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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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du hast Recht, <strong>Ingrid</strong>." Es war ja schliesslich auch ihr Film.<br />

Und so ging's durchs Band weg. Am Anfang, zum Beispiel,<br />

erfährt Alicia vom Selbstmord ihres verräterischen Vaters<br />

durch die Giftkapsel. Hitchcock lässt die Kamera fixiert auf der<br />

erinnerungsleeren Wüste von <strong>Ingrid</strong>s bleichem Antlitz während<br />

sie spricht, w<strong>ob</strong>ei ihr Gesicht zunächst Traurigkeit ausdrückt,<br />

dann das Bedauern über eine verlorene, glücklichere Vergangenheit<br />

und schliesslich einen seltsamen Schimmer der Erleichterung:<br />

288<br />

"Ich sehe nicht ein, warum ich mich so schlecht fühlen<br />

sollte. Als er mir vor einigen Jahren eröffnete, wer er<br />

war, ging alles kaputt - mir war völlig gleichgültig,<br />

was aus mir wurde. Jetzt aber erinnere ich mich daran,<br />

wie nett er einst war – wie nett wir beide waren – sehr<br />

nett. Es ist ein sehr komisches Gefühl – <strong>als</strong> <strong>ob</strong> mir etwas<br />

zugestossen wäre, und nicht ihm. Du siehst, ich<br />

muss ihn nicht mehr hassen – auch mich selbst nicht."<br />

Gesprochen, einige Momente nach den Szenen, in welchen<br />

<strong>Ingrid</strong> die s<strong>tu</strong>rzbetrunkene und danach schmerzlich verkaterte<br />

Frau spielte, bot ihr dieser Dialog trotz mehrerer Wochen,<br />

die zwischen der Verfilmung der einzelnen Szenen lagen,<br />

reichlich Gelegenheit, einen Komplex von lebensechten<br />

Erfahrungen und Emotionen zu bilden. Mit Geflüster, schwerer<br />

Zunge, trockenem Mund und all den Zeichen von geistiger<br />

Verwirrung liess sie einen wahrhaftigen Charakter entstehen –<br />

eine leichtlebige Alkoholikerin die tief sympathisch wirkt. So<br />

gesehen, kann man sich einfach nicht vorstellen, dass <strong>Ingrid</strong>s<br />

anfälliger emotionaler Zustand nicht tatsächlich ihre innersten<br />

Gefühle aufbrechen liess und damit zur Eindringlichkeit ihres<br />

Spiels beitrug.<br />

Sie wurde von Cary Grant sehr unterstützt, der in einer<br />

für ihn ungewöhnlich ruhigen und sehr ungewohnten Rolle<br />

agierte. Bis dahin war Grant vor allem aus komischen Liebesfilmen<br />

bekannt, und seine Karriere machte einen Sprung, <strong>als</strong><br />

Hitchcock ihn (vier Jahre nach "Suspicion") ein zweites Mal<br />

verpflichtete, um ihn einen Mann portraitieren zu lassen, der

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