Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
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29.01.2013 Aufrufe

schen Sie Miss Bergman in meinem Namen viel Glück mit ihren neuen Verbindungen, wie immer die sein mögen, und drücken Sie ihr bitte meine Hoffnung aus, dass ihre Karriere sich blendend weiterentwickle." Insofern kam es einem glücklichen Zufall gleich, dass Selznick sich aus dem neuen Hitchcock-Film zurückgezogen hatte: tägliche Kontakte mit Ingrid wären ihnen beiden zu dieser Zeit nahezu unerträglich gewesen. Nach Vertragsablauf gingen sie auf die unvermeidliche Distanz zueinander. Aber weil sich Ingrid stets lobend und enthusiastisch über Selznick äusserte, konnten sie trotz allem eine solide Freundschaft beibehalten, und Selznick kam ihr in einer kritischen Situation sogar zu Hilfe, als sie als unfähige Mutter gebrandmarkt wurde. NOCH VOR FERTIGSTELLUNG VON "SPELLBOUND", ein Jahr zuvor, hatte Hitchcock mit Hecht über das Konzept für einen Film diskutiert, den er gerne drehen würde und in dem Ingrid eine Frauenfigur ähnlich derjenigen der Mata Hari portraitieren sollte, die für eine komplexe Spionageaufgabe sorgfältig trainiert wird. Ihr Charakter würde sogar so weit gehen, einen ungeliebten Mann zu heiraten – während der von ihr geliebte Mann, ihr Spionage-Partner, sie emotional zurückzuweisen schien, obschon er beruflich auf sie angewiesen war. Die Umsetzung des Themas in eine dramatische Geschichte benötigte ein volles Jahr, und trotzdem einige Inspiration aus einer 1921 in der Sunday Evening Post erschienenen Kurzgeschichte, die Selznick damals entdeckt hatte, in die Geschichte einfloss, war sie am Ende purer Hitchcock. Aber sie konnte nicht abgeschlossen werden, bevor Ingrid im Spätsommer zurückgekehrt war: Hitchcock hatte die Lösungen für seine härtesten Probleme bereit, als er von der Capa-Affäre hörte. Dies hatte aber keine Auswirkungen auf die Struktur des Screenplays, das er mit Hecht zusammen herausgehämmert hatte; im Gegenteil, das Vorhandene wurde dadurch noch intensiviert. 284

Wenn immer möglich, benutzte Hitchcock für seine Filme einen Ein-Wort-Titel, und diesmal hatte er ihn vom ersten Tag an: "Notorious". *) Der vollendete Film bleibt eines von Hitchcocks reinsten Meisterwerken; gleichzeitig stellt er ein Testament an Ingrid Bergmans Genius als Schauspielerin dar, denn trotzdem sie in manchen anspruchsvolleren Rollen bekannt wurde, betrachten viele ihrer Bewunderer "Notorious" als ihre tiefstempfundene Filmleistung. Die Geschichte einer liebeskranken Frau und eines verängstigten Manns – und von einem weiteren Mann, betrogen sowohl durch seine Zuneigung wie auch durch die politische Ausrichtung des Paares – ist "Notorious" eine Exkursion in die Tiefen der menschlichen Konfusionen. Die Geschichte läuft geradlinig, doch weist ein kurzer Handlungsüberblick auch auf tiefere Zusammenhänge unter der Oberfläche hin. Alicia Huberman (Ingrid), eine an harte Drinks gewöhnte Frau und nicht sehr tugendhafte Tochter eines deutschen Spions wird in den Dienst um die amerikanischen Bemühungen gepresst, eine Nazi-Spionagegruppe in Brasilien auszuheben. Trotzdem sie den amerikanischen Agenten T.R. Devlin (Cary Grant) liebt, der sie für diese patriotische Aufgabe rekrutiert hat, willigt sie ein, Alexander Sebastian (Claude Rains) zu heiraten, einen alten Bekannten, der sie immer noch liebt und nun den deutschen Spionagering in Brasilien leitet, der an das zur Entwicklung der Atombombe benötigte Uran kommen soll. Als Sebastian Alicias wahre Absichten entdeckt, beginnen er und seine tyrannische Mutter Alicia langsam zu vergiften, aber auf der Schwelle zum Tod wird sie von Devlin gerettet, der nun zugibt, sie während der ganzen Zeit geliebt zu haben. Der Grundgedanke von "Notorious" ist eine zweifache Erlösung (und damit etwas sehr übliches in Hitchcocks 53 Filmen): das Bedürfnis einer Frau, Vertrauen und Liebe zu ge- *) Weitere im Hitchcock-Katalog: Downhill, Champagne, Blackmail, Murder!, Sabotage, Suspicion, Saboteur, Lifeboat, Spellbound, Rope, Vertigo und Frenzy. (Rebecca, Psycho, Marnie und Topas waren die Originaltitel der Romane, auf welchen seine Filmversionen basierten.) 285

