Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

grosszügigste, die zur Unterhaltung der Truppen herbeikam –
aber er fand auch, dass sie zu diesem Zweck nicht die optimale
Wahl war. "Die Jungs wollten Comicheft-Humor, Burlesken,
groben Stoff – und da kam Ingrid und las meistens aus Prosa
und Lyrik."
Eine Nacht war besonders peinlich. Sie hatte ihre kleine
Vorstellung beendet und kam in Tränen von der Bühne, weil
die Soldaten anzüglich muhten und dann in rüdes Gejohle
übergingen und Kondome durch die Luft schwenkten. ("Zu
schade, dass ihr Kerle nichts Besseres damit anzufangen
wisst," sagte Adler, als er sie einige Minuten danach dafür ausschalt.)
Obschon sie stets eingeladen war, mit dem militärischen
Gold zu dinieren, machte sie nie davon Gebrauch. "Sie ging
immer aus und ass mit den Leuten der Truppe, notierte deren
Namen und kontaktierte deren Familien, als sie zurück in Amerika
war", erinnerte sich Adler. "Ich sah das mit eigenen Augen."
Ebensowenig nutzte sie ihren Ruhm aus, um Generäle
kennenzulernen. Als sie von Eisenhower zum Lunch eingeladen
wurde, erklärte sie: "Ich wüsste nicht, worüber ich mit ihm
reden sollte," und das war's. Ihre praktische Veranlagung
stand immer im Widerstreit mit ihrer romantischen Seite, was
einmal mehr offenkundig wurde, als sie und Adler in Deutschland
in einem Cabriolet über Land fuhren. Der Fahrer übersah
den Haltbefehl einer Strassensperre, worauf ein Schuss knallte
und Adler einen Schmerz im Rücken verspürte. Aus Angst, eine
tödliche Verletzung erlitten zu haben, liess er sich zu Boden
gehen und bat Ingrid, seinen Lieben zuhause auszurichten,
dass er sie in alle Ewigkeit liebhatte. Sie aber sah weder Blut
noch Wunde und sagte nur: "Larry, hör auf mit diesem Unsinn."
Einen Augenblick später fischte sie ein Projektil aus dem
Rücksitzpolster des Wagens, wo es eine Stahlfeder der Polsterung
durchtrennt hatte, die dann Larry hart in den Rücken
stiess.
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