Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

ten Jahren – wie ich glaube – gegenseitig ehrlich begegnet
sind und voll vertraut haben." In dieser Hinsicht war seine Offenheit
so bewunderungswürdig, wie die ihre; die fortschreitende
Auflösung des Bandes zwischen ihnen kann kaum als die
Folge eines sogenannten Hollywood-Lifestyles bezeichnet werden.
Tatsache bleibt aber, dass Petters Arbeit sehr wohl die
seiner Frau einschloss, und 1943 war er – der hohen Inanspruchnahme
seiner Zeit und Energie zum Trotz – mehr als je
zuvor mit der vollständigen Kontrolle von Ingrids Karriere beschäftigt,
was all jene mit Sorge erfüllte, die dieses Management
mit grossem Missbehagen betrachteten. "Er wusste, dass
er am Lenkrad sass und die uneingeschränkte Kontrolle über
den heissesten Star der Filmgeschichte ausübte", sagte Joe
Steele, der Petter als barsch und hartnäckig beschrieb, als einen
Mann, dessen freudlose Nüchternheit ihren Ursprung in
seinem ungeheuerlichen Misstrauen allem und jedem gegenüber
hatte.
IM INTERESSE DER PUBLIZITÄT liehen die Studios ihre
Stars oft an Radio-Gesellschaften aus, die Zusammenfassungen
von populären Filmen ausstrahlten. So kam es, dass Selznick
Ingrid im September das Script zu einer Radio-Version
von "Casablanca" sandte. Sie nahm es mit zu einem ihrer
häufigen Besuche bei Petter in San Francisco; er überlas es
rasch und brachte sogleich und zu Ingrids Überraschung einige
Änderungen am Dialog an. "Ich habe das Script so gut wie
möglich geändert", schrieb Petter an Dan O'Shea, als er das
Script am 20. September zurücksandte. Man kann sich das
allgemeine Augenbrauenheben entlang den Korridoren von
Selznick International Pictures etwa vorstellen. Ein Star könnte
Änderungen vorschlagen, ein Agent könnte Anfragen stellen,
ein Direktor kann Einwendungen registrieren. Aber ein derart
plumpes Vorgehen wie dieses war schlicht jenseits von Petters
Kompetenz.
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