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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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auch zu einer schmerzlichen Plage.<br />

Während den Diskussionen in der Vorproduktion von<br />

"Spellbound" war er zunächst einfach fasziniert von <strong>Ingrid</strong>;<br />

aber <strong>als</strong> die Aufnahmen begannen war Hitch liebeskrank – daher<br />

die ausserordentliche Subtilität seiner Regie an ihr und die<br />

weit grössere Genialität ihres nächsten Films, "Notorious". So<br />

wie <strong>Ingrid</strong> in einer Scheinwelt leben musste, um glaubhafte<br />

Gefühle für ihre Figuren zu finden, so verdankten Hitchcocks<br />

Meisterwerke ihre Kraft seinem unerreichten Genie <strong>als</strong> "visueller"<br />

Geschichtenerzähler, der mit dem Rohmaterial seiner eigenen<br />

Fantasie arbeitete. Sein langes kreatives Leben brachte<br />

er im Käfig des gequälten abgeblitzten Liebhabers zu: Seine<br />

frustrierte Leidenschaft für einige seiner Hauptdarstellerinnen<br />

verursachte ihm grossen Kummer. Aber es war gerade dieses<br />

Leiden, das der Welt grösste künstlerische Leis<strong>tu</strong>ngen verschaffte,<br />

die im Ofen ungestillter menschlicher Leidenschaft<br />

entstanden sind. In dieser Beziehung hinterliess er uns ein<br />

profundes geistiges Testament in einer Reihe von bemerkenswert<br />

offenherzigen, selbstverräterischen Filmen.<br />

"Irgend etwas muss Hitchcock dieses Jahr belastet haben",<br />

sinnierte Gregory Peck, dessen Leis<strong>tu</strong>ng <strong>als</strong> verletzlicher<br />

Patient dem Film einen grossen Teil seiner Kraft verlieh, "aber<br />

es war nicht herauszufinden, woran er litt". Er konnte nicht<br />

wissen, dass es des Regisseurs akute, unerwiderte Leidenschaft<br />

für <strong>Ingrid</strong> war.<br />

Hitchcock, der diesen Sommer 45 wurde, war seit 1926<br />

mit Alma Reville, seiner engsten Mitarbeiterin, verheiratet. Von<br />

ihrer Meinung, Zustimmung und Führung vollkommen abhängig,<br />

hätte er eine Scheidung niem<strong>als</strong> in Erwägung gezogen.<br />

Sein Gefühlsleben war wirr und kompliziert, seine Verdrängungen<br />

tiefgreifend und sein Geist zermartert. Aber irgendwie hat<br />

er seine privaten Ängste und Gefühle in Liebesgeschichten eingebracht,<br />

die weltweit Millionen Menschen berührten, und das<br />

noch lange nach seinem Tod. So gesehen liegt auch die Annahme<br />

nahe, dass, hätte er seine Leidenschaften ausleben<br />

können, er womöglich unfähig gewesen wäre, damit umzuge-<br />

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