
dar, das als Folge der deutschen Besetzung in Rom herrschte.
"Open City" markierte auch den Beginn der Renaissance des
italienischen Films.
An diesem Abend bat sie Capa, ihr etwas über den Regisseur
des Films, Roberto Rossellini zu erzählen. Er sei das
Genie des modernen italienischen Films, meinte Capa. Nein, er
filme nicht ausserhalb Italiens – warum sie das frage? "Weil",
antwortete Ingrid, "dieser Film wie echtes Leben wirkt. Ich
möchte mich lieber an einen einzigen derart kunstvollen Film
wie diesen erinnern, als an alle meine kassenfüllenden Hits.
Warum kann Roberto Rossellini nicht nach Hollywood kommen
und einen solchen Film mit jemandem wie mir machen?" Nun,
versuchte Capa zu erklären, das sei eine komplizierte Sache:
was sie denn auf die Idee bringe, das amerikanische Publikum
sei an ergreifendem Neorealismus interessiert?
Dieser Rossellini, fuhr Ingrid fort, müsse ein ausserordentlich
wundervolles menschliches Wesen sein. Nun, könne ja
sein, antwortete Capa, aber ein Mann und seine Arbeit seien
zwei verschiedene Dinge. In diesem Falle könne das nicht sein,
sagte Ingrid: der Film sei viel zu grossartig dafür. Und von da
an verwechselte und vermischte Ingrid Mann und Werk: "Ich
verliebte mich in Roberto Rossellini bevor ich ihn persönlich
kannte. Ich verliebte mich durch seinen Film." Und so geschah
ihr das, was Millionen von Menschen geschah, die Ingrid nicht
kannten und sich doch in sie verliebten.
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