Ingrid - tu als ob - Ingrid Bergman

Frau, die den Mann anbetet, der an ihrer Zerstörung arbeitet,
mag Ingrid wohl der eine oder andere Gedanke an ihre eigene
emotionale Geschichte gekommen sein. Wie Paula, hatte auch
sie ihre Mutter als Kind verloren, ihr Vater starb, als sie ein
junges Mädchen war, und aufgezogen wurde sie von einer Tante.
Ebenfalls wie Paula, genoss auch Ingrid Gesangsunterricht.
Und wie die Heldin, die sie portraitierte, hatte auch Ingrid Geld
von ihrer Tante Hulda, Otto Bergmans Witwe, geerbt (es handelte
sich um ein paar tausend Dollars, aber dessen ungeachtet
war es ein Testament ihrer Familie). Sie fand einiges von
sich selbst in dieser Figur. Und weil sich die Makeup-Abteilung
freute, Ingrid Ingrid sein zu lassen, fühlte sie sich vor ihrem
alten Freund, der Kamera, freier, als sie sich im vergangenen
Jahr je fühlen konnte.
Ebenfalls wie Paula, wusste Ingrid wie man sich fühlt,
wenn man von jenen beleidigt wird, die man liebt – wusste sie
auch, was es für eine Frau bedeutet, sich so nahe ans Feuer zu
setzen, dass Gefahr droht. Um das gleich vorwegzunehmen: In
den Charakteren und Handlungsweisen von Petter Lindström
oder Gary Cooper gab es keinen Hauch von Grausamkeit. Aber
sehr wahrscheinlich hat keiner von beiden je das Ausmass ihrer
Gefühlswelt, das Verhältnis zwischen ihrer Abhängigkeit
und ihrer Selbstsicherheit, ihrer verzagten Unsicherheit und
ihrem bedingungslosen Vertrauen in ihre Begabung begriffen.
Ihre rückhaltlose Offenheit zu diesen Männern, ihr Bedürfnis
nach deren Unterstützung, ihr Vertrauen in deren Kooperation
und ihr verletzbarer Verlass auf deren Entscheidungen – diese
Gefühle bestimmten ihre Sensibilität als Frau und als hochgradig
kreative Künstlerin.
Diesen Sommer lebte Ingrid noch immer unter dem Einfluss
einer Ehe, die zu einer distanziert-höflichen Belastung
verkommen war, und sie hatte eben die emotionalen und professionellen
Demütigungen des Cooper/Wood-Films hinter sich
gelassen. Enttäuschung und Distanzierung können verbittern,
oder auch klären und adeln, und genau das ist es, was Ingrid
zur Personifizierung der Paula Alquist brachte. "Gaslight" war
ihr Weg, sich über die Flammen zu erheben – auf eine Art zum
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