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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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eitete. Innerhalb eines Monats war sie täglich da und wenig<br />

später blieb sie auch über Nacht und teilte Jus<strong>tu</strong>s' Bett und<br />

Tisch. Diesen Sommer 1922 war er einundfünfzig und sie achtzehn.<br />

<strong>Ingrid</strong>, die es nun mit einer dritten, viel jüngeren Mutterfigur<br />

zu <strong>tu</strong>n bekam, hatte ein komfortables Heim, hübsche<br />

Kleider und was sie wollte zu essen. Aber ausser ihrem Vater<br />

hatte sie nur ein Gewirr von sehr unterschiedlichen, disharmonischen<br />

Beziehungen. Ellen war aufmerksam, fürsorglich, humorlos<br />

und streng wie eine Klosterfrau, Mutti hatte Mühe mit<br />

dem Versmass, kämpfte um eine weitere Tasse Schokolade<br />

und noch ein Stück Kuchen; Greta hielt bei Tisch Jus<strong>tu</strong>s' Hand<br />

und kicherte aus keinem ersichtlichen Anlass.<br />

Tante Ellen, die sich für ihren Bruder und seine Konkubine<br />

entsetzlich schämte, zog bald zurück in ihre kleine Wohnung<br />

drei Blöcke nebenan. Sie erschien aber jeden Sonntag<br />

Morgen, um <strong>Ingrid</strong> aus ihrem gemütlichen Bett oder Nichts<strong>tu</strong>n<br />

herauszureissen, und blies ihr den Marsch in Rich<strong>tu</strong>ng Gottesdienst<br />

in der Gemeindekirche (die übrigens nach Hedwig Eleonora,<br />

der Gattin König Karl X. Gustav benannt war). Dort<br />

prangte über dem Altar ein dunkles, bedrückendes Bild von<br />

Jesus am Kreuz und ein anderes, wie er von Pila<strong>tu</strong>s zum Tod<br />

verurteilt wird, hing unter der Orgelgalerie.<br />

In der Kanzel stand jeden Sonntag Pfarrer Erik <strong>Bergman</strong>,<br />

der mit <strong>Ingrid</strong>s Familie aber nicht verwandt war. Im Juli<br />

1918 gebar Pfarrer <strong>Bergman</strong>s Frau Karin einen Jungen, den sie<br />

Karl Ingmar nannten und der ebenfalls in früher Kindheit mit<br />

den Wundern des Films bekanntgemacht wurde und mit dramatischen<br />

Eindrücken des Gemeindelebens aufwuchs. Pastor<br />

<strong>Bergman</strong>s Predigten betonten – sehr zu Ellens Genug<strong>tu</strong>ung –<br />

"spezifische Fragen der Beziehung zwischen Kind und Eltern<br />

und Gott", womit Ehre, Anstand, Gehorsam und ein strenger<br />

Moral-Kodex, der Sünde und Schuld, Reue und Sühne betraf,<br />

gemeint waren (was Ingmar bestätigte).<br />

Während einer kurzen Zeit in ihrer Jugend, speziell<br />

nachdem sie von Pastor <strong>Bergman</strong> konfirmiert war und sich<br />

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