Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Die Ausgabe enthielt einen hymnischen Artikel mit den
Eckpfeilern ihres Lebenslaufs und ihrer bisherigen Karriere,
gipfelnd: "Nicht nur, dass Ingrid Bergman keinen einzigen
Feind in der ganzen Gemeinde hat: das Publikum liebt auch
ihre Art zu arbeiten....ihre besondere Schönheit kommt von
innen heraus; es ist die Schönheit eines Individuums.... sie ist
eine ungewöhnlich ausgeglichene und charmante Frau mit Haltung,
Aufrichtigkeit, Zurückhaltung, Sensibilität, Charme und
Talent." Und so ging's mit dem Lob, Seite über Seite, einschliesslich
der unverdünnten Lobhudeleien der beiden Hexen
Hedda Hopper und Louella Parsons. Kein lebender Mensch
könnte einen derartigen Heiligsprechungsprozess lange überleben;
allen voran ihm misstraute Ingrid.
DIE PRODUKTION VON "GASLICHT" dauerte von Anfang
Juli bis Ende Oktober und war nicht eine pausenlos ernste Angelegenheit,
wie leidenschaftlich immer die Vorbereitungen
und Proben oder wie hoch die emotionalen Anforderungen jeder
Szene gewesen sein mögen. Eines Abends hatte Selznick
eine stattliche Zahl von potenziellen Investoren zu einer Party
geladen, an der seine wichtigsten Vertrags-Stars teilnehmen
sollten. Joseph Cotten erhielt den Auftrag, Ingrid zum Selznick-Mansion
zu begleiten. Beide waren erschöpft, hatten einen
frühen Arbeitsbeginn am nächsten Tag vor sich und waren
nicht mehr in der Laune, zum Nutzen ihres Chefs einen höflichstilvollen
Auftritt zu inszenieren.
Spontan entwickelte Ingrid den Plan zu einem harmlosen
Streich; so eilten sie zu Metros Garderobe-Abteilung. Für
sie fanden sie ein komplettes Kostüm für eine Serviererin
(schwarzer Rock, weisse Schürze, weisse Stulpen und Häubchen)
und für ihn eine Butler-Uniform. Eine Stunde danach
schlüpften sie beide durch Selznicks Dienstboten-Eingang, beschworen
den Majordomus, nichts zu verraten, behändigten
ein Hors d'Oeuvre-Tablett und ein Tablett voller Getränke und
begannen, mit dem obligaten Hollywood-Achtungsgebaren ihren
Weg durch die protzige Versammlung zu nehmen. "Das
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