Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ingrid.bergman.ch
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29.01.2013 Aufrufe

sprach, hatte er tatsächlich ein Stück über die Heilige Jungfrau von Orléans für sie geschrieben. Nun wollten Anderson und seine Kollegen bei der Playwright Company wissen, wie Ingrid für den Broadway verfügbar wäre. "Es hat uns grosse Unannehmlichkeiten eingetragen, dass wir über Miss Bergmans Verfügbarkeit am Broadway keine verbindlichen Zusagen machen konnten" schrieb Petter, und fügte bei, dass Selznick bis anhin nichts darüber habe verlauten lassen, ob es nach diesem einen zweiten Hitchcock-Film gebe (zu dem er berechtigt gewesen wäre), falls der jetzige vor Jahresende fertiggestellt wäre. "Wir haben nie etwas gegen zwei Filme in dieser Optionsperiode einzuwenden gehabt, aber wir haben Miss Bergmans Einkommen für den Fall ausgerechnet, dass nur ein Film produziert würde. Wenn ich mich richtig erinnere sind wir auf einen Betrag von mindestens $ 130'000 und auf ein Maximum von $ 180'000 gekommen. Ich schlug vor, dass dieses Salär auf $ 100'000 plus 3 % bei einem Neuabschluss geändert werde." Den Auslauf von Ingrids Vertrag wollte Petter bestätigt haben, bevor eine völlig neue finanzielle Vereinbarung getroffen werden konnte, weil "Miss Bergman weit unter ihrem Marktwert entlöhnt werde" und weil Selznick "Miss Bergman während über sechs Jahren in keiner seiner Produktionen eingesetzt habe" (was natürlich überhaupt nicht stimmte). Dann schlug er einen neuen Ton an, der dem Leser wohl ein Lächeln abgerungen haben mag: "Die Salärfrage ist uns nicht von vordringlicher Wichtigkeit. Wir wollen arbeiten und unter angenehmen Umständen arbeiten und nicht einfach Geld machen" – wobei unter "WIR" wahrscheinlich Dr. Lindström als Anwalt und Ingrid Bergman als seine Klientin zu verstehen waren. Schliesslich sprach Petter noch die Angelegenheit Dr. Feldman an, der nun durch Petters Engagement überflüssig geworden war. "Bitte, klären Sie ab, was Selznicks Leute für deren Verpflichtungen Feldman gegenüber zu zahlen bereit sind. Auch welche Ansprüche Feldman glaubt geltend machen zu können. Für die Differenz wird vermutlich Miss Bergman aufkommen" – womit er hoffte, Feldman los zu sein, 282

sodass Ingrids Management ausschliesslich auf Lindström übertragen werden konnte. Der Anwalt, John O'Melveny, sandte eine Kopie von Petters Schreiben an Selznick, der – wie zu erwarten – postwendend eine ausführliche und ungeschminkte Antwort zurückfeuerte. "Seit langem ist mir Dr. Lindströms Gewohnheit bekannt, dass er wohlmeinende und freundliche Gesten ihm gegenüber verdreht interpretiert oder einfach refüsiert." Jetzt, fuhr er fort, sei Selznick klar, dass Lindström darauf tendiere, dass Ingrid ihren Vertrag mit Selznick nicht erneuere, ohne dass eine vollkommen neue finanzielle Vereinbarung damit verbunden sei. Selznicks Wut entbannte über zwei Ursachen. Erstens war da Petters Unterstellung, Ingrid sei eine vertraglich gebundene Sklavin. "Sie hat alles getan, was sie wollte im Bereich von Auftritten, Touren, Filmen, Bühnenstücken und was immer", betonte Selznick. "Zweitens: Dr. Lindström hatte die ungenierte und einmalige Frechheit, Zahlungen für einen Film einzufordern, für den Miss Bergman ihre Absage erteilt hatte ("The Scarlet Lily", der in England und Palästina hätte gedreht werden sollen)." Selznick hätte nicht so nachgiebig sein sollen, fügte er bei, als Ingrid zwei andere Rollen ablehnte.*) Er hatte das Recht auf ihre Dienste für einen letzten Film und er war auch willens, einen neuen Vertrag mit ihr auf der Basis des "zwei- bis dreifachen bisherigen Salärs" abzuschliessen. Lindström hatte die Verhandlungen über diese Punkte eingefroren, und jetzt – mit Andersons Bühnenstück als Vorwand – behauptete er, dass Selznick hinsichtlich eines neuen Vertrags sein Wort gebrochen habe. "Ich habe unter den grossen Stars und jenen, die in ihrem Kielwasser fahren, manche irrationale und unvernünftige Leute erlebt", schloss Selznick, "aber Dr. Lindströms Benehmen und Vorgehen stellt alles in den Schatten...Bitte wün *) Es handelte sich um Rollen in "The Spiral Staircase" und "The Farmers Daughter", die schliesslich von Dorothy McGuire und Loretta Young gespielt wurden. 283

