Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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29.01.2013 Aufrufe

Wieder zuhause, rief sie Selznick sofort an, der ihr sagte, er habe das Script gelesen und – ja, es wäre eine nette Rolle, aber er sei sehr unsicher. Ingrid rief sofort McCareys Büro bei RKO an, vereinbarte, das Script zu lesen und begann unverzüglich Selznick zu beackern: "Wenn ich das nicht machen darf, werde ich nach Schweden zurückkehren!" McCarey bekam Ingrid, und Selznick bekam $ 175'000 bar für die Ausleihe, sowie die Rückgabe von zwei RKO-Filmen, die er vor mehr als einem Jahrzehnt produziert hatte, "A Bill of Divorcement" und "Little Women". Und so begann Ingrid ihre Vorbereitungen für die neue Rolle, was in diesem Falle den Besuch eines Konvents von unterrichtenden Schwestern in Los Angeles bedeutete, wo sie McCareys Tante traf, die Mitglied des Ordens und wohl auch weitgehend die Inspiration für die Rolle war, die sie nun spielen wollte. Von ihren Besuchen bei den Schwestern empfing Ingrid konkrete Vorstellungen, wie sie Schwester Benedict in "The Bells of St. Marys" spielen respektive eben nicht spielen wollte. Sie war entzückt davon, alle gängigen Clichés über Schwestern erschüttert zu sehen: im Leben dieser Frauen hatte es keinen Platz für aufgesetzte Frömmigkeit. Statt dessen sah sie ruhige Hingabe, harte Arbeit, Zielstrebigkeit und einen erfrischenden Sinn für Humor. Diese Frauen waren, wie sie überrascht feststellen musste, in mancherlei Beziehung wie sie selbst. ABER DIE NONNEN WAREN MIT IHREN PFLICHTEN GLÜCKLICH; Ingrid war es nicht. Als ihre Ehe am Ende dieses Jahres völlig aus den Fugen war, bat sie Petter schliesslich um die Scheidung. Aber sie hätten sich doch nie gestritten, protestierte er: warum sollten sie sich denn trennen? Streitereien seien nutzlos, entgegnete Ingrid, weil zwischen ihnen überhaupt kein Gedankenaustausch stattfand. Ihr Leben, ihre Karriere, der familiäre Betrieb und das Kind: alles hätte er fest unter seiner Kontrolle. "Ich will nicht mit dir streiten", sagte sie traurig, "ich gehe einfach weg". Aber er überzeugte sie davon, 256

dass es absurd sei, wenn sie an verschiedenen Orten leben würden: sie hätten beide keinen andern Partner und schliesslich seien sie doch für Pia aneinander gebunden. Das Kind hatte offenbar die Hellhörigkeit seiner Eltern geerbt. "Du tust immer, was Papa will", sagte Pia ihrer Mutter eines Nachmittags. "Natürlich tu ich das", entgegnete Ingrid, zweifellos aufgeschreckt durch das kecke Urteil einer Siebenjährigen. "Papa ist sehr intelligent und er ist unser Familienoberhaupt." "Aber tut Papa je etwas, was du möchtest?" Gute Frage. Ein paar Tage danach mampfte Ingrid bei der Lektüre eines Magazins ein Stück Schokolade. "Oh", sagte Pia, "weiss das Papa?" Bei nochmals anderer Gelegenheit erlaubte Ingrid Pia, sich mit ein paar Freundinnen einen Film anzusehen. "Was nützt mir das, wenn du mir das sagst?", beklagte sich Pia, "ich muss ja doch auf Papas Erlaubnis warten." Und so weiter und so fort... "Ich glaube, ich wartete damals einfach auf jemanden, der mich aus dieser Ehe herausholte", sagte Ingrid später, "allein hatte ich die Kraft dazu nicht mehr." 257

dass es absurd sei, wenn sie an verschiedenen Orten leben<br />

würden: sie hätten beide keinen andern Partner und schliesslich<br />

seien sie doch für Pia aneinander gebunden.<br />

Das Kind hatte offenbar die Hellhörigkeit seiner Eltern<br />

geerbt.<br />

"Du <strong>tu</strong>st immer, was Papa will", sagte Pia ihrer Mutter<br />

eines Nachmittags.<br />

"Natürlich <strong>tu</strong> ich das", entgegnete <strong>Ingrid</strong>, zweifellos aufgeschreckt<br />

durch das kecke Urteil einer Siebenjährigen.<br />

"Papa ist sehr intelligent und er ist unser Familien<strong>ob</strong>erhaupt."<br />

"Aber <strong>tu</strong>t Papa je etwas, was du möchtest?" Gute Frage.<br />

Ein paar Tage danach mampfte <strong>Ingrid</strong> bei der Lektüre<br />

eines Magazins ein Stück Schokolade. "Oh", sagte Pia, "weiss<br />

das Papa?"<br />

Bei nochm<strong>als</strong> anderer Gelegenheit erlaubte <strong>Ingrid</strong> Pia,<br />

sich mit ein paar Freundinnen einen Film anzusehen. "Was<br />

nützt mir das, wenn du mir das sagst?", beklagte sich Pia, "ich<br />

muss ja doch auf Papas Erlaubnis warten." Und so weiter und<br />

so fort...<br />

"Ich glaube, ich wartete dam<strong>als</strong> einfach auf jemanden,<br />

der mich aus dieser Ehe herausholte", sagte <strong>Ingrid</strong> später, "allein<br />

hatte ich die Kraft dazu nicht mehr."<br />

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