schen Sie Miss <strong>Bergman</strong> in meinem Namen viel Glück mit ihren<br />

neuen Verbindungen, wie immer die sein mögen, und drücken<br />

Sie ihr bitte meine Hoffnung aus, dass ihre Karriere sich blendend<br />

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Insofern kam es einem glücklichen Zufall gleich, dass<br />

Selznick sich aus dem neuen Hitchcock-Film zurückgezogen<br />

hatte: tägliche Kontakte mit <strong>Ingrid</strong> wären ihnen beiden zu dieser<br />

Zeit nahezu unerträglich gewesen. Nach Vertragsablauf<br />

gingen sie auf die unvermeidliche Distanz zueinander. Aber<br />

weil sich <strong>Ingrid</strong> stets l<strong>ob</strong>end und enthusiastisch über Selznick<br />

äusserte, konnten sie trotz allem eine solide Freundschaft beibehalten,<br />

und Selznick kam ihr in einer kritischen Si<strong>tu</strong>ation<br />

sogar zu Hilfe, <strong>als</strong> sie <strong>als</strong> unfähige Mutter gebrandmarkt wurde.<br />

NOCH VOR FERTIGSTELLUNG VON "SPELLBOUND", ein<br />

Jahr zuvor, hatte Hitchcock mit Hecht über das Konzept für<br />

einen Film diskutiert, den er gerne drehen würde und in dem<br />

<strong>Ingrid</strong> eine Frauenfigur ähnlich derjenigen der Mata Hari portraitieren<br />

sollte, die für eine komplexe Spionageaufgabe sorgfältig<br />

trainiert wird. Ihr Charakter würde sogar so weit gehen,<br />

einen ungeliebten Mann zu heiraten – während der von ihr<br />

geliebte Mann, ihr Spionage-Partner, sie emotional zurückzuweisen<br />

schien, <strong>ob</strong>schon er beruflich auf sie angewiesen war.<br />

Die Umsetzung des Themas in eine dramatische Geschichte<br />

benötigte ein volles Jahr, und trotzdem einige Inspiration aus<br />

einer 1921 in der Sunday Evening Post erschienenen Kurzgeschichte,<br />

die Selznick dam<strong>als</strong> entdeckt hatte, in die Geschichte<br />

einfloss, war sie am Ende purer Hitchcock. Aber sie konnte<br />

nicht abgeschlossen werden, bevor <strong>Ingrid</strong> im Spätsommer zurückgekehrt<br />

war: Hitchcock hatte die Lösungen für seine härtesten<br />

Pr<strong>ob</strong>leme bereit, <strong>als</strong> er von der Capa-Affäre hörte. Dies<br />

hatte aber keine Auswirkungen auf die Struk<strong>tu</strong>r des<br />

Screenplays, das er mit Hecht zusammen herausgehämmert<br />

hatte; im Gegenteil, das Vorhandene wurde dadurch noch intensiviert.<br />

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