sodass <strong>Ingrid</strong>s Management ausschliesslich auf Lindström<br />

übertragen werden konnte.<br />

Der Anwalt, John O'Melveny, sandte eine Kopie von Petters<br />

Schreiben an Selznick, der – wie zu erwarten – postwendend<br />

eine ausführliche und ungeschminkte Antwort zurückfeuerte.<br />

"Seit langem ist mir Dr. Lindströms Gewohnheit bekannt,<br />

dass er wohlmeinende und freundliche Gesten ihm gegenüber<br />

verdreht interpretiert oder einfach refüsiert." Jetzt, fuhr er fort,<br />

sei Selznick klar, dass Lindström darauf tendiere, dass <strong>Ingrid</strong><br />

ihren Vertrag mit Selznick nicht erneuere, ohne dass eine vollkommen<br />

neue finanzielle Vereinbarung damit verbunden sei.<br />

Selznicks Wut entbannte über zwei Ursachen. Erstens<br />

war da Petters Unterstellung, <strong>Ingrid</strong> sei eine vertraglich gebundene<br />

Sklavin. "Sie hat alles getan, was sie wollte im Bereich<br />

von Auftritten, Touren, Filmen, Bühnenstücken und was<br />

immer", betonte Selznick. "Zweitens: Dr. Lindström hatte die<br />

ungenierte und einmalige Frechheit, Zahlungen für einen Film<br />

einzufordern, für den Miss <strong>Bergman</strong> ihre Absage erteilt hatte<br />

("The Scarlet Lily", der in England und Palästina hätte gedreht<br />

werden sollen)." Selznick hätte nicht so nachgiebig sein sollen,<br />

fügte er bei, <strong>als</strong> <strong>Ingrid</strong> zwei andere Rollen ablehnte.*) Er hatte<br />

das Recht auf ihre Dienste für einen letzten Film und er war<br />

auch willens, einen neuen Vertrag mit ihr auf der Basis des<br />

"zwei- bis dreifachen bisherigen Salärs" abzuschliessen.<br />

Lindström hatte die Verhandlungen über diese Punkte eingefroren,<br />

und jetzt – mit Andersons Bühnenstück <strong>als</strong> Vorwand –<br />

behauptete er, dass Selznick hinsichtlich eines neuen Vertrags<br />

sein Wort gebrochen habe.<br />

"Ich habe unter den grossen Stars und jenen, die in ihrem<br />

Kielwasser fahren, manche irrationale und unvernünftige<br />

Leute erlebt", schloss Selznick, "aber Dr. Lindströms Benehmen<br />

und Vorgehen stellt alles in den Schatten...Bitte wün<br />

*) Es handelte sich um Rollen in "The Spiral Staircase" und "The Farmers<br />

Daughter", die schliesslich von Dorothy McGuire und Loretta<br />

Young gespielt wurden.<br />

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