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Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

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Vielleicht sind <strong>Ingrid</strong>s Gefühle verständlich, weil sie<br />

selbst den Mangel an mütterlicher Fürsorge in ihrer eigenen<br />

Kindheit erlebt hatte und nicht wollte, dass ihre Tochter mit<br />

denselben Kindheitserinnerungen aufwachsen musste. Aber<br />

unter bestimmten Umständen wird der Tod der Mutter von<br />

einem Kind vielleicht besser verkraftet, <strong>als</strong> ihre gelegentliche<br />

Anwesenheit für einen oder zwei Gänge beim Abendessen.<br />

Wenn <strong>als</strong>o <strong>Ingrid</strong> ihre Tochter zu vernachlässigen glaubte,<br />

mag dieses strenge Urteil auch eine andere Ursache haben<br />

– dieselbe emotionale Anfälligkeit, die sie dazu veranlasste,<br />

ihre abschätzige Beurteilung durch Petter allzu leichtfertig für<br />

bare Münze hinzunehmen. Tatsache ist, dass Pias Los in den<br />

1940er-Jahren nicht viel anders war, <strong>als</strong> das vieler anderer<br />

Kinder dam<strong>als</strong> und jederzeit (mag man beifügen: Speziell in<br />

Hollywood). Im Wohlstand lebenden Kindern blieb oft die nötige<br />

elterliche Zuwendung versagt, was aber nicht unbedingt<br />

fatal ist und auch keine erkennbare Schädigung verursachte;<br />

viele weniger wohlhabende Familien erleben weniger "Gemeinsamkeit",<br />

<strong>als</strong> uns die "happy family"-Märchen garantieren wollen,<br />

und Kinder aus diesen Verhältnissen sind oft erstaunlich<br />

lebenstüchtig (<strong>Ingrid</strong> selbst war eines von ihnen).<br />

Andererseits kann man sich sehr leicht vorstellen, welche<br />

Ressentiments gegen Kinder in einer Mutter entstehen<br />

könnten, welche die Gelegenheit zu einer bedeutenden Berufstätigkeit<br />

gehabt hätte, aber darauf verzichten musste (oder<br />

wollte), weil sie zuhause dringend gebraucht wurde. Gewisse<br />

Eltern und Kinder haben tatsächlich dieses überwältigende Bedürfnis;<br />

andere wiederum können sich den Luxus, diesem Bedürfnis<br />

nachzuleben, aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten;<br />

und wieder andern Eltern und Kindern geht es deutlich<br />

besser ohne den ständigen Kontakt zueinander. Im Gegensatz<br />

zu andern Ländern hat Amerika – allerdings erst seit dem 2.<br />

Weltkrieg – den Mythos der wunderbaren Mutter verbreitet, die<br />

Dick und Jane betreute, sie und ihren Hund zum Abendessen<br />

nachhause rief und mit links den unmöglichen Spagat zwischen<br />

ihren Pflichten <strong>als</strong> Köchin, Dienstmädchen, Kinderschwester<br />

und Lehrerin schaffte. Kein Wort über ihre Verpflich<strong>tu</strong>ngen <strong>als</strong><br />

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